Reise zu sich selbst
Das sind die schönsten Pilgerwege der Welt

Während sich manche aus religiösen Gründen auf den Weg machen, tun es andere, um wieder zu sich selbst zu finden. Welche Routen für eine Pilgerreise die schönsten sind.
Publiziert: 05.03.2020 um 14:30 Uhr
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Aktualisiert: 18.06.2020 um 15:53 Uhr
Vanessa Büchel

Seit Jahrhunderten machen sich Menschen auf, um lange Strecken in Einsamkeit zu erwandern. So pilgern etwa Menschen aus religiösen Gründen, um sich ihrem Gott näher zu fühlen oder Busse zu tun. Auf der ganzen Welt gibt es berühmte Pilgerorte, die von den Reisenden angestrebt werden: Jerusalem, Mekka oder Santiago de Compostela zählen dazu.

Heute machen sich viele Pilger aber nicht mehr aufgrund ihres Glaubens auf den Weg. Auch Selbstfindung spielt mittlerweile eine grosse Rolle. Wer mit Zweifeln, Ängsten und Unzufriedenheit in seinem Leben zu kämpfen hat, der findet auf einer langen Reise nur mit sich selbst möglicherweise Antworten auf seine Fragen.

1. Jakobsweg nach Santiago de Compostela

Der Jakobsweg ist der Klassiker unter den europäischen Pilgerwegen. Jährlich zählt er rund 150'000 Besucher. Spätestens seit Hape Kerkelings (55) Buch «Ich bin dann mal weg» weiss jeder über den Fernwanderweg Bescheid. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (65) setzte im August 2014 bereits Fuss auf das Unesco-Weltkulturerbe.

Alle Wege führen nach Santiago de Compostela: Der Jakobsweg ist der Klassiker unter den Pilgerwegen und hat das Grab des Apostels Jakobus zum Ziel. Die verschiedenen Pfade, die sich über Europa erstrecken, sind so beliebt, weil sie so gut ausgebaut sind. Pilger folgen einfach den Muschelzeichen.
Foto: Getty Images
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Einer der bekanntesten Abschnitte ist dabei der Camino Francés, der bei den französischen Pyrenäen beginnt. Es führen aber mehrere Wege aus ganz Europa zum Grab des Apostels Jakobus in Santiago de Compostela (Spanien). Wer also die Massen umgehen möchte, findet andere Wanderalternativen, denn Ruhe und Besinnlichkeit gibt es auf dem beliebten Abschnitt keine.

Abschnitt: Camino Francés
Länge: ca. 783 Kilometer
Dauer: etwa vier bis fünf Wochen
Schwierigkeit: leicht bis mittel

2. Via Sancti Martini von Frankreich bis Ungarn

Auch hier begibt man sich auf die Spuren einer historischen Person: Martin von Tours war für seine grosse Nächstenliebe und Güte bekannt. Der beliebte Pilgerort zu seinen Ehren führt von Szombathely (Ungarn), wo Martin von Tours geboren wurde, bis nach Tours (F), wo der Heilige begraben wurde.

Der ganze Martinuspilgerweg umfasst über 2500 Kilometer und führt von Ungarn über Österreich, Deutschland, Luxemburg, Belgien bis nach Frankreich. Die unterschiedlichen Teilstücke eignen sich für verschiedene Schwierigkeitsstufen. Der Abschnitt «Via Latinorum» führt vom Startort in Ungarn bis nach Šmartno na Pohorju (Slowenien), misst 370 Kilometer und ist nur was für geübte Wanderer.

Abschnitt: Via Latinorum
Länge: ca. 370 Kilometer
Dauer: etwa zwei bis drei Wochen
Schwierigkeit: mittel bis fortgeschritten

3. Franziskusweg in der Toskana

Die wichtigsten Wirkungsstätten von Franz von Assisi können auf dieser Route abgewandert werden. Er führt von Florenz bis nach Rom – quer durch die Toskana. Wer also gerne etwas Dolce Vita mit einer Pilgerreise verbinden will, der ist hier am richtigen Ort.

