Wirtschafts-Briefing von Nicola Imfeld über Daniel Vasellas Steuertricks
Es geht noch unmoralischer

Tricksen bei den Steuern? Das kann jeder und machen viele. Blick-Wirtschaftsredaktor Nicola Imfeld hat auf dem Steueramt gearbeitet. Es geht noch unmoralischer als bei Daniel Vasella, sagt er.
Publiziert: 04.02.2023 um 11:16 Uhr
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Aktualisiert: 04.02.2023 um 21:45 Uhr
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Nicola ImfeldTeamlead Wirtschaft-Desk

Daniel Vasella (69) hat es also versucht. Der Ex-Novartis-Chef wollte seinen Wohnsitz von Risch ZG nach Monaco verlegt haben – die Steuerverwaltung glaubte ihm nicht.

Gebüsst wurde Vasella dafür nicht. Steueroptimierung ist das Zauberwort – das ist kein Strafbestand. Erst ab Steuerhinterziehung oder Steuerbetrug gibts in der Schweiz eine Busse oder eine Gefängnisstrafe.

Ich habe vor über zehn Jahren als Lernender auf einem Steueramt gearbeitet und war «dabei», als wir Nachforschungen wie die Zuger Steuerverwaltung betrieben haben.

Versuchte einen Steuertrick: Ex-Novartis-Chef Daniel Vasella.
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Klar, bei uns gabs keinen vom Kaliber Vasella. Aber wohnt Herr Mustermann wirklich hauptsächlich in Entenhausen? Eine Frage, die auf den Steuerämtern der Schweiz gang und gäbe ist.

Zugegeben: Als Lernender habe ich vieles nicht mitbekommen – oder verstanden. In der Kaffeepause habe ich aber die eine oder andere interessante Geschichte aufgeschnappt. Und ich konnte dem Chef auch mal über die Schultern schauen.

Ich selbst durfte nur die «grünen» Fälle bearbeiten. Also die ganz einfachen. Das sind Menschen in einem unselbständigen Arbeitsverhältnis. Ohne Eigentum. Ohne grössere Vermögenswerte. «Tubelisicher» für einen Lehrling.

Diese «grünen» Fälle wären ein Paradies für Menschen, die gerne ihre Steuern optimieren. Nicht etwa wegen des unerfahrenen Lehrlings. Sondern, weil auf dieser Stufe im Normalfall keine Nachforschungen angestellt werden.

Was kümmert es das Steueramt, wenn Max Mustermann seine Steuern optimiert und statt 3000 nur 2400 Franken bezahlen muss?

Die einfachen Steueroptimierungskniffe habe ich damals kennengelernt – darf ich an dieser Stelle aber nicht weitergeben.

Den unmoralischsten Trick kennen indes alle: Spenden angeben, die man gar nie getätigt hat. Der kam auch bei den «grünen» Fällen, die ich bearbeiten konnte, immer mal wieder vor.

Es waren die einzigen Nachforschungen, die wir auf dieser Stufe angestellt haben. Weil der Aufwand gering war. Ich musste nur nach den Spendenausweisen fragen. In den meisten Fällen konnte Max Mustermann nicht liefern.

«Habe nie einen gekriegt.» Wer's glaubt.


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