Vermutlich sind die Probleme, die diese Frau vorträgt, gar keine richtigen Probleme, sondern alltägliche Lasten und Pflichten, wie wir sie alle zu erdulden und erledigen haben. Auf die Lösungen, die Sie ihr nahelegen, ist sie ausserdem gewiss schon längst allein gekommen, weil sie schlicht naheliegend sind.
Das tatsächliche Problem besteht darin, dass viele Menschen erschreckend entscheidungsschwach sind. Selbst nebensächliche Angelegenheiten, die eigentlich in wenigen Sekunden abgehandelt wären, erörtern sie tage- und wochenlang, wobei sie gern ihr wehrloses Umfeld einbeziehen, was dann genau so herauskommt, wie Sie es beschreiben: Egal, was man empfiehlt, es wird sofort angezweifelt. Mitunter auch nur damit, dass es «schwierig» sei.
Als wäre das ein Argument!
Dieses Verhalten ist extrem mühsam und darf nicht unterstützt werden. Indem Sie dieser Frau zuhören und ihr Tipps geben, die sie dann verwerfen kann, betreiben Sie sogenanntes Enabling, befähigen sie also, ihre Entscheidungen weiterhin vor sich herzuschieben (was ironischerweise auch eine Entscheidung ist, aber das nur am Rand). Damit ist ihr ja letztlich nicht geholfen.
Fragen Sie sie beim nächsten Mal, was sie genau von Ihnen will. Und dann, was sie damit zu tun gedenke. Wenn sie Ihre Hilfe verlangt, aber nie befolgt, ist das ganze Gespräch sinnlos. Dann braucht es Sie gar nicht. Sprechen Sie mit ihr also ehrlich über Ihre Rolle, bevor Sie das nächste Mal wieder eine Stunde Ihrer Lebenszeit verschwenden.
Falls Sie merken, dass Sie ohnehin keine Lust mehr haben, ist das übrigens völlig in Ordnung. Schreiben Sie der Frau ein kurzes Mail, in dem Sie darlegen, dass Sie keinen Sinn darin sehen, sich Ratschläge auszudenken, die nicht befolgt werden, und dass Sie ihr zutrauen, selber den richtigen Weg zu finden.