«Berner Platte» – die neue SonntagsBlick-Kolumne
Die Kraft der Sonne

Grünen-Nationalrätin Aline Trede über die Schweizer Langsamkeit bei der Solartechnik und Landwirte, die zu Energiewirten werden könnten.
Publiziert: 13.08.2023 um 15:59 Uhr
Aline Trede*

Ohne die Sonne gäbe es kein Leben. Nicht umsonst kennen viele Kulturen Sonnengottheiten wie Helios im antiken Griechenland oder Re im alten Ägypten.

Sonnenstrahlen können auch für die menschliche Zivilisation optimal genützt werden, denken wir an die Sonnenuhr oder den frühen Solarkocher.

Heute ist die Solartechnologie weit fortgeschritten und stösst weltweit auf eine grosse Nachfrage. Auch in der Schweiz geht es vorwärts – aber sehr langsam. Hier wird die Diskussion in der Polemik über alpine Anlagen in Naturschutzgebieten ertränkt.

Schreibt neu als Kolumnistin für den SonntagsBlick: Aline Trede. Sie wechselt sich mit SVP-Nationalrat Alfred Heer ab.
Foto: ALESSANDRO DELLA VALLE

Dabei war die Schweiz in den 80er- und 90er-Jahren Vorreiterin; später wurden die nationalen Förderprogramme zugunsten von fossilen Energiequellen abgeschafft. Im Parlament hat sich die Fossil- und Immobilienlobby durchgesetzt. Ein Beispiel: Die Solarpflicht für Dächer von 100 Quadratmeter Grösse wurde auf 300 Quadratmeter erhöht – wer hat schon so ein grosses Dach? Kürzlich hat der Ständerat die Pflicht ganz gestrichen. Federführend war die SVP, die sich gegen jegliche Lösungen für die Energiewende wehrt. Und die FDP möchte stattdessen auf Eigenverantwortung setzen. Warum hat sie sich dann nie gegen die Parkplatzerstellungspflicht gewehrt?

Diese Blockadepolitik ist unverständlich. Landwirte könnten dank Solaranlagen auch Energiewirte werden und sich unabhängig von fossilen Energien machen.

Riesiges Potenzial liegt brach

Dabei wäre das Potenzial unserer Dächer riesig: Wir könnten 50 Terawattstunden Solarenergie produzieren! Das würde schon sehr weit reichen, um in Zukunft unseren Strombedarf von rund 80 Terawattstunden zu decken.

Weitere 15 Terawattstunden können wir mit Solaranlagen an Fassaden produzieren. Hier ist die Schweiz im Hintertreffen. Als ich vor elf Jahren auf einem alten und sehr hässlichen Garagendach meine Solaranlage gebaut habe, gab es Einsprachen, sie sei zu wenig schön. Ich musste die stehenden Panels noch weiter runterlegen. Schöner wurde sie meiner Meinung nach dadurch nicht, aber weniger effizient.

Solarenergie ist klimafreundlich, günstig und unendlich verfügbar. Sie ist überall erhältlich und macht uns unabhängig von fossilen Energien und somit von autokratischen Regimes. Deshalb braucht es jetzt eine grosse Solar-Offensive, die wir mit unserer grünen Solar-Initiative anstossen. Die Zukunft ist erneuerbar, bringen wir unsere Volkswirtschaft endlich klar auf diesen Weg.

*Aline Trede ist Fraktionschefin der Grünen im Nationalrat und Umweltwissenschaftlerin.

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