Die 1950er-Jahre
Konsum, Konflikte, Kalter Krieg

Ein Leben zwischen Sisi und Elvis, Kaltem Krieg und Wirtschaftswunder: Die 1950er-Jahre sind voller Gegensätze, Konflikte – und Aufbruchstimmung.
Publiziert: 12.01.2022 um 17:35 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2023 um 21:29 Uhr

Der Zweite Weltkrieg ist ausgestanden und auch die Zeit der Entbehrungen. In Deutschland beginnt die Ära Konrad Adenauer und damit die Entwicklung zum modernen Industriestaat. Es gilt, vieles wiederaufzubauen und nachzuholen. Es ist der Beginn des Wirtschaftswunders und der Konsumgesellschaft. Der «American Way of Life» rückt in Reichweite – erst recht in der von Kriegsschäden unbelasteten Schweiz.

USA-Einflüsse in der Schweiz

In Deutschland stationierte GIs bringen uns auf den Geschmack von Coca-Cola und Hotdog. Und es gibt Fernsehen. Am 20. Juli 1953 geben SRG und die Post – damals hiess sie PTT – grünes Licht für einen ersten Versuchsbetrieb.

Das neue Medium aus den USA gefährde das Familienleben, verführe die Jugend, argumentieren zahlreiche Kritiker. Dennoch steigt die Zahl der Fernseh-Konzessionäre innert fünf Jahren von 10'000 auf 130'000. Die ersten TV-Highlights: der Sieg Deutschlands über Ungarn an der Fussball-WM 1954 in Bern, das Quiz «Eifach, dopplet oder nüt» und Lys Assias Sieg 1956 am ersten «Concours Eurovision de la Chanson» in Lugano.

Mitte der 1950er-Jahre herrscht auch wieder buntes Treiben auf den Strassen. 1958 wird das erste Autobahnteilstück eingeweiht. Es ist die Blütezeit der Isetta, des Goggomobils und des VW-Käfers.

Das Auto wird zum Statussymbol

Man gönnt sich erste bescheidene Ferien an der Adria, eine neue Wohnungseinrichtung mit Nierentisch und hat einen sicheren Arbeitsplatz mit Sozialleistungen (AHV-Abstimmung 1947; IV 1959). Optimismus durchzieht das «Goldene Jahrzehnt».

Aber auch ein Generationenkonflikt: Während die Erwachsenen mit Caterina Valente von der Liebe träumen, mit Hazy Osterwald «Kriminaltango» tanzen und bei «Sissi»-Filmen mit Romy Schneider dahinschmelzen, rebelliert die Jugend gegen die konservativ-bürgerlichen Werte.

Die Leinwandhelden der «Halbstarken» sind James Dean als «Rebel Without a Cause» («Denn sie wissen nicht, was sie tun») und Marlon Brando. Sie hören Elvis Presley und tanzen Rock'n'Roll. Jungs tragen Blue Jeans und Lederjacke, Mädchen Petticoat und Pferdeschwanz. 1956 erscheint das erste «Bravo» mit Marilyn Monroe auf dem Titel, damals noch als Kinomagazin konzipiert. Hula-Hoop-Reifen aus Plastik sind Kult, Kofferradios der letzte Schrei.

Ein völlig neues Lebensgefühl

Aber längst nicht für alle. Frau hats schwer – trotz Einbauküche und Waschmaschine. Sie muss die perfekte Gattin und Geliebte sein, jederzeit, überall. Das «häusliche Glück» funktioniert wie eine Trutzburg. «Mut, meine Schwestern, nur Mut!», rät das Frauenmagazin «Annabelle» im August 1952 in Sachen Eheleben. «Nehmt euch zusammen und lächelt, und wenn es euch tötet.» Die Scheidungsrate ist entsprechend tief: gerade mal 12 Prozent (2003: 41 Prozent).

Das Ende der gloriosen Fifties sieht weniger rosig aus, auch wenn der Bundesrat 1959 mit dem zweiten SP-Sitz seine «Zauberformel» findet. Das Frauenstimmrecht wird von den Männern mit Zweidrittelmehrheit bachab geschickt.

In der Schweiz werden Kommunisten, Linke und suspekte Personen überwacht und fichiert. Zwischen den USA und der UdSSR herrscht der Kalte Krieg. Zum Aufschwung gesellt sich ein neues Lebensgefühl – die Angst vor einem Atomkrieg.

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