Es ist leider tatsächlich so: Eine Vielzahl von Velofahrern beiderlei Geschlechts lebt in der Überzeugung, über dem Gesetz zu schweben. Sie missachten Rotlichter, halten vor Fussgängerstreifen nicht an, obwohl dort Passanten warten, fordern ihrerseits aber das Vortrittsrecht ein, wenn sie auf dem Velo die Strasse überqueren, obwohl sie dafür absteigen müssten.
Hupt oder schimpft man – oft nicht mal als Massregelung, sondern nur als erschreckte Warnung –, zeigen sie einem sofort den Finger und pöbeln herum. Und während viele von ihnen aufgrund ausreichenden Könnens durchaus wissen, was sie tun, es aber in Kauf nehmen, dass sie andere in Furcht und Schrecken versetzen, gibt es eine ganze Reihe von Radfahrern, die ihr Vehikel überhaupt nicht im Griff haben und ausserdem chronisch die Verkehrsdynamik falsch einschätzen.
Diese Leute hat man nicht aufgrund von Chuzpe plötzlich vor dem Kühlergrill, sondern weil sie schlicht zu blöd sind. Ärgerlich und gefährlich ist beides. Aber ist es wirklich ein exklusives Veloproblem? Schliesslich gibt es auch zahllose Fussgänger, die gemütlich bei Rot über die Strasse latschen, und Autofahrer, die partout nicht einsehen, warum sie an einem Fussgängerstreifen anhalten sollten, bloss weil da jemand wartet. Gern stossen sie beim Aussteigen auch schwungvoll ihre Tür auf, ohne nach hinten zu blicken, ob da möglicherweise ein Radfahrer naht.
Festzustellen ist also eine generelle Rücksichtslosigkeit und Jetzt-komm-ich-Arroganz. Das betrifft zum Glück längst nicht alle Verkehrsteilnehmer; die meisten verhalten sich vorausschauend, vernünftig, zuvorkommend und anständig. Bei den Velofahrern ist das Gegenteil halt so augenfällig, weil sie sich viel mehr herausnehmen können. Frecher als andere sind sie nicht. Einfach schneller und wendiger.
