Am Sonntag wird an der Uhr gedreht
Darum sorgt die Zeitumstellung für mehr Waldbrände

Die Uhren werden bald wieder eine Stunde zurückgestellt. Wie sich die halbjährliche Zeitumstellung auswirkt, beschäftigt in der Wissenschaft diverse Disziplinen.
Publiziert: 27.10.2023 um 11:46 Uhr
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Aktualisiert: 27.10.2023 um 12:21 Uhr

Am Sonntag endet die Sommerzeit: Um 3 Uhr früh werden die Uhren auf 2 Uhr zurückgestellt. Ab dann gilt wieder die Normalzeit, die mitteleuropäische Zeit. Nach ihr richten sich die Uhren fünf Monate lang bis zum 31. März 2024. 

Nicht alle sind sich einig, ob die halbjährliche Umstellung sinnvoll ist. Begründet wurde die Einführung der Sommerzeit damit, dass mit der Umstellung der Uhren Strom gespart werden könne. Im Sommer brauche man so erst später Licht, so die Idee. In der Wissenschaft ist es aber umstritten, ob die Zeitumstellung wirklich Strom spart. Eine im Auftrag des deutschen Bundestags verfasste Studie des Büros für Technik-Abschätzung (TAB) kam im Jahr 2016 nach der Analyse zahlreicher Studien zum Thema zum Schluss, die Energieeinsparungen seien «allenfalls minimal beziehungsweise zu vernachlässigen». 

Einsparungen beim Kühlen

Forscherinnen und Forscher der Eidgenössischen Forschungs- und Materialprüfungsanstalt (Empa) kamen im Januar 2023 in einer im Fachblatt «Environmental Research Letters» publizierten Studie aber zu einem anderen Ergebnis. Grund dafür sind laut der Studie nicht die Lampen, sondern die Klimaanlagen. Durch den früheren Feierabend kann laut der Studie in Bürogebäuden bis zu sechs Prozent Kühlenergie eingespart werden. Zwar liege zugleich der Wärmebedarf am Morgen wegen des früheren Arbeitsbeginns im Mittel etwas höher, doch überwiege die Ersparnis beim Kühlen diesen Effekt deutlich. 

Die Nacht auf Sonntag dauert wegen der Zeitumstellung eine Stunde länger.
Foto: KEYSTONE/CHRISTIAN BEUTLER

Grössere Einigkeit besteht in der Wissenschaft bei der Auswirkung der halbjährlichen Zeitumstellung auf den Schlaf. Der Wechsel stört laut der Schlafforschung den sogenannten zirkadianen Rhythmus, den natürlichen 24-Stunden-Zyklus des Körpers, der wichtige Funktionen wie Appetit, Stimmung und Schlaf reguliert. 

Erhöhtes Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle

Damit erhöht sich laut mehreren Studien etwa das Risiko für Herzinfarkte, für Schlaganfälle und Suizide. Eine Studie, die 2022 im Fachblatt «Nature» erschien, zeigte aber, dass die Mortalität im Herbst während der ersten zwei Wochen nach der Zeitumstellung zwar zunimmt, im Frühling nach der Umstellung jedoch abnimmt. 

Der mangelnde Schlaf wiederum hat weitere Auswirkungen. Eine Studie von US-Forschenden, die 2016 im Fachblatt «Psychological Science» publiziert wurde, kam zum Schluss, dass Richterinnen und Richter an den Montagen nach der Zeitumstellung im Durchschnitt längere Gefängnisstrafen verhängen als an anderen Montagen. Erhoben wurde dies für die Zeitumstellung im Frühling. Der Schlafentzug mache die Richter strenger, lautete die Begründung der Forschenden. 

Studien fanden zudem Auswirkungen auf die Kriminalität, die Anzahl an Autounfällen, die Leistung von Schülerinnen und Schülern und sogar die Häufigkeit von Waldbränden. In den USA gibt es laut der 2020 im Fachblatt «Science of the Total Environment» publizierten Studie jährlich 98 mehr Waldbrände, weil die Menschen durch die Zeitumstellung zu Zeiten Feuer machen, bei denen die Waldbrandgefahr besonders gross ist. (SDA/noo)

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