Fix zur Gesellschaft
«Vo wo kunnsch denn du?»

Unsere Autorin wird oft nicht verstanden. Das liegt weniger am Inhalt des Gesagten als vielmehr an ihrem Dialekt. Sagen zumindest die anderen.
Publiziert: 17.04.2021 um 20:56 Uhr
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Aktualisiert: 07.05.2021 um 16:13 Uhr
Alexandra Fitz

«Verston di nöd!», «Hä?», «Was häsch gseit?». Das höre ich immer wieder und – ohne Seich – es macht mich recht hässig. «Wia du verstosch mi ned? Was isch mit dir ned guat?», will ich meinem Gegenüber ins Gesicht plärren. Ich werde tatsächlich wegen meines Dialekts angemacht. Doof angemacht. Ich war neu in Zürich, und tatsächlich machte mich so eine hippe Zürcherin in der Journalistenschule stets nach («He Laila, ich mag dich im Fall, aber weisch, du mit dinra Zürischnorra bisch au ned s Nonplusultra! Jo, Schnorra, ned Schnurre! Und ned umasos setzt s Schwiizer Fernseh gern uf Walliser und Bündner. Weil mit zviel Zürcher isch dr Rescht vor Schwiiz ned iverstanda!») Mist, ich werde laut, Sie merken es. Aber es hört auch nach elf Jahren nicht auf. Vor allem meine Arbeitsgschpändli mobben mich notorisch.

Eine Mitarbeiterin fragt ohne Witz nach jedem zweiten Wort: «Was?» («Silvia, ich han di echt gern, aber das nervt!»). Sie beruhigt mich und sagt, es liege daran, dass sie auf einem Ohr schlechter höre. Andere Gschpändli sind ganz frech, indem sie sich einfach an eine dritte Person nebenan wenden, so als wäre ich gar nicht da: «Han si nöd verstanda!» Und lachen. Lachen. Pfff, gohts no? (Ich fahre schon wieder aus der Haut, wobei: Wie fährt man eigentlich aus der Haut? Im ersten Gang?). «Vo wo kunnsch denn du?», fragt mich ein neues Gegenüber auch jedes Mal. «Us Liachtaschta!» – «Ah, Liechteschtei!» – «Nei, Mann, Liachtaschta!»

Letzte Woche war ich im Homeoffice bei einem Freund (er schrieb einmal in seiner Kolumne von mir als «Bekannte», das nehm ich ihm heute noch übel). Auf jeden Fall sitzen wir zwei FREUNDE in zwei unterschiedlichen Zimmern und rufen uns zu. Er versteht mich nie. Nie. Ich schreie! Und werde aggressiv. Er fragt: «Trägst du eine Maske?» Er, der König des Nuschelns.

Ich halte es mit der äusserst beliebten Liechtensteinerin Tina Weirather. Anfang Februar interviewte ich die ehemalige Skirennläuferin. Als wir auf ihren Job als SRF-Kommentatorin zu sprechen kamen und ich sie nach den Auswirkungen ihres Dialekts fragte, antwortete sie: «Ich bin froh, dass ich einen Dialekt habe, der vielleicht speziell ist, dafür leicht zu verstehen.» Take this, all ihr Lailas und Silvias!

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