«Stimme aus Genf» mit Pierre Maudet
Spotify für die Schweizer Medien

Abo- und Werbeeinnahmen brechen weg. Zeit für die Medien, sich neu zu erfinden – dank öffentlich-privater Innovation.
Publiziert: 28.08.2018 um 23:56 Uhr
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Aktualisiert: 21.01.2019 um 11:54 Uhr
Pierre Maudet

Vielleicht lesen Sie diese Kolumne online. Vielleicht halten Sie aber gerade auch die Zeitung in der Hand und lesen diese bis zur letzten Seite durch. Ein Konzept, das bald Geschichte sein könnte. Von den Traditionsblättern verschwindet eines nach dem anderen. Ihren Platz nehmen Online-Plattformen ein, die deutlich dynamischer und schneller sind, sich aber auch viel stärker nach den Vorlieben und Launen der User ausrichten müssen.

Soll man dies beklagen? Krokodilstränen zu vergiessen oder Widerstand leisten zu wollen, ist jedenfalls zwecklos. Die Entwicklung schreitet unerbittlich voran. Viel wichtiger wäre es, sich zu fragen, wie nachhaltig das Modell der Zukunft ist. Anders gefragt: Können wir noch auf qualitativ hochstehenden Journalismus als wichtigen Pfeiler der Demokratie zählen, wenn die Werbe- und Abo-Einnahmen wegbrechen?

1 Franken pro Monat

Als Reaktion darauf macht man nun die hohle Hand beim Staat. Dabei weiss jeder: Die direkte Finanzierung ist der sicherste Weg, um die journalistische Unabhängigkeit zu zerstören. Vielleicht liegt das Heil der Medien in Zeiten von Fake News also doch eher bei den Lesern als beim Staat. Letzterer kann immer noch die digitale Innovation in der Medienbranche vorantreiben.

Eine Idee für ein neues Modell wäre jenes von Spotify: Die Internetanbieter geben dabei einen Teil ihrer Einnahmen an die Autoren- und Verlegergesellschaften weiter. Konkret: Die Internetnutzer erhielten für einen Franken pro Monat und Haushalt Zugang zu einem vom Staat kontrollierten Medienfonds. Dieser verteilt dann das gesammelte Geld – je nach Medien, welche die Leser konsumieren. Ein solcher Mitmach-Ansatz würde das aktuelle Modell umkrempeln und die Vielfalt und Freiheit der Presse bewahren.

Pierre Maudet (40) ist Regierungspräsident des Kantons Genf. Der FDP-Politiker ist verheiratet und Vater von drei Kindern. Er schreibt jeden zweiten Mittwoch im BLICK. 

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