Zoologisch – Zoodirektor Severin Dressen erklärt
Einer für alle, alle für den Naturschutz

Der Zoo Zürich ist seit diesem Jahr Mitglied der IUCN, der International Union for Conservation of Nature. Die Weltnaturschutzorganisation hat ein Ziel: die Natur mit all ihrer Komplexität und ihren Facetten zu schützen.
Publiziert: 09.04.2023 um 06:00 Uhr
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Aktualisiert: 08.04.2023 um 18:09 Uhr
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Severin DressenDirektor des Zoo Zürich

Die Liste internationaler Organisationen mit Hauptsitz in der Schweiz ist lang und eindrücklich: Welthandelsorganisation, Weltgesundheitsorganisation, Internationales Komitee vom Roten Kreuz, Uefa, Fifa oder WWF, um nur einige der grossen Namen zu nennen. Eine enorm wichtige Organisation hat ihren Sitz ebenfalls in der Schweiz, auch wenn sie deutlich weniger Menschen kennen als beispielsweise die Uefa und die Fifa. Die Rede ist von der IUCN, der International Union for Conservation of Nature, auch Weltnaturschutzorganisation genannt.

Die IUCN ist ein riesiger Dachverband mit über 1400 Mitgliedern. Mit Mitgliedern sind keine Einzelpersonen gemeint, sondern ein Staat oder ein Ministerium (zum Beispiel das Schweizer Bundesamt für Umwelt), eine andere Nichtregierungsorganisation (zum Beispiel Pro Natura), aber auch Interessenvertreter indigener Völker. Alle 1400 Mitglieder haben eines gemeinsam: Sie wollen die Natur mit all ihrer Komplexität und ihren Facetten schützen. Ein wichtiges Instrument, vielleicht ihr bekanntestes, sind die Gefährdungsstufen der Roten Liste. Im Auftrag der IUCN bewerten Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen den Zustand einer Tier- oder Pflanzenart und ordnen sie auf der Roten Liste ein: von «nicht gefährdet» bis «ausgestorben».

Diese Rote Liste ist ein wichtiges Instrument für unsere Zoogemeinschaft. Die Gefährdungsstufen helfen uns zu entscheiden, welchen bedrohten Arten durch Reservepopulationen in Zoos besonders geholfen werden muss. Bei der Erstellung der Roten Liste und all ihren anderen Aufgaben kann sich die IUCN auf ein riesiges Netzwerk von Expertinnen und Experten verlassen. 16'000 Menschen engagieren sich freiwillig in unterschiedlichen Kommissionen und Gruppen. Diese sind häufig taxonomisch organisiert und tragen gewaltige Abkürzungen. Hinter der Abkürzung IUCN SSC WPSG verbirgt sich zum Ersten die SSC, die «Species Survival Comission» (Artenschutz-Kommission). Hinter WPSG verbergen sich die weltweiten Spezialisten und Spezialistinnen für wilde Schweinearten: «Wild Pig Specialist Group».

Der Antillen-Ochsenfrosch ist in seinem Bestand stark bedroht. Der Zoo Zürich setzt sich für seine Rettung ein, indem er die Tiere nachzüchtet.
Foto: Zoo Zürich

Andere Gruppen fokussieren sich auf bestimmte Regionen der Erde oder Teilbereiche des Naturschutzes. So arbeitet die IUCN SSC CTSG an Konzepten, wie Tiere erfolgreich von einem Gebiet in ein anderes umgesiedelt werden können. Es ist ausgeschrieben die «Conservation Translocation Specialist Group». Die Arbeit der SSC mit ihrer Roten Liste ist nur ein kleiner Teil vom grossen Portfolio der Weltnaturschutzorganisation. Zahlreiche andere Kommissionen tragen durch ihre Arbeit ebenfalls zum Erhalt der Natur bei.

Seit diesem Jahr ist der Zoo Zürich Mitglied der IUCN. Wir möchten die wichtige Arbeit unterstützen und unsere jahrzehntelange Erfahrung im Natur- und Artenschutz effektiv einbringen. Über die Arbeit von unseren weltweiten Naturschutzprojekten informieren wir seit dem Osterwochenende in unserem neuen Naturschutzzentrum im Zoo. In acht unterschiedlichen Projekten setzen wir uns, teilweise seit Jahrzehnten, für den Erhalt der Natur ein. Diese gesammelten Erfahrungen werden uns dabei helfen, ein aktives Mitglied der Weltnaturschutzorganisation zu sein.

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