Schlafforschung
Schlafstörungen durch Kirchengeläut

ZÜRICH - Das Geläut von Kirchenglocken in der Nacht stört Anwohner in ihrem Schlaf stärker als bislang angenommen.
Publiziert: 26.05.2011 um 13:26 Uhr
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Aktualisiert: 07.09.2018 um 07:53 Uhr
Zu diesem Schluss kommt eine Studie von Forschern der ETH Zürich und der Empa im Kanton Zürich. Ob die Störung des Schlafs Auswirkungen auf die Gesundheit hat, ist aber unklar.


Die Forscher um Mark Brink von der ETH Zürich untersuchten den Schlaf von 27 Personen in der Umgebung von neun Kirchen im Kanton Zürich, wie die ETH in ihrer Webzeitung «ETH Life» mitteilte. Sie massen die Lautstärke durch Kirchengeläut im Schlafzimmer der Probanden und analysierten gleichzeitig deren Schlaf.


Bisher gingen Behörden und Gerichte bei der Beurteilung von Kirchenglocken-Lärm meist von der Annahme aus, dass Schlafende erst ab einem Pegel von 60 Dezibel aufwachen. Die Studie zeigte nun aber, dass schon bei einer deutlich geringeren Lautstärke mit einer Störung des Schlafs gerechnet werden muss.

Ein eigentlicher Schwellenwert habe aber nicht gefunden werden können, sagte Brink auf Anfrage. Die Wahrscheinlichkeit von im Hirnstrombild feststellbaren Aufwachreaktionen steige mit zunehmendem Pegel stetig an, sobald der Hintergrundpegel überschritten sei.

Die meisten Aufwachreaktionen wurden von den Betroffenen nicht wahrgenommen. Solche Aufwachreaktionen treten laut Brink auch ohne Lärm recht häufig auf. Ob sich die Glockenschläge und vermehrte Aufwachreaktionen langfristig negativ auf die Gesundheit auswirken, ist deshalb nicht klar.

Brink und seine Kollegen nahmen auch eine Schätzung vor, wie stark die Glockenschläge den Schlaf der Zürcher Bevölkerung beeinflusst. Sie kamen zum Ergebnis, dass bis zu einem Abstand von etwa 150 Metern von Kirchen statistisch gesehen mit einer oder mehr Aufwachreaktionen pro Nacht zu rechnen ist.

Davon betroffen sind im Kanton Zürich etwa 25000 Menschen. Diese Zahl liesse sich aber laut Brink relativ einfach stark reduzieren. Würden die Glocken 5 Dezibel weniger laut schlagen, müssten laut ihm 90 Prozent weniger Menschen mit einer oder mehr Aufwachreaktionen wegen des Geläuts rechnen.
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