Video zeigt das Bio-Haus «Haus Eins»
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Hoch über Seelisberg UR:Video zeigt das Bio-Haus «Haus Eins»

Zwei Schreiner bauen ökologisches Traumhaus in Seelisberg UR
So wohnt es sich im komfortablen Bio-Haus «Haus Eins»

Das Naturhaus hoch über Seelisberg UR hatte Lukas Gwerder für seine Familie geplant. Doch dann kam alles anders. Jetzt kann das «Haus Eins» aus vorwiegend natürlichen Materialien zum temporären Wohnen oder für Ferien gemietet werden.
Publiziert: 30.01.2020 um 16:45 Uhr
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Aktualisiert: 30.01.2020 um 16:52 Uhr
Corine Turrini Flury

Der selbständige Schreiner Lukas Gwerder (37) bezeichnet sich als experimentierfreudigen Naturfreak. Das hat sich auch beim Bau seines Einfamilienhauses hoch über Seelisberg gezeigt. Chemische Bausubstanzen, Leim und Baubeschleuniger kamen für Gwerder für sein Haus nicht in Frage, als er im Spätsommer 2011 mit dem Bau loslegte.

Schon bei den Recherchen und der Planung seines Eigenheims ist dem Handwerker aufgefallen, dass in Sachen Nachhaltigkeit bei Bauten noch viel Potenzial vorhanden ist. Allerdings ist er bei einigen Baufachleuten mit seiner Vorstellung von der konsequenten Verwendung natürlicher Baumaterialien für ein optimales Raumklima auf viel Skepsis gestossen. Darum hat der Tüftler seine Ideen oft selber umgesetzt und sich im Selbststudium am eigenen Bau oder in Kursen weitergebildet. «Ich pflege einen gesunden und natürlichen Lebenstil, entsprechend wollte ich auch bei meinem Bauprojekt kompromisslos auf Nachhaltigkeit für ein gesundes Wohnklima setzen», so der zweifache Familienvater.

Durch Zufall Käufer «mit Holz im Blut» gefunden

Rund drei Jahre lebte Gwerder bis zur Trennung mit seiner Familie im unfertigen Haus. «Dann wurde es finanziell eng und ich suchte einen Käufer», sagt Gwerder zu BLICK. Loslassen fiel ihm trotz seinem grossen persönlichen Einsatz am Haus nicht schwer. «Mir lag einfach am Herzen, dass sich jemand findet, der dieses einzigartige Haus wertschätzt.»

Hoch oben bei Seelisberg liegt das «Haus Eins» – das Erste seiner Art. Es ist ein konsequenter Bau aus Naturmaterialien der temporär von Naturliebhabern oder zum Probewohnen gemietet werden kann.
Foto: zVg
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Der Zufall wollte es, dass Urs Kasper (34), ebenfalls ein gelernter Schreiner, durch einen Zeitungsartikel über den geplanten Verkauf auf das Naturhaus aufmerksam wurde. Kasper arbeitet im eigenen Familienunternehmen in Meggen LU, im Bereich Immobilien- und Hotelmanagment.

Ins Portfolio der Firma passte das Naturhaus nicht unbedingt, dennoch hat der gelernte Handwerker Kasper den Edelrohbau 2017 gekauft. «Ich habe noch immer Holz im Blut und war von Anfang an begeistert mit welchem Fachwissen und gutem Instinkt Gwerder diesen einzigartigen Bau erstellt hat. Wir wollten nicht, dass dieses Bio-Projekt nur wegen fehlender finanzieller Mittel nicht fertig realisiert werden kann», erklärt Kasper seinen Kaufentscheid.

Die Idee für temporäreres Wohnen

Was genau mit der neu erworbenen Liegenschaft werden sollte, war Kasper beim Kauf noch nicht ganz klar. «Ich wohne mit meiner Familie in Meggen ebenfalls an einem schönen Ort und hatte selber keinen Bedarf.» So entstand die Idee, das ursprüngliche Einfamilienhaus an traumhafter Lage an erholungssuchende Naturliebhaber, Familien oder Gruppen temporär zu vermieten.

Zusammen mit dem Visionär und ehemaligen Erbauer Lukas Gwerder wurden die Baupläne entsprechend angepasst und der moderne und komfortable Innenausbau fertiggestellt. Das Resultat kann sich sehen lassen: Ein modernes und helles Holzhaus, in harmonischen Farben und ausgeklügelter Form für optimales Raumklima, das abgesehen von gesetzlich vorgeschriebenen Elektrorohren und Sanitärleitungen frei von Sondermüll ist. Als «Haus Eins - das erste seiner Art», kann das fast zu 100 Prozent biologisch abbaubare Pionierprojekt mit Sauna und Schwimmteich, seit September 2019 gemietet werden.

Herzensprojekt statt Renditeobjekt

Die ersten wenigen Rückmeldungen der Gäste sind gemäss Kasper sehr positiv. «Die Vermietung läuft erst gerade an und hat noch Potenzial nach oben. Als Renditeobjekt war das Haus aber nie gedacht, vielmehr ist es zu einem Herzensprojekt geworden.

Wir setzen mehr auf Mund-zu-Mund-Propaganda, als dass wir es auf sämtlichen Buchungsplattformen vermarkten», sagt der glückliche und stolze Hauseigentümer. Gern möchte man ausser den Feriengästen auch andere Bauherren und -planer mit der natürlichen Bauweise inspirieren und vielleicht ergeben sich durch das «Probewohnen» auch weitere Bio-Hausprojekte.

Skeptiker von Pionierbau überzeugt

Das wäre auch im Sinne von Visionär und Ersteller Schreiner Gwerder, der momentan in einer Wohnung lebt. «Ich habe viel von diesem Hausbau profitiert und immer wieder neue Ideen. Vielleicht baue ich mir irgendwann noch einmal ein Naturhaus.» Skeptiker hat er mit seinem Pionierbau überzeugt und ist neben seiner Schreinerarbeit inzwischen auch als ökologischer Bauberater gefragt.

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