Nachhaltiges Möbelkonzept
Wohnungseinrichtung mieten statt kaufen

Statt Möbel zu kaufen, ist Möbel zu mieten oder zu leasen immer mehr angesagt. Jetzt stehen auch grosse Player wie Ikea und Beliani in den Startlöchern für den Trend. Mitbewerber sehen das positiv.
Publiziert: 29.04.2019 um 08:40 Uhr
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Aktualisiert: 19.06.2019 um 10:41 Uhr
Corine Turrini Flury

Der Schweizer Online-Möbelanbieter Beliani hat Anfang des Jahres für Schlagzeilen gesorgt: Das Zuger Unternehmen will ab Sommer 2019 sein Sortiment mit rund 3000 Artikeln, vom Bett bis hin zu den Gartenmöbeln, neu in der ganzen Schweiz vermieten. «Expats, Trendsetter, Studenten oder junge Paare mit beschränktem Budget, die ihre erste Wohnung einrichten möchten, oder Start-ups sind die Zielgruppe», sagt Stephan Widmer, Chef und Co-Gründer von Beliani. Die Abo-Laufzeit der Möbelmiete bei Beliani soll voraussichtlich 12 oder 24 Monate dauern. «Wir sind jetzt in der initialen Phase. Die genauen Vertragsdetails, wie Laufzeit und Kündigungen, werden derzeit noch erarbeitet», so Widmer.

Auch bei Ikea können demnächst auch gemietet werden. Einen genauen Startzeitpunkt will Ikea in den nächsten Wochen kommunizieren. Der schwedische Möbelriese will das Leasingangebot vorerst in Schweden, Polen, den Niederlanden sowie der Schweiz testen. Dabei zielt Ikea auf Geschäftskunden und Privatpersonen. Die Modalitäten für Vertrag und Abo seien derzeit in Erarbeitung und noch nicht spruchreif, teilt Ikea mit.

Steigende Nachfrage bei Möbelmiete

Neu ist die Vermietung von Wohnungseinrichtungen in der Schweiz nicht. Möbel online mieten, kann man seit 15 Jahren bei der Firma Packimpex aus Thörishaus BE. Der Schweizer Marktführer in der Vermietung von Mobiliar beliefert über 200 Kunden pro Jahr – Tendenz steigend. Nahmen lange Zeit vorwiegend Expats in den Städten Zürich, Zug, Luzern und Bern den Mietservice von Packimpex in Anspruch, stehen die verschiedenen Möbellinien der Berner Firma heute vermehrt auch in Wohnungen von jüngeren Mietern. «Bei Studenten und Young Professionals hat die Nachfrage an Mietmöbeln zugenommen», sagt Ahmad Touhami, Manager Temporary Living Services von Packimpex.

Daniel Ishikawa, Gründer und Geschäftsführer von FLC Furniture, sieht Ikea und Beliani als Chance, Möbelvermietung bekannter zu machen.
Foto: zvg
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Im Gegensatz zu Ikea und Beliani muss bei Packimpex kein Abo-Vertrag abgeschlossen werden. Bezahlt wird nur die effektive Mietdauer der Wohnungseinrichtung. Sei dies eine Kurzvariante von wenigen Wochen oder eine Langzeitmiete über mehrere Jahre. «Diese Flexibilität und unsere massgeschneiderten Mietlösungen, bis hin zur fixfertigen Einrichtung und Installation des TV-Geräts oder der Kaffeemaschine, sind unseren Kunden wichtig und das unterscheidet uns auch von anderen Möbelvermietern», so Touhami. Manager, CEOs oder Young Professionals von internationalen Firmen seien häufig ganz kurzfristig in einem anderen Land tätig, was flexible Mietvarianten erfordere. Dementsprechend sieht man bei Packimpex den neuen Möbelmietangeboten von Beliani und Ikea auch gelassen entgegen.

Neue Mitbewerber als Chance

Ähnlich äussert sich die FLC Furniture GmbH & Co.: Seit Ende 2012 bietet die Firma aus Deutschland auch in der Schweiz Wohnmöbel, Elektrogeräte und temporäre Küchen ab einer Mietlaufzeit von vier Wochen an. Vermietet wird einerseits direkt an Endverbraucher, aber auch an Personalabteilungen von Grossunternehmen sowie Relocation-Unternehmen und Eigentümern von möblierten Business Apartments arbeitet FLC Furniture regelmässig zusammen. «Wir sehen den Einstieg von Ikea und anderen Unternehmen, wie Otto in Deutschland, im Mietmöbel-Markt auch als Chance das nachhaltige Möbelkonzept in unserer Gesellschaft zu verfestigen und neue Zielgruppen anzusprechen», erklärt Daniel Ishikawa, Gründer und Geschäftsführer von FLC Furniture.

Noch bilden Mietmöbel gemäss Ishikawa einen Nischenmarkt, der vor allem Expats und Pendler anspricht, aber noch nicht Otto Normalverbraucher. «Neun von zehn Menschen wissen noch nicht einmal, dass man Wohnmöbel mieten kann.» Das könnte sich durch die neuen Player wie Beliani und Ikea bald ändern.

Nachhaltigkeit liegt im Trend

Ishikawa sieht insbesondere bei jüngeren Kunden, wie Studenten und Young Professionals, weniger Berührungsängste mit der Idee, Wohnmöbel kurz- oder langfristig zu mieten.

Zudem macht sich auch in der Einrichtungsbranche der Trend zur Nachhaltigkeit bemerkbar. «Immer mehr Menschen machen sich Gedanken, ob es sinnvoll ist, Möbel zu kaufen, um sie wenige Jahre später wieder zum Sperrmüll zu geben.» In Zusammenarbeit mit der Organisation One Tree Planted hat sich FLC Furniture darum freiwillig verpflichtet, für jede Möbel-Lieferung einen Baum zu pflanzen.

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Liebe Community, was halten Sie von der Idee, Wohnungseinrichtung mieten zu können? Können Sie sich ebenfalls vorstellen, Möbel zu mieten, oder haben Sie es schon einmal ausprobiert? Erzählen Sie es uns in den Kommentaren oder schicken Sie ein Mail an community@blick.ch

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