Das meint Blick zur Aufweichung des Raserartikels
Unsere Politiker kuscheln wieder mit Rasern

Die Schweiz hatte genug von Rasern und den von ihnen verursachten Dramen. Raser brauchen Abschreckung: Gefängnisstrafe. In jedem Fall. Die Politik hält das plötzlich für unfair – ohne Not. Kommentar von Sandro Inguscio, Chefredaktor Digital.
Publiziert: 02.06.2022 um 16:31 Uhr
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Aktualisiert: 02.06.2022 um 17:45 Uhr
Sandro Inguscio

Weniger Verkehrstote. Weniger schwere Unfälle. 70 Prozent der Schweizer Bevölkerung finden dies laut einer Umfrage von Roadcross gut. Logisch, sagt man sich. Wer findet weniger Tote nicht gut? Offenbar unsere Politikerinnen und Politiker.

Sie weichen den Raserartikel auf, dem wir die erfreuliche Entwicklung auf unseren Strassen mitzuverdanken haben. Es war eine Gesetzeshärte, die die Schweiz wollte. Weil sie genug hatte von Dramen, bei denen Menschen aus dem Leben gerissen werden, weil mit einem anderen die Pferdestärken durchgingen. So wusste in den letzten zehn Jahren jeder: Wenn ich wie vom Affen gebissen durch unser Land bolze, gibts eine Gefängnisstrafe. In jedem Fall.

Das war gut so. Das war richtig so. Denn wer mit über 100 km/h durch ein Dorf donnert, wer mit über 200 km/h über die Autobahn brettert, der gehört in den Knast. Es gibt keine Erklärung und keine Entschuldigung für solche Irr-Fahrten.

«Die Politik schenkt den Rasern mit der Aufweichung Hoffnung», sagt Sandro Inguscio, Chefredaktor Blick.ch und Blick TV.
Foto: Thomas Meier
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Unsere Politiker sehen das anders. «Via sicura» wird kastriert. Mit Rasern wird wieder gekuschelt. Man schenkt ihnen Hoffnung: Wenn sie bei ihrem Tempoexzess niemanden über den Haufen fahren, dürfen sie künftig darauf hoffen, mit einer Geldstrafe davonzukommen, statt in den Knast zu wandern. Prinzip Hoffnung, während Menschenleben auf dem Spiel stehen.

Die abschreckende Wirkung ist damit dahin. Ohne Not. Ohne Grund. Das macht rasend.

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