Für Familien, Romantiker und Abenteurer
Die schönsten Schlittelpisten der Schweiz

In der Schweiz gibt es offiziell 150 Schlittelpisten. Eine der schönsten führt von den Heubergen hinunter nach Fideris GR. Eine 45-minütige Fahrt durch pures Glück.
Publiziert: 16.01.2018 um 17:23 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 15:36 Uhr
Roland Grüter und Silvia Tschui

Schon kurz nach ihrer Ankunft müssen die Städter erkennen: In den Alpen wirkt der Winter anders als auf den Trottoirs von Basel oder Zürich. Irritiert zupfen sie ihre schicken Steppjacken zurecht, ziehen sich die Strickmützen tiefer in den Nacken und beobachten misstrauisch ihre Weggenossen. Diese tragen wattierte Skianzüge, Helme, Skibrillen und schweres Schuhwerk. Schliesslich stehen sie vor einer 45 Minuten langen Schussfahrt von den Heubergen in den Talboden des Prättigaus. Zwölf Kilometer und 1003 Höhenmeter wollen bezwungen sein – auf einer der längsten Schlittelstrecken der Schweiz.

Endlich ist auch in Fideris GR der Winter erwacht. Zwar liegt der Dorfplatz noch unter einer dünnen Schneedecke, die Temperatur aber ist frostig – minus zwölf Grad. 

Zwölf Kilometer Spass: Schlittelweg von den Heubergen nach Fideris.
Foto: ANDRI MARGADANT photocab.ch

Erst vor einer Woche konnten die Besitzer der Heuberge ihren Schlittelweg herrichten. Dieser endet mitten im Dorf. «Er ist unsere Schlagader, also existenziell», sagt Henrik Vetsch (36), der mit Partnerin Sara Wiesendanger (32) das ­Mini-Skigebiet oben auf 2000 Metern dirigiert. Sein Vater hatte 2011 die drei Bügellifte und die beiden Logiebetriebe mit allem Drum und Dran übernommen. Die Heuberge standen wegen des Verkaufs landesweit in den Schlagzeilen.

Die Besitzer sind neu, die alten Sorgen sind geblieben: die Wetterlaunen, der Kampf um die Gäste, der Wintersportverdruss der Unterländer. Der grosse Touristenstrom rauscht am anderen Ende des Prättigaus, in Klosters-Davos GR. Hier, in der Idylle, treffen sich weit weniger Gäste, vornehmlich Familien mit Kindern. Wenn sich die Natur nicht verweigert. Denn beschneit werden die Heuberge nicht, einzig der unterste Teil des Schlittelwegs ­erhält bei Bedarf Skikanonenfutter. Damit die Schlitten möglichst wenig stehen bleiben.

An Spitzentagen schlitteln 800 Fans die Strasse runter

An Spitzentagen aber versammeln sich in Fideris bis zu 800 Schlittler – und lassen sich von der «Sagi» mit Kleinbussen zum Start hochfahren, zu den beiden Berghäusern. Um kurz danach die gleiche Strecke wieder unter die Kufen zu nehmen, hinunter zum Dorfplatz. Oft genug in später Nacht. Denn der Weg ist auch in der Dunkelheit in Betrieb. Die jungen Be­sitzer haben viel Geld in den Ausbau der Abschrankungen investiert. Die Sicherheit ist damit ­gewachsen – selbst im Schein der Stirnlampen. Und nach ein, zwei Glas Fendant.

Also los. Füsse parallel zum Schlitten auf den Boden stellen, mit Körpereinsatz die Kurve nehmen. Geschafft. Konzentration ist gefragt – sie schiebt in Sekundenschnelle die Sorgen weg. Knapp 30 Zentimeter über dem Schnee kommt man dem Winter besonders nahe.

Mitten im Dorf Fideris endet der Schlittelweg: Depot  vor der «Sagi».

Ehe die Besucher sich’s versehen, gleiten sie an Maiensässen und weiss gezuckerten Bäumen vorbei – mit Blick ins Prättigau und auf die Gipfelparade des Rätikons. «Achtung!», rufts vom Berg, wir müssen Platz machen – nach ein paar Sekunden ist sie aber wieder da, die Bergruhe.

Gemäss Schweiz Tourismus sind landesweit 150 offizielle Schlittelpisten mit 620 Pistenkilometern in Betrieb (siehe Tipps). Aus gutem Grund: Wie eine viel beachtete Studie des Marktforschungs­unternehmens Manova zeigt, mag nur mehr einer von vier Winterurlaubern ausschliesslich auf Skiern stehen. Die anderen verlangen nach Abwechslung – und das Angebot wächst mit dem Interesse an Alternativen. «Schlitteln gehört heute oft dazu», sagt Heuberge-Chef Vetsch. «Dafür brauchts keine besonderen Vorkenntnisse. Und viele kennen den Sport aus Kindertagen. Das verbindet – ein Leben lang.» 

