Gopfried Stutz!
Kleinanleger dürfen auf weitere Kursverluste hoffen

Kursverluste können für Kleinanleger von Vorteil sein, denn wir können Dividendenpapiere zu Schnäppchenpreisen ergattern und müssen Buchverluste gegenüber niemandem rechtfertigen.
Publiziert: 11.02.2018 um 23:50 Uhr
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Aktualisiert: 03.12.2022 um 12:09 Uhr
Claude Chatelain
SonntagsBlick-Kolumnist Claude Chatelain

Seit wann werden Kursverluste in Punkten und nicht mehr in Prozent angegeben? Seit vergangenem Montag. 1100 Punkte verlor der Dow Jones an einem einzigen Tag; so viel wie nie zuvor. Das tönt dramatischer als das Minus von 4,5 Prozent. Beim Börsenkrach vom Oktober 1929, der die grosse Depression auslöste, konnte der Dow gar nicht so viele Punkte verlieren. Vor dem Crash belief sich sein Punktestand lediglich auf 331 Punkten.

Den grössten Tagesverlust - damit dies auch noch gesagt sei - verzeichnete der Dow Jones am Schwarzen Montag vom 19. Oktober 1987: minus 22,6 Prozent. Im Vergleich dazu sind die 4,5 Prozent vom Montag oder die 4,1 Prozent vom Donnerstag Peanuts.

Doch wenden wir uns der Frage zu, weshalb die Aktienmärkte so nervös sind. Der Hauptgrund liegt bei den Zinsen. Steigen sie stärker als erwartet, geraten Aktienkurse unter Druck. Womit wir bei der Frage sind, weshalb Aktien auf Zinsschwankungen reagieren. Dass eine starke Konjunktur Aktienkurse zu beflügeln vermag, leuchtet ein. Warum aber sind höhere Zinsen Gift für Aktien?

Am vergangenen Montag verlor der Dow Jones an einem einzigen Tag 1100 Punkte; so viel wie nie zuvor.
Foto: REUTERS

Die Antwort lautet: Weil höhere Zinsen die Obligationen wieder attraktiver machen. Und wenn diese attraktiver werden, bauen Investoren ihre Aktienbestände ab und bauen stattdessen ihr Obligationenportefeuille aus. Mit dem Verkauf von Aktien sinkt die Nachfrage, und die Preise geraten unter Druck. So einfach ist das.

Das ist die grosse Chance von uns Kleinanlegern. Wer Aktien wegen der üppigen Dividende kauft, kann es schnuppe sein, wenn der Kurs vorübergehend einen Taucher macht. Gemessen am Kurs vom 1. Februar - das war vor den jüngsten Kursverlusten - hatte die Zürich Versicherung eine Dividendenrendite von 5,5 Prozent; Swiss Re rendierte 5,3, Swisscom 4,3 und Roche 3,6 Prozent. Auch Swiss Life, UBS und Novartis kamen auf Renditen von über 3 Prozent. Die Dividende in Prozent des bezahlten Kurses ergibt deren Rendite. Diese Renditen sind nun dank der jüngsten Korrektur sogar noch höher, wenn man die Papiere zu den heutigen Kursen kauft.

Wenn nun gesagt wird, Anlegerinnen und Anleger würden nervös und fürcheten sich vor weiteren Verlusten, so betrifft dies vorab Finanzchefs, Pensionskassen, Fondsmanager und andere institutionelle Investoren. Sie müssen beim Verwaltungsrat oder Stiftungsrat antraben, wenn Börsenverluste zu Buche schlagen. Dies ist vor allem dann unangenehm, wenn die Mitbewerber eine bessere oder weniger schlechte Performance erzielten.

Solche Probleme kennen wir Kleinanleger nicht. So können wir nur hoffen, dass die Kurse weiter fallen und wir die Dividendenpapiere zu Schnäppchenpreisen ergattern können. Buchverluste müssen wir gegenüber niemandem rechtfertigen – höchtens gegenüber der Familie. Aber das ist eine andere Geschichte.

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