Frank A. Meyer – die Kolumne
Patrons und Plaudertaschen

Publiziert: 14.07.2024 um 00:01 Uhr
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Aktualisiert: 14.07.2024 um 06:48 Uhr
Frank A. Meyer

Gehört der Satz ins Geschichtsbuch oder ins Witzbuch? Peter Spuhler hat ihn allen Ernstes so gesagt: «Die Juso zwingen mich, auszuwandern.» Peter Spuhler? Ein Unternehmer, dessen Vermögen sich auf 3,7 Milliarden Franken beläuft, erwirtschaftet mit schnittigen Schienenfahrzeugen, von der Lokomotive bis zum Luxuswagen, weltweit bekannt und begehrt.

Die Juso? Politische Plaudertaschen mit zuverlässig bösen Absichten in Bezug auf den noch böseren Kapitalismus, in Sonderheit gegenüber allerbösesten Kapitalisten wie Peter Spuhler.

Die Juso-Präsidentin Mirjam Hostetmann setzt ihrem losen Mundwerk keine Grenzen: «Steuerkriminelle Familienclans wie der von Spuhler» müssten sich nach den Regeln des Gesetzes verhalten. Gemäss Juso-Intention sähe dieses Gesetz künftig eine Erbschaftssteuer von 50 Prozent für Superreiche mit einem Vermögen ab 50 Millionen Franken vor.

Radikalsozialistische Drohgesänge, angestimmt vom Juso-Gerechtigkeitschor, der dem Kapitalismus der wohlbestallten Eltern noch rasch an den Kragen will, bevor die linksgrünen Chorknaben und -knäbinnen selber erben – und sich zu Chefs eines politischen Systems aufschwingen, das sie mit ihrer drastisch-destruktiven Erbschaftssteuer-Initiative gerade noch bekämpfen. Die inzwischen grosselterliche Elite der 68er-Generation grüsst ihre Kindeskinder mit solidarisch erhobener Faust.

Geschieht es den Patrons aber nicht gerade recht? Steht Peter Spuhler nicht exemplarisch für die Spezies der Scheffler von Unsummen, die per Erbschaftssteuer endlich abgeschöpft werden sollen? Einst war er SVP-Nationalrat, also Rechtspopulist, also mitverantwortlich für die europafeindliche Stimmung im Land – inzwischen ist er erfolgreicher Bahnverkäufer in Europa. Einst kuschelte er mit dem weissrussischen Diktator Alexander Lukaschenko – neuerdings gibt er den Kämpfer für eine freiheitliche Atmosphäre im schweizerischen Kapitalismus.

Ja, so ist es – wäre da nicht noch ein durch und durch respektables Argument aus dem Spuhler-Imperium anzuführen, zu dem neben Stadler-Rail auch Firmen wie Rieter, Swiss Steel, Autoneum und der Fahrzeugbauer Aebi Schmidt zählen:

5555 Arbeitsplätze.

Peter Spuhler, der Patron-Kapitalist: Sein Vermögen steckt zu beinahe 100 Prozent in diesen Unternehmungen.

Peter Spuhler, der Patron-Pionier: 1987 übernahm er die Stadler Fahrzeuge AG mit gerade mal 18 Mitarbeitern und einem Umsatz von 4,5 Millionen Franken.

Peter Spuhler, der Patron-Potentat: Er gehört seit vielen Jahren zu den reichsten Schweizern.

Sind die Firmen der Stadler-Welt und deren Ergebnis, gemessen in Arbeitsplätzen, denkbar ohne die unternehmerische Leistung von Peter Spuhler? Die Frage ist die Antwort.

Die Juso-Präsidentin sieht es genau andersherum. Das Kapital häufe sich in der Schweiz bei einigen wenigen Familien: «Wenn man dann nicht bereit ist, einen Teil davon an die breite Bevölkerung, welche diesen Wohlstand erarbeitet hat, zurückzugeben, dann erachte ich das auf der moralischen Ebene als verbrecherisch.»

Es lässt sich ausrechnen, wie viele Patron-Firmen im Erbfall an Spekulanten veräussert werden müssten, würden die Juso-Pläne zur Teilenteignung reicher Firmenbesitzer Wirklichkeit. Wie viele würden beispielsweise nach China verkauft, wo man auf die selbstzerstörerischen Tendenzen der westlichen Marktwirtschaft hofft? In der Tat, die Zerstörung des Westens ist ein Gemeinschaftswerk der inneren linksgrünen Feinde in Komplizenschaft mit den Feinden von aussen.

Wann ist endlich Schluss mit dem kapitalistischen Markt!

Dieser Markt ist der Motor der Wirtschaft. Er bringt hervor, was sozial verteilt werden kann: gute Löhne, gute Renten, gute Schulen, gute Lebensverhältnisse. Natürlich sind vorbildliche Patrons lediglich Protagonisten der einen Seite des gesellschaftlichen Kräftespiels. Die Protagonisten der anderen Seite sind bürgerbewusste Arbeitnehmer, Fachkräfte, ohne deren Fleiss und Können die Patrons mit leeren Händen herumfuchteln müssten.

Der Kapitalismus spiegelt sich im Für und Wider des demokratischen Rechtsstaates – der sozialen Marktwirtschaft, also des Kompromisses zum Wohle des Ganzen. Peter Spuhler ist in diesem dialektischen Gefüge des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Erfolgs ein ganz besonders wertvoller Zeitgenosse.

Es wäre wundervoll, man dürfte das auch von den Juso behaupten.

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