Abschnitt: ganzer Weg
Länge: ca. 500 Kilometer
Dauer: etwa vier Wochen
Schwierigkeit: leicht bis mittel

4. Benediktweg von Oberösterreich bis Slowenien

Von Spital am Phyrn in Oberösterreich über das Stift St. Paul in Kärnten bis nach Gornji Grad in Slowenien führt der Benediktweg. Über 315 Kilometer legen Pilger hier zurück. Unterwegs finden Reisende unzählige kulturelle Highlights, so unter anderem die barocke Stiftskirche in Spital am Pyhrn und das Benediktinerstift St. Paul im Kärntner Lavanttal. Die Geschichte hinter dem Weg: Kaiser Josef II. entschied 1789, das Stift St. Paul in Kärnten zu schliessen. Anschliessend machten sich 1809 einige Benediktinermönche aus Spital am Pyhrn auf, um es wiederzueröffnen. Der Pilgerpfad wurde 2009 anlässlich des 200-Jahr-Jubiläums eröffnet.

Abschnitt: ganzer Weg
Länge: ca. 315 Kilometer
Dauer: etwa zwei Wochen
Schwierigkeit: leicht

5. Olavsweg in Norwegen

Wer nach Abgeschiedenheit und Einsamkeit sucht, der ist auf dem Olavsweg auf der richtigen Fährte. Hier begegnet man nur wenig Pilgern, und wenn man Glück hat, trifft man auf ein paar freilebende Moschusochsen. Naturnah und idyllisch ist der Pfad, der als nordische Variante des Jakobswegs gilt. Der Weg führt von Oslo nach Trondheim, wo sich die Grabstätte des Heiligen Olav befindet, die schon im Mittelalter als eines der wichtigsten Pilgerziele Nordeuropas galt.

Abschnitt: ganzer Weg
Länge: ca. 643 Kilometer
Dauer: etwa fünf Wochen
Schwierigkeit: mittel bis fortgeschritten

6. Croagh Patrick in Irland

750 Meter hoch ist der heilige Berg der Iren – der Croagh Patrick. Er liegt im Westen der Insel und hält einen nicht ganz so einfachen Weg bereit. Obwohl der Aufstieg anfangs leicht erscheint, offenbart sich auf dem letzten Teil der Strecke eine starke Steigung und loses Geröll. Glücklicherweise ist der Weg mit Serpentinen bespickt, die das Wandern möglich machen. Die Geschichte hinter dem Pilgerweg: Angeblich soll der Heilige Patrick 441 n. Chr. auf dem Berg gebetet und gefastet haben, wobei er mit einer Glocke alle Schlangen von Irland vertrieben haben soll. Er gilt als Schutzpatron der Insel, der das Christentum nach Irland brachte und die Kirche auf dem Berg errichten liess.

Abschnitt: von Kirche «Murrisk Abbey» bis zum Gipfel
Länge: ca. 35 Kilometer
Dauer: ein Tag
Schwierigkeit: mittel bis fortgeschritten

7. St. Paulusweg in der Türkei

Zielort dieses Pilgerwegs stellt Antiochia in Pisidien, das heutige Yalvaç nördlich des Eğirdir-Sees, dar. Dort soll Apostel Paulus eine Christengemeinde gegründet haben. Für den Start gibt es zwei Ausgangspunkte: der Ort Perge, der zehn Kilometer östlich von Antalya liegt, oder Beşkonak, das sich ungefähr 80 Kilometer nordöstlich von Antalya befindet. Insgesamt legt man auf dem 2008 eröffneten Pfad rund 500 Kilometer zurück. Die Strecke ist gespickt mit kulturellen und landschaftlichen Highlights, so etwa die antike Stadt Adada, Wasserfälle oder der türkisblaue Eğirdir-See.

