Spiel des Jahres
Der Kampf ums beste Brettspiel

Morgen wird der Titel «Spiel des Jahres» vergeben. Wir stellen die drei nominierten Super-Brettspiele vor. Und sagen, warum die Branche boomt.
Publiziert: 17.07.2016 um 10:27 Uhr
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Aktualisiert: 08.10.2018 um 16:43 Uhr
Lorenz Keller

Video kills the game star? Nichts da! Trotz elektronischer Konkurrenz ist das klassische Brettspiel beliebter denn je. Sogar in populären TV-Serien wie «The Big Bang Theory» zocken sie. Schauspieler Wil Wheaton (43, «Raumschiff Enterprise») hat gar eine Youtube-Sendung namens «Tabletop» begründet, in der er mit Kollegen aus Hollywood «analoge» Spiele vorstellt – und damit ein Millionenpublikum erreicht. Der US-Brettspielmarkt wächst jährlich um bis zu 40 Prozent.

Heute erscheinen alleine im deutschsprachigen Raum jedes Jahr über tausend neue Spiele. Die Branche macht jährlich fast eine halbe Milliarde Franken Umsatz. Die bekanntesten Autoren sind zwar deutlich schlechter bezahlt als vergleichsweise Bestseller-Schriftsteller oder Hollywood-
Regisseure, doch immerhin: Sie können vom Spieleerfinden leben.

Die drei nominierten Spiele für den Titel «Spiel des Jahres 2016".

Vor allem in Deutschland hat sich eine grosse Szene mit Verlagen, Autoren, Zeitschriften und Internetforen etabliert. Spiele aus Deutschland geniessen weltweit ein ähnliches Image wie deutsche Autos – sie stehen für Topqualität.

Unser Favorit auf den Titel "Spiel des Jahres": Karuba.

Der «Oscar der Spielebranche» stammt denn auch aus Deutschland: Die Auszeichnung «Spiel des Jahres» wird dort bereits seit 1979 vergeben, der Kritikerpreis ist so angesehen, dass das Logo überall in Europa, aber auch in Übersee auf den Packungen zu finden ist. Morgen Montag ist es wieder so weit: Drei Spiele buhlen um den begehrten Titel. Wir haben sie getestet und sagen, wer Chance auf den Sieg hat.

«Codenames»: Begrifferaten ganz anders

Heidelberger Spieleverlag, ab 14 Jahren, 2 bis 8 Spieler, Dauer ca. 15 Minuten, 20 Franken

Zwei Teams treten gegeneinander an. Auf dem Tisch liegen 25 Begriffe, die für Agenten-Code-namen stehen. Nur die beiden Team-Spielleiter wissen, ob sich hinter einem ­Begriff Agenten, unbeteiligte Passanten oder gar der gefürchtete Attentäter verbirgt. Mit genau ­einem Hinweiswort und einer Zahl (für die Anzahl passender Begriffe) ­soll der Spielleiter nun dafür sorgen, dass sein Team möglichst schnell all seine Agenten ­errät.

Mit nur einem Wort als Tipp und einer Zahl für die Anzahl passender Karten müssen möglichst viele Begriffe aufs Mal erraten werden.

Wer schneller ist, gewinnt. Wer den Attentäter trifft, verliert sofort. Das witzige, schnelle und abwechslungsreiche Ratespiel erfordert Fantasie. Spielbar ist es – entgegen der Altersempfehlung 14 – durchaus schon ab 10 Jahren.

Siegchancen: «Codenames» ist das aussergewöhnlichste der ­nominierten Spiele, das auch in einer gesellige Erwachsenen-Runde unterhaltsam ist. Kinder dürften die anderen Titel lieber spielen – darum wäre der Titelgewinn eine Überraschung.

«Imhotep»: für Baumeister

Kosmos Verlag, ab 10 Jahren, 2 bis 4 Spieler, Dauer ca. 40 Minuten, 50 Franken

Das Material ist ein Hingucker, vor allem die schönen Holzwürfel in vier Farben. Jeder Spieler schlüpft in die Rolle eines ägyptischen Baumeisters und muss Klötzchen auf Schiffen zu einem der vier Monumente fahren, wo sie automatisch eingebaut werden. Der Clou: Jeder kann auch mit Steinen des Gegners lossegeln. So landet nicht alles Baumaterial dort, wo es eigentlich hin sollte.

Die Schiffe fahren die Bauklötze, ausgeladen wird dann automatisch. Und jeder kann überall mitbauen.

Eine ausgeklügelte Punktevergabe sorgt dafür, dass die meisten Partien bis am Schluss spannend bleiben. Ebenfalls clever: Jeder hat pro Zug nur eine Aktion. So kann niemand übermässig planen, man kommt schnell wieder an die Reihe, Langeweile gibts nicht. Am Ende stehen Obelisken, Pyramiden und Tempel auf dem Tisch.

Siegchancen: «Imhotep» kombiniert geschickt Strategie-Elemente mit leichter Spielbarkeit. Allerdings wirkt das Spiel anspruchsvoller, als es ist. Das kann enttäuschen. Darum nur Aussenseiterchancen.

«Karuba»: Der Weg ist das Ziel

Haba Verlag, ab 8 Jahren, 2 bis 4 Spieler, Dauer ca. 40 Minuten, 40 Franken

Jeder Spieler hat einen Dschungel vor sich liegen – auf der einen Seite vier Entdecker, auf der anderen vier Tempel. Nun gilt es, Wegplättchen so zu verlegen, dass die Abenteurer zum farblich passenden Tempel marschieren können.

Die Spieler haben jeweils die gleiche Situation vor sich und erhalten die gleichen Kärtchen. Aber jeder geht seinen eigenen Weg.

Der Clou: Alle Spieler verfolgen denselben Plan, sie erhalten jeweils ein zufällig gewähltes, aber identisches Plättchen, das es möglichst geschickt zu verbauen gilt. Plättchen kann man auch abwerfen und dafür den Abenteurer vorwärtsziehen. Punkte gibts fürs Erreichen des Tempels und für Edelsteine, die man unterwegs sammelt. Das ­Legespiel wird so zum Wettlauf, bei dem es nicht nur aufs Tempo ankommt: Clevere Sammler haben ebenfalls Gewinnchanen.

Siegchancen: «Karuba» ist ­unser Titelfavorit. Das Spiel ist einfach zu lernen, macht Kindern und Erwachsenen gleichermassen Spass. Zudem bleibt die Tempeljagd bis ganz am Schluss spannend.

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