BLICK auf die USA: US-Reporter Nicola Imfeld über den Republikaner Mitt Romney, der für Spott und Aufsehen sorgt
Der Trump-Verräter mit dem Fake-Account

Jede Woche schreibt BLICK-US-Reporter Nicola Imfeld in seiner Kolumne über ein Thema, das jenseits des Atlantiks für Aufsehen sorgt. Heute geht es um den republikanischen Senator und Trump-Kritiker Mitt Romney.
Publiziert: 25.10.2019 um 11:21 Uhr
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Aktualisiert: 25.10.2019 um 22:45 Uhr
Nicola Imfeld aus San Diego (USA)

Donald Trump (73) fürchtete Republikaner nie. In den vergangenen Jahren hat der US-Präsident so manchen Parteikollegen schikaniert, beleidigt, verspottet. Darunter Grössen wie George W. Bush (73), Marco Rubio (48) oder Ted Cruz (48). Trump wusste, dass er es sich erlauben konnte. Wer will sich schon dem Präsidenten entgegenstellen, der innerhalb der Partei einen riesigen Rückhalt (etwa 90 Prozent) geniesst? 

Doch nun sollte das Weisse Haus umdenken. Es gibt einen Verräter in Trumps Washington, respektive in Trumps republikanischer Partei. Und dieser «Judas», wie ihn einige Konservativen nennen, wird immer mächtiger. 

Es ist Mitt Romney (72). Der Mann, der zweimal vergeblich versuchte, Präsident zu werden, könnte in naher Zukunft eine Präsidentschaft beenden. Er ist ein Trump-Feind erster Stunde. Bereits während des Wahlkampfs 2016 stellte er sich entschieden gegen den republikanischen Kandidaten. Das Problem damals: Romney hatte keine Macht, war ein «nackter» Politiker – ohne offizielles Amt. 

Nicola Imfeld, US-Reporter für BLICK.
Foto: Nicola Imfeld
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Das hat sich inzwischen geändert. Romney vertritt seit Januar 2019 den Bundesstaat Utah im US-Senat. Seither ist er ein noch grösserer Trump-Kritiker als er es bereits 2016 war. Und wird so immer gefährlicher für den Präsidenten.

Romneys Fake-Account auf Twitter

Diese Woche sorgt Romney in der Zeitschrift «The Atlantic» mit seinen Aussagen für Aufsehen. Dabei geht es zuerst um seine Distanz zum Präsidenten. Romney, ein gläubiger Mormone, der 5 Kinder und 18 Enkel hat, nennt ein Beispiel, weshalb er von Trump als Person nicht viel hält. «Wenn Sie während der Kampagne einem Pornostar 130'000 Dollar zahlen, muss das in die öffentliche Meinung einfliessen.» 

Dann verrät er beiläufig ein Geheimnis, das ihm nun viel Häme und Spott in den sozialen Medien einbringt. Romney sagt der Zeitschrift, er sei bei Twitter vor allem mit einem anonymen Konto unterwegs. Kurz nach der Veröffentlichung des Artikels macht eine Journalistin das Twitter-Profil ausfindig. Romney nennt sich «Pierre Delecto», teilt damit als (bislang) anonyme Person gerne Beiträge, die Trump kritisieren. Manchmal auch unter der Gürtellinie. 

Das ist feige. Und gleichzeitig enttäuschend. Romney hebt sich so nicht von jenen mutlosen Republikanern ab, die nur hinter vorgehaltener Hand über Trump lästern. 

Romney: Vom Trump-Verräter zum Trump-Totengräber?

Romney kann aber auch anders, müsste sich nicht hinter einem Fake-Account verstecken.

Die Demokraten hoffen nun, dass nicht nur «Pierre Delecto», sondern auch Mitt Romney ihr Impeachment-Verfahren unterstützt. Angedeutet hat er das bereits, indem er Trumps Verhalten in der Ukraine-Affäre als «falsch» und «beschämend» bezeichnete.

Die Vorzeichen stehen auch sonst gut: Der millionenschwere Unternehmer steht mit 72 Jahren im Herbst seiner Karriere– und muss erst in fünf Jahren wieder zur Wahl antreten. Wenn Trump im Repräsentantenhaus «impeacht» wird und der Senat über eine endgültige Amtsenthebung beraten muss, könnte er vielleicht andere Republikaner ermutigen, ihm zu folgen.

Dann wäre Mitt Romney nicht mehr nur Trumps Verräter, er wäre sein Totengräber.

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