Studie zum Online-Dating
So hat das Internet die Partnersuche verändert

Den Partner online kennenlernen – heute
 total normal. Aber wie haben die digitalen 
Medien die Partnersuche ­verändert? Eine neue Studie zeigt, dass sie durch das Internet flexibler wurde. Aber auch oberflächlicher.
Publiziert: 10.08.2019 um 19:06 Uhr
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Aktualisiert: 12.08.2019 um 10:56 Uhr
Alexandra Fitz

Wir haben uns «modern» kennengelernt. So nannte man es, wenn man einen Partner im Internet kennenlernte. Das ist 15 Jahre her. Heute ist­ modern längst normal. Denn es hat eine grosse Verlagerung stattgefunden: Auf dem Smartphone eine Dating-App zu haben oder Mitglied einer Online-Partnervermittlung zu sein, ist nichts Aussergewöhnliches mehr.

Wer vom Kennenlernen im Netz erzählt, tut das nicht mehr mit vorgehaltener Hand – und erntet auch keine irritierten Kommentare. Höchstens ein: «Ah, Ihr auch!» In Gedanken wird das Paar dann in die imaginäre «Online kennen-gelernt»-Schublade gelegt, und man resümiert: «Es werden immer mehr.»

Aber verändert die Online-Partnersuche unsere Einstellung zum Liebesleben? Das wollte die Partnerbörse Parship von 1000 Leuten aus der Deutsch- und Westschweiz im Alter von 18 bis 69 Jahren wissen. Dem SonntagsBlick Magazin liegen die Ergebnisse der repräsentativen Umfrage exklusiv vor.

Die Partnerbörse Parship wollte wissen: Wie haben die digitalen Medien die Partnersuche verändert?
Foto: shutterstock
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46 Prozent der «neuen» Paare lernten sich online kennen

Der grösste Teil der Befragten ist in einer Partnerschaft (64 Prozent). Jeder Fünfte hat sich online kennengelernt – in sozialen Netz­werken, auf Apps wie Tinder oder bei klassischen Partnervermittlungen wie Parship. Der Anteil ist insbesondere bei den 30- bis 39-jährigen hoch. Selbstverständlich. Man ist beruflich eingespannt, hat einen fixen Freundeskreis, da ist das Internet ein naheliegender und effizienter Weg. Zählt man Paare, die in langfristigen Partnerschaften sind und bei denen Online-Dating noch nicht populär war, nicht dazu, ist das Ergebnis noch einschneidender: 46 Prozent jener, deren Partnerschaft innerhalb der letzten zwei Jahre entstanden ist, haben sich online kennengelernt. Es werden also Jahr für Jahr mehr Paare, die sich auf diese Weise kennenlernen.

Also alles einfacher? Nein, nicht wirklich. Gerade jüngere Menschen und Frauen sind skeptischer gegenüber der Partnersuche mithilfe von digitalen Medien. Sie glauben, dass es früher einfacher war, seinen Traumpartner zu finden. In der Umfrage gibt es mehrere Indizien, die die These der bekannten Soziologin Eva Illouz stärken: Der digitale Supermarkt der Liebe ­biete absolute Wahlfreiheit – und werte die einzelne Person ab. Genau diese Wahl gefährde die Möglichkeit, eine feste Beziehung einzu­gehen.

Frauen und Junge sind skeptischer

In der Umfrage stellt sich heraus, dass Frauen häufiger das Gefühl ­haben, man habe mehr Konkurrenz, das Äussere ­spiele heute eine grössere Rolle, und die Ansprüche seien höher. Man stehe mehr unter Druck, Mr. Perfect zu finden. Jüngere (U 29) geben an, dass man mehrere Ver­abredungen hat. Frauen und Junge sind auch bei der Beziehungsdauer kritisch: Sie haben das Gefühl, dass Partnerschaften oberflächlicher und kurzlebiger sind – und dass sie leichtfertiger beendet werden. Stella Zeco von Parship hält fest, dass die Kritik häufiger von Leuten kommt, die ihren Partner offline getroffen haben. Diese Leute hätten eher Vorurteile als eigene Erfahrungen gemacht. Das sei auch beim Faktor Partnerschaftsdauer zu beobachten und werde durch die Zahlen klar bestätigt. Denn von den Paaren, die sich online kennengelernt haben, sind 54 Prozent schon zwischen 5 und 15 Jahren mit ihrem Partner zusammen – und somit länger als die befragten Offline-Paare (32 Prozent).

Vorurteile statt eigene Erfahrungen

Generell hätten viele der Befragten Vorurteile gegenüber Online-Dating. Es seien Ängste, sagt Parship-Psychologin Barbara Beckenbauer: «Die gemeinhin postulierte Annahme, dass Partnersuche und Partnerschaften wegen der digitalen Medien heute oberflächlicher und schnelllebiger geworden sind, zeigt mehr die Sorge der Befragten auf, als dass sie der Realität entspricht.» Aha, wir daten zwar online, sind aber skeptisch.

Es sei gut möglich, dass der niederschwellige Zugang zu einer Vielzahl von Singles, die sich noch dazu von ihrer besten Seite zeigen, viele verunsichere, weil es ihren Wunsch nach Exklusivität und Langfristigkeit in der Partnerschaft zu untergraben drohe. «Natürlich gibt es auch Menschen, die diese Möglichkeit ausnutzen und das Vertrauen anderer missbrauchen. Doch die gab es schon immer, auch vor dem Internet», sagt Beckenbauer.

Die Befragten sehen aber auch Punkte, die durch das Internet definitiv einfacher geworden sind: Die Suche nach einem Partner sei heute leichter und effizienter. Einen Vorteil darin sehen insbesondere die 50- bis 59-Jährigen. Generell sei die Auswahl an potenziellen Partnern durch die digitalen Medien grösser. Zudem wisse man heute mehr über den Partner, da man sich vorher einfach und schnell schlaumachen kann.

Bei allen Studien werde aber immer eines klar: Die Menschen auf Partnersuche wollen einfach jemanden finden, mit dem sie glücklich werden können. Wie, ist ja schlussendlich nicht so wichtig.

Haben Sie etwas Schräges beim Online-Dating erlebt?

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