Pierre Maudet über Papierlose
Sans-Papiers, aber nicht «sans perspective»

Bringen wir die Sans-Papiers in die Legalität, ist das auch für unsere Wirtschaft nur positiv. Davon ist der Genfer Regierungsrat Pierre Maudet überzeugt.
Publiziert: 04.12.2018 um 12:40 Uhr
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Aktualisiert: 05.12.2018 um 19:57 Uhr
Pierre Maudet

Bis Ende dieses Monats haben einige Sans-Papiers in Genf noch Zeit, um ihren Aufenthaltsstatus legalisieren zu lassen. Es ist eine unverhoffte Gelegenheit für sie, sich konform zu verhalten, sich zu zeigen, Verantwortung zu übernehmen und letztlich auch ihre Würde wiederzuerlangen. Es ist auch eine Gelegenheit für ihre Arbeitgeber, das Verhältnis zu legalisieren. Und: Dem Staat bringt es neue Steuereinnahmen.

Über 25 Menschen, die in Genf leben, hat das vor knapp zwei Jahren lancierte Pilotprojekt Papyrus den Weg in die Legalität geebnet. Viele Papierlose haben Familie. Sie leben seit vielen Jahren friedlich und ohne Aufsehen zu erregen in unserem Land. Sie arbeiten und leisten so einen Beitrag an die regionale Wirtschaft. Finanziell kommen sie selbst über die Runden, ohne Schulden zu machen.

Über politische Gräben hinweg

Das Projekt wurde sehr sorgfältig aufgegleist, unter Einbezug der sozialen Dienste, Arbeitgeber und Gewerkschaften. Alle Informationen wurden streng vertraulich behandelt. Es hat sich gezeigt, dass man für eine einfache, aber richtige Idee die Leute zusammenbringen kann, unabhängig vom politischen Spektrum und den wirtschaftlichen Interessen. Man soll aus dem Projekt auch folgern, dass Liberale keine Heuchler sein dürfen, die vor allem die Augen verschliessen. Und es ist ein wirksamer Kampf gegen die Schwarzarbeit oder – noch schlimmer – den Menschenhandel.

Pierre Maudet, Sicherheitsminister Kanton Genf über Sans-Papiers

Die Zahlen sprechen für sich: Bis 2030 wird es in der Schweiz 670'000 zusätzliche Rentner geben, das entspricht einer Zunahme von 45 Prozent. Aktuell verlassen mehr Schweizer den Arbeitsmarkt, als dass neue eintreten. Papyrus soll auch eine Antwort auf diese demografische Herausforderung in unserem Land sein – eine bescheidene, aber innovative Antwort.

Die Erkenntnis aus dem Projekt lautet also: Manchmal über seinen Tellerrand hinauszuschauen, schadet bestimmt nicht.

Pierre Maudet (40) ist Regierungsrat des Kantons Genf. Der FDP-Politiker ist verheiratet und Vater von drei Kindern. Er schreibt jeden zweiten Mittwoch im BLICK.

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