Ausflugs-Tipp fürs Tessin
La Froda – eine eindrückliche Szenerie

Die – umstrittene – deutsche Schauspielerin und Regisseurin Leni Riefenstahl fand 1932 beim Wasserfall «La Froda» den passenden Drehort für Aufnahmen ihres Films «Das blaue Licht». Noch heute erzählt man sich in der Osteria darüber.
Publiziert: 06.08.2014 um 15:51 Uhr
|
Aktualisiert: 14.10.2018 um 10:01 Uhr
Wild: der Wasserfall von Foroglio. (Weitere Ausflugs-Tipps unter www.ticinoweekend.ch)
Foto: TicinoWeekend
1/12

Ein rauschender Wasserfall, eine romantische Osteria: Foroglio im Bavonatal taugt zur Filmkulisse. Und schon in den Dreissigerjahren wurde das Nebental des Valle Maggia als Drehort genutzt. Die deutsche Schauspielerin, Tänzerin und Regisseurin Leni Riefenstahl drehte dort einen Teil des Films «Das blaue Licht».

Der Wasserfall wird zum Darsteller

Foroglio im Bavonatal ist ein Ort, an dem die Zeit stehengeblieben scheint. «Für Filmfreaks bestimmt sehenswert», sagt Marco Solari, Präsident des Filmfestivals Locarno sowie des Tessiner Tourismusbüros.

Der verwunschene Wasserfall La Froda und die nahe gelegene Osteria sind schon Leni Riefenstahl aufgefallen. Neben den Dolomiten wählte sie 1932 die Region zu einem der Schauplätze ihres Films «Das blaue Licht». Wegen ihrer Nähe zum Nationalsozialismus und zu Adolf Hitler gilt Riefenstahl als eine der umstrittensten Figuren der deutschen Filmgeschichte. Im mystisch-romantischen Bergfilm «Das blaue Licht» zeichnete sie für das Drehbuch, die Regie, Produktion und den Schnitt verantwortlich. Die Hauptrolle hat sie ebenfalls gleich selbst übernommen. Dass die Filmcrew aus Deutschland im damals bäuerlich geprägten Foroglio für einiges Aufsehen sorgte, zeigt ein Eintrag in ein Buch der Osteria: «Als die Truppe abgereist war, kehrte die Osteria zu ihrem ruhigen Leben zurück.»

Hunger und Armut prägten einst den Alltag

Doch die Idylle des Bavonatals trügt: Wo sich heute gestresste Städter an der Ruhe der Natur und den schmucken Dörfern erfreuen, herrschte einst Not und Elend. «Das Tal ist auch Zeugnis, unter welch schrecklichen Umständen unsere Vorfahren noch im 19. Jahrhundert leben mussten», sagt Marco Solari nachdenklich.

Eindrücklich beschrieben werden Hunger, Armut und der damals allgegenwärtige Tod vom Tessiner Schriftsteller Plinio Martini (1923-1979). Im auch auf Deutsch übersetzten Roman «Il fondo del sacco» («Nicht Anfang und nicht Ende») zeichnete er das Schicksal der Talbevölkerung nach. Das Bavonatal diente 2012 auch als Drehort für den Film «Die schwarzen Brüder» mit Moritz Bleibtreu in der Hauptrolle. Die Geschichte spielt zwar im Verzascatal, in der Valle Bavona fand Regisseur Xavier Koller aber die ursprünglichere Landschaftskulisse.

Dem Rhythmus der Natur folgend

Das Leben und der Alltag der Menschen im Bavonatal wurden einst – wie auch in vielen anderen Alpentälern – durch die Jahreszeiten bestimmt. Das Tourismusbüro Vallemaggia hat in Zusammenarbeit mit der Stiftung Valle Bavona und VallemaggiaPietraViva eine Reihe von Wanderwegen angelegt, die sich mit der von Stein und Fels geprägten Vergangenheit der Region befassen.

Die hier vorgeschlagene Wanderung führt von Foroglio durch das Val Calnegia, über Maiensässe und Alpweiden, bis zu den Laghi della Crosta und der Capanna Piano delle Cresta. Die reine Marschzeit beträgt rund sechs Stunden, der Weg verlangt gute Wanderausrüstung. Die vielen Hinweise auf die einst von den Bauern betriebene Wanderweidewirtschaft (beispielsweise Splüi, alte Felsenkeller) beschreiben eindrücklich die beschwerliche Vergangenheit.

Weitere Infos
www.bavona.ch
www.vallemaggia.ch
www.ticino.ch

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?