Warum feiern wir Ostern?
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Was zum Hasen?
Das steckt hinter unserem Osterbrauch

Ostern ist ein urchristliches Fest. Im heutigen Brauchtum voller Schokohasen ist da oft nicht mehr viel zu erkennen. Brauchtumsforscher Mischa Gallati erklärt, was es mit der Symbolik am Osterfest auf sich hat.
Publiziert: 30.03.2024 um 14:23 Uhr
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Valentin RubinRedaktor Service

Dass wir zu Ostern Schokohasen essen, ist vor allem eines: ein Zufall der Geschichte. Denn mit dem christlichen Fest, der Auferstehung von Jesus am Ostersonntag, hat der Hase erst einmal gar nichts zu tun. Warum ist das Tier dann zu Ostern allgegenwärtig? Und was hat die Schokoladenindustrie damit zu tun? Brauchtumsforscher und Kulturwissenschaftler Mischa Gallati von der Uni Zürich kennt die Antworten. 

«Im Gegensatz zum Osterei taucht der Hase erst sehr spät im Zusammenhang mit Ostern auf», sagt Gallati. Das Ei sei schon seit der Antike ein wichtiges christliches Symbol gewesen und wurde bereits im tiefen Mittelalter mit Ostern in Verbindung gebracht. Der Hase erschien hingegen erst im 18. Jahrhundert in diesem Kontext.

Mischa Gallati, Kulturwissenschaftler an der Uni Zürich, forscht zu Brauchtümern. Er sagt: Der Osterhase ist letztlich ein Zufallsprodukt.

Hase, Lamm oder Kuckuck

Damals habe sich das Leben der Menschen weg von der Kirche bewegt. «Die wichtigsten religiösen Feiertage wurden ab dann vermehrt zuhause in der Familie gefeiert», sagt Gallati. Da habe es Figuren gebraucht, die das Fest auch ins eigene Wohnzimmer bringen können – zum Beispiel eben einen Hasen zu Ostern. 

Schoggihasen zu Ostern. Warum eigentlich?
Foto: Getty Images

«Der Hase war aber über lange Zeit nicht das einzige Symbol für Ostern», sagt Gallati. Je nach Region sei auch das Lamm oder – weniger bekannt – der Kuckuck zu Ostern bekannt gewesen. Zum Beispiel in der Zentralschweiz. «Sie alle hatten die gleiche Aufgabe: Sie brachten die Gaben am Ostersonntag, an dem die Auferstehung von Jesus gefeiert wurde.»

Ein Kuckuck zu Ostern. Heute undenkbar, früher in einigen Teilen der Schweiz üblich.

Die Bedeutung des Kuckucks ging im 20. Jahrhundert fast ganz verloren. Der Hase hingegen wurde zum dominierenden Ostersymbol. Die Gründe dafür seien vielschichtig und nicht ganz klar, sagt Gallati: «Einerseits stehen Hasen als Symbol der Fruchtbarkeit und des Lebens.» Aufgrund der hohen Fortpflanzungsrate spreche man heute noch davon, «sich wie die Hasen zu vermehren.» Gerade im Frühling, zur Zeit rund um Ostern, in der alles erblüht und wieder zum Leben erwacht, sei diese Bedeutung besonders gross. 

Schokoladenindustrie verhalf Hasen zum Durchbruch

Für den Erfolg des Hasens zu Ostern hat Gallati aber noch eine andere Vermutung. «Seine Erscheinung ist sehr ikonisch. Die langen Ohren sorgen für einen sofortigen Wiedererkennungswert.» Das habe sich auch die Schokoladenindustrie zunutze gemacht. «Seine Form ist leicht reproduzierbar und eignet sich sehr gut, um in Schokolade gegossen zu werden.»

Aus diesen Gründen – dem hohen Wiedererkennungswert und der leichten Reproduzierbarkeit – habe der Osterhase (sowohl als Symbol, als auch in Form von Schokolade) spätestens im 20. Jahrhundert den totalen Durchbruch geschafft. Vom ursprünglich vor allem im süddeutschen Raum bekannten Gabenbringer zu Ostern zum global bekannten und popkulturellen Osterstar. 

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