250 Jahre altes Rustico wird zum Niedrig-Energie-Haus
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Für 100'000 Franken gekauft:250 Jahre altes Rustico wird zum Niedrig-Energie-Haus

Zeitgemässes Niederenergiehaus
Ehepaar baut altes Rustico im Maggiatal nachhaltig um

Ernst (75) und Phannapha (49) Bösch haben im Tessin ein uraltes Rustico gekauft und zu einem Niedrigenergiehaus umgebaut. Durch viel Eigenleistung wurde das Häuschen im Maggiatal zum neuen Zuhause des Ehepaars.
Publiziert: 21.08.2022 um 10:49 Uhr
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Aktualisiert: 24.10.2022 um 10:55 Uhr
Corine Turrini Flury

Lange spielte der Schreinermeister Ernst Bösch (75) mit dem Gedanken, seine Eigentumswohnung in Chur GR zu verkaufen und mit seiner Frau Phannapha (49) in den sonnigen Süden zu ziehen. «Sie wünschte sich einen kleinen Garten mit Gemüse für den Eigenbedarf», erzählt Bösch.

Im Internet fand der Rentner, der sich während seiner Berufstätigkeit zum Innenarchitekt und später zum Energieberater weitergebildet hat, ein altes Rustico mit Stall für 100'000 Franken in Cevio TI. Gemäss Schätzungen wurde das Gebäude vor etwa 250 Jahren erstellt.

«Die Abstimmung zum Energiegesetz im Jahr 2017 gab mir den Anstoss, aus einem alten und typischen Rustico einen eigenen Umbau mit optimalem Energieverbrauch zu realisieren», so Bösch.

Eine Postkarte von 1910 von Cevio TI. Rot markiert das alte Rustico mit Stall, das heute im Besitz des Ehepaar Bösch ist. Das exakte Baujahr ist unklar und wird zwischen 1740 und 1780 geschätzt.
Foto: zVg
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Umbau in Eigenregie

Das Rustico, das als Rohbau leer stand, befand sich trotz seines Alters in einem guten statischen Zustand. Im Februar 2018 unterschrieb das Ehepaar den Kaufvertrag und legte sogleich mit dem Innenausbau los.

«Den gesamten Innenausbau und die Schreinerarbeiten haben wir selber vorgenommen», so Bösch. Auch die Pläne hat er selbst erstellt und die Baueingabe mit dem Energienachweis bei der Gemeinde eingeholt. So konnte er einiges an Kosten einsparen.

Beim Rohbau wurde das Paar von lokalen Handwerkern unterstützt. Während der Umbauzeit mietete es sich in einer Wohnung im Dorf ein. «Es ist besser und einfacher, wenn man vor Ort ist. So hatte ich den Bauplan auch jederzeit im Griff», erklärt Ernst Bösch.

Subventionen vom Kanton wegen Auflagen

Wo immer möglich, war es dem umweltbewussten Ernst Bösch wichtig, dass er mit natürlichen Materialien nachhaltig baut und dass so viel wie möglich wieder aufbereitet und verwendet wird.

Vom originalen Tessiner Steindach konnte nur knapp 20 Prozent erhalten werden. Der Rest stammt vom nahen Steinbruch. «Weil das Rustico in der Schutzzone steht, war das Steindach eine Vorgabe der Gemeinde zur Erhaltung des Ortsbildes. Solaranlagen werden daher nicht bewilligt», erklärt Bösch.

Dafür erhielt er vom Kanton 20'000 Franken Subventionen. Die Gesamtkosten für den Umbau beliefen sich auf rund 400'000 Franken inklusive Eigenleistungen.

Energieschonende Gebäudesanierung

Bereits im November 2018 – nach zehn Monaten Umbauzeit – war das Dreieinhalb-Zimmer-Rustico mit einer Wohnfläche von 74 Quadratmetern bezugsbereit.

Im Erdgeschoss befindet sich die moderne, offene Küche mit Hochglanzfronten und Granitabdeckung mit dem Essbereich und das angrenzende Wohnzimmer. In der oberen Etage sind das moderne Badezimmer, ein Schlafzimmer, sowie ein Gästezimmer mit Büro zu finden.

Die Beheizung und Warmwasseraufbereitung erfolgt mit einer neuen Luft/Wasser-Wärmepumpe. «Wir wollten keine Überkapazität an Wohnfläche, sondern etwas Einfaches. Beim Umbau haben wir auf nachhaltige Baumaterialien, auch bezüglich grauer Energie, gesetzt. Dafür haben wir jetzt ein wunderbares und gesundes Raumklima im Haus», freut sich der Bauherr, der aus Leidenschaft gelegentlich Konzepte für energieschonende Gebäudesanierungen erarbeitet und Energieberatungen anbietet.

Im Sommer 2019 konnten auch die Umgebungsarbeiten abgeschlossen werden. Phannapha Bösch freut sich besonders an ihrem Garten, wo ihr eigenes Gemüse unter südlicher Sonne neben Palmen gut gedeiht. «Wir sind hier glücklich, und ich freue mich sehr, dass es mir gelungen ist, dieses alte Rustico zu erhalten und in ein zeitgemässes Niedrigenergiehaus umzubauen», schwärmt Ernst Bösch.

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