Dank Bus alpin weniger Verkehr
100'000 Autofahrten in den Bergen eingespart

Statt die ersten Höhenmeter der Bergtour einer Strasse entlangzulaufen, fahren viele lieber mit dem Auto hoch. In einigen Tälern gibt es eine ökologischere Variante: den Bus alpin.
Publiziert: 04.08.2022 um 08:56 Uhr
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Aktualisiert: 01.09.2022 um 16:01 Uhr
Barbara Ehrensperger

Wer ins Naturschutzgebiet oder ins Berghaus Piz Platta auf der Alp Flix bei Sur GR hoch möchte, muss vom Parkplatz bis zum Restaurant laufen. Denn auf der Alp Flix gilt ein allgemeines Fahrverbot. Für Gäste, die lieber ihre Energie oben auf dem Hochplateau zum Entdecken der unglaublichen Artenvielfalt nutzen möchten und nicht für den schweisstreibenden Aufstieg, gibt es den Bus alpin.

Auch Marianne Werder (39), die Gastgeberin vom Berghaus Piz Platta, schätzt den Bus: «Unsere Übernachtungsgäste sind froh, dass sie mit dem Gepäck nicht zu Fuss auf die Alp kommen müssen.»

Mit dem Postauto kann man bis nach Sur reisen. Von dort gehts mit dem Bus alpin weiter bis zum Berghaus Piz Platta, wo man das Hochmoor und Kuchen auf der Terrasse geniessen kann.

Wer auf der wunderbaren Greina-Hochebene wandern gehen möchte, kann mit dem Bus alpin einen Teil des Zustiegs verkürzen.
Foto: Zvg
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Nicht lukrativ für Postauto

«In einigen Regionen fährt der Bus nach Fahrplan, in anderen wiederum nur nach vorheriger Reservation. Je nachdem, was dort sinnvoll ist, damit keine Leerfahrten gemacht werden müssen», erklärt Umweltingenieurin Céline Weyl (29) von der Geschäftsstelle des Vereins Bus alpin.

Seit dieser Sommersaison kann man für Fahrten ins Gebiet Gantrisch BE und für eine Wanderung in der Greina-Hochebene per App reservieren. «Bereits 1500 Anfragen für Fahrten kamen via App rein und rund 300 Fahrten wurden gebucht», erzählt Weyl. Sie freut sich über die Beliebtheit der App, die in Zukunft um andere Regionen erweitert werden könnte.

Die vom Bus alpin abgedeckten Strecken sind nicht lukrativ für die Postauto AG, darum werden sie nicht erschlossen. «Auch für uns klappt das neben der Ticketerlöse nur dank Trägern und Sponsoren, die die Betriebsdefizite decken», erklärt Weyl.

Perfekt für Familien

Der erste Bus alpin war schon 2005 als Pilot unterwegs. 2011 wurde dann der Verein dazu gegründet und weitere Regionen erschlossen. Heute fahren die Busse in 19 Bergregionen der Schweiz.

Total rund 861'000 Passagiere haben den Bus alpin bis Ende Saison 2021 genutzt. Damit wurden geschätzt 100'000 Autofahrten eingespart. Die errechnen sich aus der Auslastung der Buslinien, dem höheren Umwelteffekt eines Busses gegenüber dem Auto und bei einer angenommenen Besetzung von zwei Personen im Privatauto.

«Fast die Hälfte der Fahrgäste sind Neukunden der betreffenden Regionen», so Weyl. «Und vielleicht haben dank Bus alpin Familien Wanderungen an Orte gemacht, die sonst nicht infrage gekommen wären, weil der Anstieg insgesamt zu lange wäre.»

Weitere Busverbindungen möglich

Immer wieder fragen weitere Regionen auf der Geschäftsstelle bei Bus alpin an, ob eine Verbindung in ihrer Region möglich wäre. So können die schädlichen Auswirkungen des Privatverkehrs an diesen sensiblen Orten reduziert werden und neue Regionen mit dem ÖV erschlossen werden, die zuvor nur den Autofahrenden vorbehalten waren.

«Wer bei einer Wanderung merkt, dass ein Bus eine gute Idee oder Alternative zum Autoverkehr wäre, soll sich an die Tourismusorganisation oder die Gemeinde wenden», meint Weyl. So können vielleicht bald neue Bus-Strecken geschaffen werden.

Die Gastgeberin Marianne Werder und ihr Partner Tobias Edtbauer jedenfalls sind dankbar, dass ihre Gäste bei Bedarf den Bus nützen können, und zeigen das auch: «Wir sind froh, dass es das Unternehmen gibt und unterstützen den Bus alpin auch jährlich mit einer Spende.»

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