SVP-Kampagnen – Meyer rät
Übertreibung, Verfälschung und blanke Lüge sind tragende Pfeiler

Wieso sind die Kampagnen der SVP immer so erfolgreich, obwohl immer übertrieben und oft sogar gelogen wird wie nun bei der Klimaschutz-Initiative?
Publiziert: 27.05.2023 um 19:24 Uhr
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Thomas MeyerSchriftsteller und Kolumnist

Nicht obwohl. Sondern weil. Die SVP hat als einzige Partei verstanden, wie man politische Werbung machen muss: simpel, griffig und emotional. Alle übrigen politischen Akteure setzen bei Abstimmungen auf sachliche Überzeugungsarbeit, die aber konsequent abstrakt und schwammig ausfällt und demzufolge auch nichts auslöst. Noch nicht mal bei den Befürwortern. Im Gegenteil: Ich bin links und grün und ärgere mich jedes Mal, wie zahnlos schöngeistig Linke und Grüne ihre Anliegen kommunizieren.

Die SVP weiss, dass man Menschen am effektivsten mobilisiert, wenn man an ihre Instinkte appelliert. Idealerweise an die niederen. Man muss die Leute gegen etwas oder jemanden aufbringen, dann hat man sie in der Tasche. So haben es die Grossmächte vor dem Ersten Weltkrieg gemacht, so haben es die Nazis vor dem Zweiten Weltkrieg gemacht, so machen es die Republikaner in den USA immer extremer und schamloser, so macht es die AfD in Deutschland – alle sehr erfolgreich. Übertreibung, Verfälschung und blanke Lüge sind dabei keine Kollateralschäden, sondern tragende Pfeiler.

Die SVP behauptet, dass «Benzinautos verboten» werden sollen. Das stimmt zwar nicht, aber was solls? Hat es der SVP je geschadet, unwahre Dinge verbreitet zu haben – oder nützt es ihr nicht eher? Donald Trump lügt, dass sich alle Balken dieser Welt biegen, aber verliert er deswegen Fans oder begeistert er sie, «weil er sagt, was er denkt»?

Wir müssen uns von der romantischen Idee verabschieden, dass das Faktische eine magische Entlarvungskraft besässe. Politik ist nicht Star Wars. Gegen die rechtspopulistischen Darth Vaders hilft nur, genau gleich plakativ zu argumentieren. Und ebenfalls zuzuspitzen und zu übertreiben.

Also nicht von «Klimawandel» und «Wissenschaft» zu reden, sondern von «Millionenflucht und Hitzetod».

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