Fix zur Gesellschaft
Danke fürs Lesen

Nichts ist selbstverständlich – daher bedankt sich unsere Autorin bei Ihnen.
Publiziert: 27.12.2020 um 07:00 Uhr
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Aktualisiert: 08.01.2021 um 14:34 Uhr
Alexandra Fitz

Wenn Sie hier sind, also hier in diesem Text, dann sind Sie ein Leser. Ein regelmässiger oder ein gelegentlicher Leser. Vielleicht auch nur einer, der zufällig hier ist oder einer, der noch nie hier war. Aber jetzt sind Sie hier. Und das ist eine gute Gelegenheit. Ich möchte mich nämlich bei Ihnen bedanken.

In diesen Zeiten ist nichts selbstverständlich. Schon gar nicht Aufmerksamkeit. Für eine Kolumnistin ist das aber das höchste Gut. Liest das überhaupt jemand? Die Frage «Interessiert das überhaupt jemanden?» traut man sich erst gar nicht zu stellen. Man ist erst mal nur froh, dass man ein Thema gefunden hat. Meist findet das Thema einen. Im Tram, beim Spaziergang, im Gespräch. Das passiert in manchen Wochen oft oder zumindest genug oft. Und in manchen klagt man freitags beim Chef und sagt: «Ich weiss nicht, was ich schreiben soll.» Glauben Sie mir, er weiss es immer. Wenn es knapp ist, sage ich stets dasselbe, um ihn zu beruhigen: «Ich hab die Kolumne schon im Kopf, muss sie nur noch schreiben.» Er ist dann wirklich beruhigt. Weil er weiss, das Schreiben ist nie das Problem.

Wenn man als Kolumnist ein Thema hat, schreibt es sich fast von selbst. Weil es aufgeschrieben werden muss. Es muss raus. Frust muss raus. Genauso wie berührende Geschichten oder heitere Begegnungen. Das ist das Los des Kolumnisten.

Alexandra Fitz, stv. Leiterin SonntagsBlick Magazin
Foto: Thomas Meier

Und dann, nach dem Thema und der Niederschrift, kommen Sie ins Spiel. Und das macht die Kolumnerei erst komplett. Danke, dass Sie lesen, wie ich Türkentauben in der Nachbarschaft beobachte oder Ihnen erzähle, wie ein Bienenvolk sich die Stadt zurückeroberte. Dass Sie lesen, wie es sich anfühlt, daheim zu arbeiten und wie ich zuhöre, wie ein Mann «Jingle Bells» für ein Altersheim singt.

Und danke, dass Sie mir schreiben und mir Chrömle anbieten, wenn ich zu wenig habe. Mir vorschlagen, Ihre Esel zu besuchen, weil ich doch so gerne einen hätte. Und dass Sie mir sagen, dass Sie meine Kolumne immer lesen, als Erstes lesen oder gar nie lesen. Ich bin sogar froh über Sätze wie «Kriegt die etwa Geld dafür?».

Apropos Geld. Ich möchte mich auch bei meinen Vorgesetzten bedanken, dass ich diese Kolumne schreiben darf. Muss. Vielen Dank für den Platz, die Geduld und fürs Gut-Zureden.

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