Der Streckenrekord liegt bei 17 Minuten

An uns flitzt ein Schlitten der Extraklasse vorbei. Er stammt aus der Werkstatt von Peter Egli (70), der im nahen Conters lebt. Der Ex-Landwirt und Schlittenbauer fertigt seit über 30 Jahren in Handarbeit «Gögel». Sein Kunde steuert Fideris an, wir sind in seinem Windschatten. Ein Wegweiser zeigt am Dorfrand den Weg. Vor uns das warme Restaurant – hinter uns 45 Minuten Gaudi. Der Streckenrekord liegt bei 17 Minuten. Da hat einer viel verpasst. 

Andere tolle Schlittelbahnen finden Sie hier:

Für Wagemutige

Die Abfahrt nach Bergün GR ist nur was für Wagemutige.


Albulatal GR

Höhendifferenz: 420 m, Länge: 5 km

Von Preda nach Bergün im Engadin führt die streckenweise rasante Schlittelbahn, auf der bei eisigen Verhältnissen auch mancher Draufgänger ins Schleudern kommen kann. Die Anfahrt mit der Rhätischen Bahn führt durch Unesco-Welterbe – eine der schönsten Strecken der Schweiz.

Preise: Schlittelzug, Tageskarte: 39 Fr., Einzelfahrt: ab 7 Fr.; Schlittenmiete: 15 Fr. 

Unterkunft: Das Hotel Ladina in Bergün zeichnet sich durch besonders freundlichen Service aus. 85 Fr. pro Nacht und Person

Grindelwald BE

Schon der Name der laaangen Strecke vom Faulhorn nach Grindelwald hat es in sich: Big Pintenfritz. Nur für Fitte – die Wanderung zum Faulhorn dauert rund 2½ Stunden. Dafür ist sie wunderschön – wie die Abfahrt.

Höhendifferenz: 1650 m, Länge: 15 km 

Preise: Bergbahn, Tageskarte: 47 Fr.; Einzelfahrt: 24 Fr.; Schlittenmiete: 14 Fr.

Unterkunft: Einfache Zimmer in der Downtown Lodge ab 65 Fr. pro Nacht und Person.
 

Samedan GR

Steile Sache! Von Muottas Muragl bis nach Punt Muragl zwischen St. Moritz und Pontresina führt die schnellste Schlittelbahn der Schweiz. Reaktionsvermögen ist gefordert: 25 Kurven gilt es zu navigieren.

Höhendifferenz: 718 m, Länge: 4,2 km

Preise: Bergbahn, Tageskarte: 48 Fr.; Einzelfahrt: 35 Fr.; Schlittenmiete an der Muottas-Muragl-Bahn-Talstation: 15 Fr. 

Unterkunft: Das Hotel Steinbock in Pontresina ist ein schönes Engadinerhaus. Pro Nacht ab 307 Fr. fürs DZ. Infos:

Für die ganz Kleinen (bis 10 Jahre)

In Engelberg OW sausen auch schon die Kleinen runter.
Foto: Schweiz Tourismus/Gian Marco Castelberg & Maurice Haas


Engelberg OW

Auf der Gerschnialp gibts sowohl einen kleineren, gemütlichen Hügel fürs Schlitteln mit den Allerkleinsten wie auch eine längere, ungefährliche Abfahrt für etwas Grössere. Und für das leibliche Wohl ist im Gasthaus Gerschnialp gesorgt. Tipp: Platz für die Meringues lassen!

Höhendifferenz:212 m, Länge: 3,5 km

Preise: Tageskarte: 25 Fr.; Einzelfahrt: 14 Fr.; Schlittenmiete: 7 Fr. 

Unterkunft: Das Hotel Edelweiss in Engelberg verfügt über einen «Kids Club», Wellness für die Grossen und einen Hot-Tub auf der Terrasse für Gross und Klein. Preise nach Nachfrage, momentan ab 99 Fr. pro Nacht und Person.

Braunwald GL

Höhendifferenz: 413 m, Länge: je 3 km

Von Grotzenbüel aus ist für jeden etwas dabei. Der Schlittelweg nach Schwettiberg-Dorf ist für Familien mit kleinen Kindern geeignet – und dabei sieht man mit etwas Glück auch noch Rösslikutschen. Familienmitglieder, die tollkühner unterwegs sind, sausen derweil die Sportschlittelbahn vom selben Punkt aus hinab Richtung Mittelstation.