Abschnitt: ganzer Weg
Länge: ca. 500 Kilometer
Dauer: etwa vier Wochen
Schwierigkeit: mittel

8. Adam's Peak in Sri Lanka

5000 Stufen gilt es für die mutigen Aufsteiger zurückzulegen: Der 2243 Meter hohe Adam's Peak liegt im südwestlichen Hochland Sri Lankas und zieht vor allem Buddhisten an. So glauben diese, dass auf der Spitze der 1,6 Meter lange heilige Fussabdruck Buddhas zu finden ist. Doch auch Hindus, Muslime und Christen pilgern zum Ziel des Wegs. Hindus glauben den Abdruck der Gottheit Shiva zu sehen, Christen den Abdruck des Apostels Thomas und Muslime den Abdruck des Propheten Adam. Obwohl die Route nur sieben Kilometer lang ist, sollte sie nicht unterschätzt werden: Gestartet wird im Ort Dalhousie, und es müssen etwa 1000 Höhenmeter zurückgelegt werden. Doch am Ziel angekommen, verschlägt die Aussicht den Pilgern die Sprache.

Abschnitt: ganzer Weg
Länge: ca. sieben Kilometer
Dauer: etwa vier Stunden
Schwierigkeit: fortgeschritten

9. Shikoku-Pilgerpfad in Japan

Das Highlight dieses Pilgerpfads sind die 88 Tempel, die es zu besuchen gilt. Erst wenn man alle gesehen hat, hat man den Weg auch absolviert. Rund 500'000 Pilger zieht die Strecke auf der kleinsten der vier Hauptinseln Japans jährlich an. Insgesamt misst die Route etwa 1200 Kilometer, es dürfen aber auch Unterbrechungen eingelegt und Bahn oder Auto benutzt werden. Auch die Reihenfolge der besuchten Tempel spielt keine Rolle. Doch für gewöhnlich wird beim Tempel Ryozen-ji in der Präfektur Tokushima gestartet, während der heilige Ort mit seinem Schrein Okubo-ji in der Präfektur Kagawa das Ende bildet.

Abschnitt: ganzer Weg
Länge: ca. 1200 Kilometer
Dauer: etwa sechs Wochen
Schwierigkeit: einfach bis mittel

10. Rund um den Kailash im Tibet

Es ist der schwerste aller Pilgerwege: die Umrundung des Bergs Kailash im Tibet. Hier macht Pilgern vor allem die Höhenkrankheit zu schaffen. Denn der Kailash ist rund 6675 Meter hoch. Der Gipfel darf jedoch aus Ehrfurcht vor den Göttern nicht betreten werden. Der Pilgerpfad verläuft daher einmal um den Berg herum. Während 54 Kilometern müssen mehrere Tausend Höhenmeter bezwungen werden. Aufgrund von steilen Anstiegen, tiefen Schluchten und unerwarteten Wetterumschwüngen ist der Pfad eine reine Qual, die tief religiöse Pilger aber sogar kriechend zurücklegen.

Abschnitt: einmal um den Kailash herum
Länge: ca. 54 Kilometer
Schwierigkeit:
extrem

11. Der Goldene Felsen von Kyaikhtiyo in Myanmar

Auch ein extremer Pfad erwartet Pilger in Myanmar. Rund vier Autostunden ausserhalb von Rangun liegt beim kleinen Ort Kyaikto eines der Heiligtümer Myanmars: Der Goldene Felsen erhebt sich dort in schwindelerregenden Höhen und wird der Legende nach nur von einem Haar Buddhas vom Sturz in die Tiefe bewahrt. Während der erste Abschnitt nach dem Start im Basislager am Fusse des Kyaiktiyo-Berges, das Kinpun-Camp, von vielen Pilgern noch mit dem Bus oder dem Taxi zurückgelegt wird, kämpft man in den letzten vier Kilometern mit extrem steilen Serpentinen.

Abschnitt: ganzer Weg
Länge: ca. zwölf Kilometer
Dauer: ein Tag
Schwierigkeit: fortgeschritten

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