«Chriegerlis» im Kinderzimer
Spielzeugwaffen sind der Renner zu Weihnachten

Während Tausende Menschen vor Terror und Krieg fliehen, lassen Schweizer Eltern ihren Nachwuchs die tragischen Szenen im Kinderzimmer nachahmen. Spielzeugwaffen sind dieses Jahr hoch im Kurs unter dem Christbaum.
Publiziert: 13.12.2015 um 12:04 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 03:03 Uhr

Weihnachten ist das Fest der Liebe und Freude – und offenbar auch das Fest von kleinen Kriegern. Wenn Schweizer Kinder dieses Jahr gespannt ihre Geschenke auspacken dürfen, wird vielerorts ein Plastikgewehr oder eine Pistolen-Attrappe zum Vorschein kommen. Das Geschäft mit Spielzeugwaffen läuft wie geschmiert.

Vor Weihnachten verkaufen sich Pumpguns und Maschinengewehre besonders gut, sagt eine Coop-Verkäuferin gegenüber der «Schweiz am Sonntag». Das gleiche Bild zeigt sich auch bei der Migros. «Die grossen Waffen sind bei uns schon ausverkauft», heisst es dort.

Besonders im Trend liegen die Produkte des Spielzeugherstellers Hasbro. Dieser vertreibt unter der Marke «Nerf» ein ganzes Arsenal an Waffen – vom Maschinengewehr über Pistolen bis hin zur Armbrust. Geschossen wird zwar mit Schaumstoff-Patronen, gänzlich ungefährlich sind diese aber beispielsweise für Augen nicht. Entsprechend ist jede Packung auch mit einem Warnhinweis versehen.

Viele Schweizer Kids werden dieses Jahr eine Spielzeugwaffe unter dem Weihnachtsbaum liegen haben.
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Die "CS-18 Blaster" von Nerf.

Die Händler wollen bei den Spielzeugen aber nicht von «Waffen» sprechen. Es handle sich viel mehr um eine Weiterentwicklung von Wasserpistolen, die auch in Innenräumen benutzt werden könnten, erklärt eine Migros-Sprecherin. «Es ist uns bewusst, das viele Eltern diese Art von Spielwaren kritisch beurteilen.»

Nach den Terror-Anschlägen vom 11. September in New York räumten viele Spielwarenabteilungen Waffen und Kriegsspielzeug aus den Regalen. Einen Monat nach den Attentaten von Paris und trotz anhaltendem Bürgerkrieg in Syrien bleibt ein solcher Effekt jetzt aus.

Die Luzerner CVP-Nationalrätin Ida Glanzmann (57) findet den diesjährigen Geschenke-Trend bedenklich. Gegenüber der «Schweiz am Sonntag» sagt sie: «Die Eigenverantwortung der Händler und vor allem der Eltern ist gefragt. Die Eltern sollen ihre Kinder beim Spiel am Computer oder mit Spielzeugwaffen beaufsichtigen.» Sie selber wäre nie auf die Idee gekommen, ihren Kindern solche Geschenke zu machen.

Übrigens: «Chriegerlis» ist keineswegs bloss bei den Buben sehr beliebt. Auch Mädchen gehören zur Zielgruppe der Hersteller von Spielzeugwaffen. Hasbro hat eigens dafür das Angebot mit der Linie «Nerf Rebelle» ergänzt. (cat) 

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