Berner Platte – die Blick-Kolumne
Fragen wir Copernicus

Die Schweiz wollte am europäischen Erdbeobachtungsprogramm Copernicus teilnehmen – nun verzichtet sie, zumindest bis Ende 2027. Aus Budgetgründen. Für Grünen-Nationalrätin Aline Trede spart der Bundesrat am falschen Ort.
Publiziert: 05.05.2024 um 08:56 Uhr
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Aktualisiert: 05.05.2024 um 09:58 Uhr
Aline Trede

Bildung ist unser höchstes Gut, wir sind mit unserem dualen Bildungssystem und unseren Hochschulen Weltspitze. Studierende, Forschende, Lehrende kommen von überallher und helfen mit, unsere Bildungsstätten noch besser und renommierter zu machen.

Die Schweizer Politik tut das Gegenteil. Die Mehrheit von Bundesparlament und Bundesrat erschwert es, die Qualität zu halten. Mit der Masseneinwanderungs-Initiative wurden wir vom damaligen Horizon-Forschungsprogramm abgekoppelt, das Studierendenaustausch-Programm Erasmus+ wurde gestrichen und damit der immens wichtige internationale Austausch erschwert.

Zudem versucht das Parlament immer wieder, die Wissenschaft zu diskreditieren, gerade in der Klimathematik: Da wird beispielsweise einem Bericht des Weltklimarates eine eigens finanzierte Studie entgegengestellt, um ihn zu entkräften. Das ist unseriös. Denn 234 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus 66 Staaten haben am Weltklimabericht mitgearbeitet, der über 14'000 Studien zitiert – wie es sich für die Wissenschaft gehört.

Aline Trede, Berner Grünen-Nationalrätin und Blick-Kolumnistin.
Foto: Keystone

Der neuste Anti-Wissenschafts-Coup ist die Entscheidung des Bundesrats, aus Copernicus auszusteigen. Das europäische Erdbeobachtungsprogramm stellt Grundlagen für Klimadienstleistungen bereit. Es geht um vergangene Werte und Klimaberechnungen für die Zukunft, eine Art langfristige Wetterprognose.

Die Schweiz profitiert von diesen Daten, indem sie beispielsweise für Infrastrukturbauten besser vorbereitet ist oder Massnahmen zur Anpassung an die Klimaerwärmung gezielter vornehmen kann. Der Bundesrat selber will zwar gute Klimaszenarien haben, die unsere Universitäten und ETH auch aufgrund der Daten von Copernicus darlegen, mitfinanzieren will er diese aber nicht mehr.

Wenn er nun unter dem Deckmäntelchen des Bundesfinanzhaushalts jegliche Sparmassnahmen bei Bildung, Forschung und im Klimabereich ansetzt, ist dies für unser Land langfristig eine äusserst schlechte Entwicklung. 

Lassen wir die Wissenschaft die Grundlage schaffen, auf der wir die politischen Entscheidungen fällen.

* Aline Trede ist Fraktionschefin der Grünen im Nationalrat und Umweltwissenschaftlerin. Sie schreibt jeden zweiten Sonntag für uns – im Turnus mit SVP-Nationalrat Alfred Heer. 

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