«So etwas hätte ich mir in der Schweiz nie leisten können»
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Ausgewandert ins Paradies:«So etwas hätte ich mir in der Schweiz nie leisten können»

Zürcherin baut sich neues Leben in Khao Lak auf
Abtauchen im Paradies

Seit 2008 lebt die Zürcherin Melanie Andriolo (44) in Thailand. Bei Khao Lak hat sie sich in ihrer neuen Heimat als Tauchlehrerin allein eine neue Existenz aufgebaut.
Publiziert: 12.11.2023 um 18:12 Uhr
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Aktualisiert: 13.11.2023 um 10:07 Uhr
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Corine Turrini FluryRedaktorin Wohnen

Das Tauchen entdeckte Melanie Andriolo durch ihren Ex-Freund, der begeistert tauchte. Mit ihm reiste sie 2004 nach Ägypten und tauchte dort erstmals selber in die Unterwasserwelt ab.

Es folgten Tauchreisen nach Malaysia und auf Phi Phi Island und der Sport wurde immer mehr zur grossen Leidenschaft der Zürcherin. «Die Ruhe fernab von Hektik in der Unterwasserwelt fasziniert mich und bis heute freue ich mich, wenn ich andere dafür begeistern kann», sagt Melanie Andriolo im Gespräch mit Blick.

Neustart in Khao Lak mit Ersparnissen

2007 plante die gelernte Siebdruckerin, für zwei Monate allein nach Khao Lak zu reisen. «Bei den Similan-Inseln zu tauchen war schon lange ein Traum von mir, den ich mir erfüllen wollte», sagt sie. Die bekannte, unbewohnte Inselgruppe umfasst neun kleine Inseln und ist per Boot in knapp zwei Stunden erreichbar. «Das ist ein Stück vom Paradies», schwärmt die Schweizerin.

Ein Traum von Melanie Andriolo war eine Reise nach Khao Lak, um bei den Similan-Inseln zu tauchen. Die Inselgruppe liegt vor der Küste von Khao Lak.
Foto: Zvg
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Die Rückkehr in die Schweiz bei Minustemperaturen fiel ihr nach ihrem Aufenthalt in Khao Lak extrem schwer und zunehmend reifte die Idee, für immer nach Thailand zu ziehen. «Ich mag die Kälte nicht und liebe das warme Klima und das Meer.»

Durch Kontakte vor Ort, die sie bei ihrem Aufenthalt geknüpft hatte, ergab sich die Möglichkeit, in einer Tauchschule zu arbeiten. So kündigte Andriolo ihre Wohnung im Zürcher Unterland und ihren gut bezahlten Job und zog im September 2008 nach Khao Lak. «Meine Mutter hat mir das Sparen früh beigebracht und ich habe immer von meinem Lohn Geld zur Seite gelegt. Mit meinen Ersparnissen konnte ich die Auswanderung nach Thailand planen und meine Ausbildung als Guide und später zur Tauchlehrerin finanzieren», erzählt sie.

Mutter folgt der Tochter nach Thailand

Zwei Jahre später liess sich Melanie Andriolos Mutter frühzeitig pensionieren und zog zu ihrer Tochter in die neue Heimat. «Ich bin ein Einzelkind und meine Mutter und ich haben ein enges Verhältnis. Sie steht mir mit Rat und Tat zur Seite und unterstützt mich im Hintergrund.»

Im gleichen Ressort bewohnen Mutter und Tochter seither je einen eigenen kleinen Bungalow mit 50 Quadratmeter Wohnfläche, Sitzplatz und Garten für knapp 300 Franken monatlich. «So schön zu wohnen, könnte ich mir in der Schweiz nicht leisten. Die Lebenskosten insgesamt sind in Thailand noch immer günstig», sagt Andriolo.

Sprung in die Selbstständigkeit

Als der deutsche Inhaber der Tauchschule, wo die Schweizerin angestellt war, aus persönlichen Gründen das Geschäft aufgab und Melanie Andriolo motivierte, selber eine Tauchschule zu eröffnen, wagte sie vor fast zwölf Jahren den Sprung in die Selbständigkeit in Khao Lak.

Sieben Jahre lang hatte sie zur Tauchschule noch ein eigenes Schiff, das sie von ihrem Ex-Chef kaufen konnte, und bot Tauchsafaris an. «Ein Schiff zu unterhalten, kostet viel Zeit und Geld. Als dann die Corona-Pandemie noch kam und keine Touristen mehr nach Thailand kommen konnten, habe ich mein Schiff zu einem guten Preis verkauft», sagt Andriolo. Seither hat sie wieder mehr Zeit für sich und ihre Hunde und kann auch wieder vermehrt selber tauchen.

Viel Arbeit und kaum Freizeit in der Hochsaison

Von Oktober bis Mai ist Hauptsaison in Khao Lak und damit die strengste Zeit für die Schweizerin. «Da arbeite ich sieben Tage die Woche.» Von ihrem Zuhause in Bang Niang sind es mit dem Auto wenige Minuten zum Büro. Die Mittagspause verbringt die Schweizerin oft mit ihrer Mutter am Strand und holt sich Essen bei den Thais. Abends kocht sie gern für sich zu Hause. Zum Einkaufen fährt sie meistens zum Frischmarkt. «Meistens koche ich europäisch. Omeletten mit Salat oder Schweinsfilet mit Bratkartoffeln. Brot backe ich oft selber.»

Beim Essen zeigt sich die Schweizerin in ihr: Mittagessen um zwölf Uhr und Abendessen zubereiten um sechs Uhr, wenn immer möglich. Die Abende verbringt sie gern mit ihren Hunden am Strand oder ist in ihrem Garten. Zudem hat die handwerklich geschickte und kreative Zürcherin ein neues Hobby für sich entdeckt und bastelt Zementskulpturen: «Für Basteln, kleinere Umbauarbeiten im Haus und im Garten habe ich in der Nebensaison Zeit.»

Rückkehr nicht denkbar

Heimweh nach der Schweiz hat Andriolo nicht. Auch körperlich bekomme ihr das Klima viel besser, als die Kälte in der Schweiz, sagt sie. «Manchmal vermisse ich meine Freundinnen von früher und Kollegen aber schon. Zum Beispiel für Kinobesuche oder spontane Treffen», sagt sie. Viele Schweizer Freunde seien auch schon bei ihr zu Besuch gewesen und auch auf Distanz pflegt sie ihre Freundschaften in der alten Heimat. Sie selbst war vor etwa sieben Jahren das letzte Mal in der Schweiz.

«Ich würde mich da wahrscheinlich fast nicht mehr zurechtfinden. Der Überfluss und die Auswahl in den Läden hat mich etwas schockiert.» Ausserdem sei die Schweiz auch einfach teuer. Eine Rückkehr ist für Melanie Andriolo daher nicht vorstellbar. Zu sehr liebt sie ihr Leben am Meer, die Sonne und die Unterwasserwelt. «Ich habe alles, was ich brauche und fühle mich zu Hause.»

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