Das meint der stv. SoBli-Chefredaktor zur CS-Beschattungsaffäre
«Das teuerste Kasperlitheater aller Zeiten»

Die Intrigen um Jungstar Khan und CS-Chef Thiam sind bestenfalls peinlich, andernfalls nachhaltig schädlich für die Schweiz.
Publiziert: 28.09.2019 um 23:08 Uhr
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Aktualisiert: 28.12.2019 um 23:16 Uhr
Reza Rafi

Der Unmut war in der diskreten Finanzwelt laut zu hören. 2004 rechnete der Bankier Hans J. Bär in seinen Memoiren mit den Kollegen seiner Zunft ab. Die Manager im Geldgewerbe hätten jegliche Klasse verloren, klagte er im Buch «Seid umschlungen, Millionen» – ein ehemals stolzer Berufsstand sei moralisch vor die Hunde gegangen. Bärs Feststellung, das Bankgeheimnis habe die Branche «fett und impotent» gemacht, avancierte zum Bonmot.

Würde der 2011 verstorbene Patron noch leben, könnte er sich zurücklehnen und die Vorgänge an der Spitze der Credit Suisse als komisch-kuriose Fortsetzung seiner damals gescholtenen Thesen beobachten.

Die Intrigen um den hoch dotierten CS-Chef Tidjane Thiam und den Jung-star Iqbal Khan sind bestenfalls peinlich, andernfalls nachhaltig schädlich für die Schweiz. Die Korona der Hochfinanz liefert das vielleicht teuerste Kasperlitheater aller Zeiten; die Welt lacht.

Reza Rafi, stv. Chefrdaktor SonntagsBlick
Foto: Anja Wurm

Der eigentliche Skandal aber ist nicht die durch die CS eingeleitete Beschattung Khans, der zur UBS wechselt. Auch nicht der kolportierte Streit zwischen Khan und Thiam an einer Privatparty.

Skandalös ist, wenn schon, dass der Lohn der CS-Führung innert Jahresfrist um 30 Prozent angestiegen ist – bei Thiam auf derzeit 12,7 Millionen Franken. Während der Aktienkurs in derselben Zeitspanne um
über 30 Prozent einbrach.

Dieser Verlust des Shareholder-Value trifft nicht nur Kleinanleger, die für ein Gratis-Zmittag zur GV pilgern. Er trifft institutionelle Investoren wie Fonds, Versicherungen und Pensionskassen – kurzum: uns alle.

Die Saläre sind freilich von den Eigentümern abgesegnet und regelkonform versteuert; in seiner Wutrede griff Hans J. Bär indes auf einen derben Ausdruck zurück: «Es fehlt die Anmut beim Stehlen.»

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