So wirkt sich Corona auf unser Trinkverhalten aus
Alkoholproblem: Diese Berufsgruppen sind neu besonders gefährdet

Weniger Rauschtrinken, dafür neue Risikogruppen: Wie wirkt sich die Pandemie auf unser Trinkverhalten aus? Wir haben die Präventionsstelle Sucht Schweiz gefragt.
Publiziert: 23.12.2021 um 17:54 Uhr
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Aktualisiert: 23.12.2021 um 18:41 Uhr
Lea Ernst

Vergangene Woche sorgte der Global Drug Survey, eine internationale Umfrage zum Drogenkonsum, für Schlagzeilen. Darin war unter anderem zu lesen: Schweizerinnen und Schweizer waren seit Ausbruch der Pandemie fast nur noch halb so häufig betrunken wie zuvor.

Doch unter Schweizer Fachleuten wird Kritik laut. Obwohl der Alkoholkonsum im Lockdown kurzfristig zurückgegangen sei, fürchten sie die langfristige Auswirkungen der Pandemie auf das problematische Trinkverhalten. Denn Corona habe nicht nur bestehende Probleme verschärft, sondern auch neue Risikogruppen geschaffen.

Studie bildet Partyvolk ab

«Das Problem des Global Drug Surveys ist, dass er nicht repräsentativ ist», sagt Monique Portner-Helfer (53), Mediensprecherin von Sucht Schweiz. So spreche die Umfrage eher Personen an, die im Ausgang Alkohol trinken.

Weniger Rauschtrinken, dafür neue Risikogruppen: Die Corona-Pandemie hat unser Trinkverhalten verändert.
Foto: Getty Images
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Doch dass die Schweiz seit Pandemiebeginn wohl nicht weniger getrunken habe, zeige ein Blick in die Verkaufszahlen: Mit einem Pro-Kopf-Konsum von 7,6 Liter reinem Alkohol befand sich das Jahr 2020 auf ähnlichem Niveau wie in den Vorjahren.

Durch die Schliessung der Bars und Clubs hätten gemäss Portner-Helfer zwar viele Schweizerinnen und Schweizer im Lockdown seltener angestossen. «Doch Menschen, die schon zuvor Mühe hatten, ihr Trinkverhalten zu kontrollieren, sind in der Krise einmal mehr gefährdet.»

Gesundheitssektor und Verkauf besonders gefährdet

Und nicht nur das. Gemäss Sucht Schweiz hat die Pandemie neue Risikogruppen geschaffen. «Dazu gehören Menschen, die ganz direkt mit Corona und seinen Auswirkungen betroffen oder einem hohen Ansteckungsrisiko ausgesetzt sind», sagt Portner-Helfer. Konkret: Menschen im Gesundheitssektor, im Verkauf und im Transportwesen.

«Starke Belastungen und die Flucht vor Stress und Sorgen erhöhen das Risiko für ein problematisches Trinkverhalten», sagt Portner-Helfer. Auch die Jugend sei belastet. «Die Chancen, sich gesund zu entwickeln, sind für viele gefährdete Jugendliche noch schlechter geworden.» Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den problematischen Konsum würden lange Zeit nachwirken.

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