Preise: Tageskarte: 45 Fr.; Einzelfahrt: 17 Fr.; Schlittenmiete: 10 Fr. 

Unterkunft: Im Märchenhotel Braunwald werden Kindern abends -Märchen vorgelesen – neben dem sonstigen reichhaltigen Betreuungsprogramm. Familienzimmer pro Erwachsenen ab 185 Fr.

Nendaz VS

Im zweitgrössten Skigebiet der Schweiz darf eine Schlittelpiste für die Kleinsten nicht fehlen. Neben der Skipiste Tortin führt die Schlittelstrecke mit wunderschönem Bergpanorama durch zauberhaften Alpenwald.

Höhendifferenz: 350 m, Länge: 3,5 km 

Preise: Tagespass: 28 Fr.; Einzelfahrt: 13 Fr.; Schlittenmiete: 19 Fr. 

Unterkunft: Das Hotel Mont-Fort ist für Familien ideal gelegen – nur fünf Minuten Fussmarsch dauert es zur Bergbahn. Familienzimmer ab 79 Fr. pro Person und Nacht.

Für Halblange (ab 10 Jahren)

In Savognin GR braust man auch durch einen Tunnel.
Foto: Christof Sonderegger


Savognin GR

Nach einer Stärkung im Bergrestaurant Somtgant gibt es zwei Optionen: Die Panoramica-Strecke führt über 10,5 Kilometer durch wunderschöne Landschaft; junge Rowdys fräsen auf der kurvenreichen Strecke durch Waldpassagen und einen Tunnel nach Savognin.

Höhendifferenz: 900 m, Länge: 10,5 km/7,5 km

Preise: Schlittelpass (4 Std.), Kinder: 17 Fr.; Erwachsene: 33 Fr.; Schlittelpass Tageskarte: Kinder 20 Fr., Erwachsene: 39 Fr.; Schlittenmiete 14 Fr.

Unterkunft: Das Hotel Cube in Savognin ist auf junge Gäste ausgerichtet. Vierbettzimmer pro Erwachsenen und Nacht ab 199 Fr., inkl. Skipass.

Grächen VS

Im Familienpark SiSu gibts Luftreifen zu mieten, mit denen man die Snowtubing-Bahn runtersaust. Ältere Teenager lieben die Steilkurven-Piste von der Hannigalp über Zum See nach Grächen.

Höhendifferenz: 464 m, Länge: 3 km 

Preise: SiSu Schlittelpark-Tageskarte (samt Hannigalpbahn): 36 Fr.; Erwachsene: 29 Fr.; -Jugendliche und Schlittenmiete 8 Fr.; Snowtubing ab einer halben Stunde: 5 Fr.; Depot Snowtube: 50 Fr. 

Unterkunft: Im Hotel Gädi gibt es nahe der Bahn Familienzimmer mit vier Betten ab 352 Fr.

Flims-Laax GR

Eine eigens fürs Schlitteln präparierte Piste, eine wunderschöne Waldabfahrt und das Restaurant Foppa gleich neben der effizienten Sesselbahn führen dazu, dass sich die ganze Familie stundenlang amüsieren kann.

Höhendifferenz: 320 m, Länge: 3 km

Preise: Tageskarte: 38 Fr.; Einzelfahrt: 14 Fr.; Schlittenmiete: 12 Fr.

Unterkunft: Im Rocksresort Laax gibt es Ferienwohnungen für Familien. Appartements mit vier Betten ab circa 3160 Fr. pro Woche für vier Personen.

Für Verliebte

Am schönsten ist die Fahrt nach Les Diablerets VS bei Vollmond.
Foto: PD


Les Diablerets VD

Am allerschönsten ist die sowieso schon traumhafte Schlittenfahrt von Les Mazots nach Les Diablerets bei Vollmond – wer rechtzeitig vorher bucht, kann gleich neben der Sesselbahn zuerst Fondue essen – so schlittelt es sich komfortabel. Nach der langen Abfahrt gibts für alle ein heisses Glas Glühwein. Achtung: Kinder unter neun Jahren dürfen nicht bei der Nachtschlittenfahrt mitfahren.

Höhendifferenz: 566 m, Länge: 7.2 km 

Preise: Nachtschlitteln ohne Fondue: 30 Fr.; Nachtschlitteln mit Fondue: 51 Fr.

Unterkunft: Hotel du Pillon, Doppelzimmer 200 Fr.;

Savognin GR

Von der wunderschönen und weitgehend unberührten Alp Flix aus lässt es sich trefflich nach Sur hinunterschlitteln. Wer im Jurtenhotel auf der Alp übernachtet, hats gut: Seine Gäste holt der Hofbesitzer nämlich gegen ein kleines Entgelt mit dem Schneemobil unten wieder ab und fährt sie hoch. Das bedeutet doppelten Spass! 

Höhendifferenz: 380 m, Länge: 4,5 km

Preise: Schneemobilfahrt in der Übernachtung inbegriffen; Schlittenmiete zusätzlich: 5 Fr. 

Unterkunft: In der warmen Jurte wie Hirten schlafen, 140 Fr. pro Nacht für zwei Personen.

Saas-Fee VS

Die mit elf Kilometern sehr lange Schlittelbahn führt von Kreuzboden nach Saas-Grund durch das schöne Saastal. An einzelnen Daten ist die Schlittelbahn auch nachts geöffnet.

Höhendifferenz: 841 m, Länge 11 km

Preise: Tageskarte: 42 Fr.; Einzelfahrt: 26 Fr.; Schlittenmiete: 10 Fr.

Unterkunft: Bei Pirmin Zurbriggen schlafen und wellnessen: Ab 155 Fr. pro Person.

4 Schlitteltipps vom Profi

Rund 7000 Menschen verletzen sich jährlich beim Schlitteln. Albert Steffen (42) ist mehrfacher Schweizer Naturrodel-Meister. Er gibt in Grindelwald BE Schlittel- und Rodelkurse und sagt, worauf wir achten sollten.

Sich richtig anziehen

«Ich habe schon Touristen gesehen, die sich Bindenbeutel aus Hotel-WCs über die Schuhe gebunden haben, um beim Schlitteln trockene Füsse zu behalten. Bremsen kann man so natürlich nicht. Der wichtigste Sicherheitspunkt überhaupt: richtige Skisachen. Jacke, Hose, schneefeste Schuhe mit gutem Profil, schneedichte Handschuhe und zwingend ein Helm mit Skibrille – weil der Schnee bei rasantem Tempo aufspritzt.»

Richtig bremsen

«Oft strecken Schlittler ihre Beine durch und bremsen ausschliesslich mit den Fersen. Geraten sie in ein Schlagloch, verreisst es das Bein – guet Nacht! Die Füsse müssen vielmehr parallel zu den Kufen aufgesetzt sein, mit der gesamten Fusssohle. Dadurch stimmt auch der Winkel des Beins.»

Richtig sitzen

«Zum Glück sieht man sie nur selten: Irre, die ohne Helm kopfvoran und bäuchlings rodeln. Wie wollen die bremsen? Bäuchlings ist tabu.»

Richtig lenken

«Es gibt zehn Regeln, die allen klar sein sollten. Dazu zählen: Rücksicht auf andere nehmen, die Geschwindigkeit dem Fahrkönnen anpassen, Signale beachten und nie in der Mitte der Piste anhalten.

Rund 7000 Menschen verletzen sich jährlich beim Schlitteln. Albert Steffen (42) ist mehrfacher Schweizer Naturrodel-Meister. Er gibt in Grindelwald BE Schlittel- und Rodelkurse und sagt, worauf wir achten sollten.

Sich richtig anziehen

«Ich habe schon Touristen gesehen, die sich Bindenbeutel aus Hotel-WCs über die Schuhe gebunden haben, um beim Schlitteln trockene Füsse zu behalten. Bremsen kann man so natürlich nicht. Der wichtigste Sicherheitspunkt überhaupt: richtige Skisachen. Jacke, Hose, schneefeste Schuhe mit gutem Profil, schneedichte Handschuhe und zwingend ein Helm mit Skibrille – weil der Schnee bei rasantem Tempo aufspritzt.»

Richtig bremsen

«Oft strecken Schlittler ihre Beine durch und bremsen ausschliesslich mit den Fersen. Geraten sie in ein Schlagloch, verreisst es das Bein – guet Nacht! Die Füsse müssen vielmehr parallel zu den Kufen aufgesetzt sein, mit der gesamten Fusssohle. Dadurch stimmt auch der Winkel des Beins.»

Richtig sitzen

«Zum Glück sieht man sie nur selten: Irre, die ohne Helm kopfvoran und bäuchlings rodeln. Wie wollen die bremsen? Bäuchlings ist tabu.»

Richtig lenken

«Es gibt zehn Regeln, die allen klar sein sollten. Dazu zählen: Rücksicht auf andere nehmen, die Geschwindigkeit dem Fahrkönnen anpassen, Signale beachten und nie in der Mitte der Piste anhalten.

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