Vom «Grossen Gackerer» zum Big Bang
Was Sie über Eier wohl noch nicht wussten

Schon im alten Ägypten wurde das Ei verehrt – und auch sonst schlüpft im Laufe der Kulturgeschichte so manche Gottheit aus einem Ei. Der grosse Eierartikel – von Religion über Kunst bis hin zur Gesundheit.
Publiziert: 04.04.2021 um 10:01 Uhr
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Aktualisiert: 06.04.2021 um 11:02 Uhr
Eier sind überall in Kunst und Kultur: Plattencover von «It's Blitz» der Yeah Yeah Yeahs vom Schweizer Künstler Urs Fischer.
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Silvia Tschui, Anna Übelhart, Jennifer Bürgin

Eier in Mythologie und Religion

Haben Sie schon mal vom «Grossen Gackerer» gehört? Nicht? Er wurde einst ähnlich verehrt wie heutzutage Jesus Christus, allerdings im altägyptischen Raum. Der «Grosse Gackerer» schlüpft, wie sein Name bereits nahelegt, in grauer Vorzeit aus einem Ei, heisst ansonsten Amun, ist ein Gott und Teil der unzähligen Weltentstehungsmythen und Schöpfungsgeschichten, die alle auf derselben Überzeugung fussen: Alles, aber auch wirklich alles, entsprang einst aus einem Ei. Aus dem «Welten-Ei», wie man das Konzept mythologieübergreifend nennt.

Von den Griechen bis zu den Japanern – alles ei-erlei

Bei den alten Griechen hiess der Eiergott Dionysos, im Hinduismus schuf Brahman sich selbst aus einem goldenen Ei – von Griechenland übers Baltikum bis hin nach Finnland, von Altägypten bis Westafrika, von Neuseeland und den zugehörigen Polynesischen Inseln bis hin zu China, Japan und den US-amerikanischen Ureinwohnern existiert derselbe Schöpfungsmythos.

Das Ei steht auch für Dualität: Yin und Yang, gut und böse, hell und dunkel

Da einem Ei ein klarer und ein je nach Spezies unterschiedlich gelblich gefärbter Teil innewohnt, entsprangen ihm in vielen diesen Mythen Zwillingswesen oder Zwitter, die eine grundlegende Zweifaltigkeit verkörpern: Licht und Dunkel, gut und böse, männlich und weiblich, in China Yin und Yang.

Ostara? Gabs wohl nicht, dafür aber Astarte

Und bei uns? Kennen Sie den keltischen Kult um die Frühlingsgöttin Ostara, die Ostern ihren Namen gegeben haben soll und deren Riten vom Christentum einfach angepasst übernommen wurden? Forscher sind sich uneinig, ob es diese keltische oder germanische Göttin tatsächlich so gegeben haben soll – und meinen heute, dass es eher nicht so war. Wer aber tatsächlich als Fruchtbarkeitsgöttin verehrt wurde, war die mesopotamische Göttin Astarte – in ihrem Namen klingt der Osten an, wo die Sonne aufgeht, was wiederum für Frühlingsanfang und Erneuerung steht. Es ist deshalb kein Wunder, dass ein christlicher Mythos der Wiederauferstehung Jesu, den wir ja an Ostern feiern, auf den Frühling fällt und mit Eiern gefeiert wird.

Auch die Wissenschaft glaubt ans Ur-Ei

Und was sagt eigentlich die Wissenschaft zu dem Ganzen? Die ist – sozusagen in einer Ellipse, die ja auch eierförmig ist, an den Ursprung der Schöpfungsmythen zurückgekommen – es klingt nur anders: Die «Big Bang»- oder Urknall-Theorie geht davon aus, dass das Universum «aus einer Singularität», also irgendwie aus einem einzelnen Uratom, mittels eines «Urknalls» hervorgegangen ist. Wissenschaftler nennen diese «Singularität» sogar manchmal «kosmisches Ei», und das ist vom «Welten-Ei» nun wirklich nicht allzu weit entfernt.

Eier in Kunst und Kultur

Mindestens zehn Millionen US-Dollar erwartete das Aktionshaus Christie's im Jahr 2018 für ein glänzendes rundliches Gebilde des Pop-Art-Künstlers Jeff Koons. «Cracked Egg», «zerbrochenes Ei», heisst die Skulptur, die – wer hätte es gedacht – ein zerbrochenes Ei zeigt. Dass niemand zehn Millionen übrig hatte und die Skulptur schliesslich unverkauft blieb, hat aber mehr mit dem Wertezerfall in der Kunst zu tun. Denn das Ei ist und bleibt ein Dauerbrenner in Kunst und Kultur.

Das steckt hinter unseren Ostereiern

5 Eier mehr

als im Vorjahr wurden 2020 in der Schweiz pro Kopf konsumiert. 2019 waren es noch 184. Das liegt am höheren Konsum von Eiern zu Hause wegen der Pandemie.

340 Eier

legt eine durchschnittliche Henne in ihrem Leben. Die meisten Legehennen produzieren ein bis höchstens zwei Jahre lang.

Seit 1992

ist die Käfighaltung in der Schweiz verboten.

Etwas weniger als ein A3-Blatt Platz

hat eine einzelne Legehenne in Schweizer Bodenhaltung mindestens.

65 Prozent der Schweizer Legehennen

leben in Freilandhaltung. Sie haben den gleichen Stallplatz wie in der Bodenhaltung, dazu jedoch noch einen Wintergarten und 2,5 Quadratmeter Weidefläche.

Seit 2020

ist das Schreddern von Küken bei lebendigem Leibe verboten.

Drei Millionen männliche Küken

werden pro Jahr mit CO2 eingeschläfert. Mehr als die Hälfte der toten Küken wird an andere Tiere verfüttert.

2000 Gramm CO2

werden für die Produktion von einem Kilo Eier freigesetzt. Im Vergleich dazu: Rindfleisch erzeugt 15’000 g pro Kilo – regionales Obst und Gemüse stattdessen nur 130 bis 200 g.

5 Eier mehr

als im Vorjahr wurden 2020 in der Schweiz pro Kopf konsumiert. 2019 waren es noch 184. Das liegt am höheren Konsum von Eiern zu Hause wegen der Pandemie.

340 Eier

legt eine durchschnittliche Henne in ihrem Leben. Die meisten Legehennen produzieren ein bis höchstens zwei Jahre lang.

Seit 1992

ist die Käfighaltung in der Schweiz verboten.

Etwas weniger als ein A3-Blatt Platz

hat eine einzelne Legehenne in Schweizer Bodenhaltung mindestens.

65 Prozent der Schweizer Legehennen

leben in Freilandhaltung. Sie haben den gleichen Stallplatz wie in der Bodenhaltung, dazu jedoch noch einen Wintergarten und 2,5 Quadratmeter Weidefläche.

Seit 2020

ist das Schreddern von Küken bei lebendigem Leibe verboten.

Drei Millionen männliche Küken

werden pro Jahr mit CO2 eingeschläfert. Mehr als die Hälfte der toten Küken wird an andere Tiere verfüttert.

2000 Gramm CO2

werden für die Produktion von einem Kilo Eier freigesetzt. Im Vergleich dazu: Rindfleisch erzeugt 15’000 g pro Kilo – regionales Obst und Gemüse stattdessen nur 130 bis 200 g.

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Die teuersten Eier der Welt

Viel mehr als lumpige zehn Millionen Dollar sind die berühmten Imperial-Fabergé-Eier wert, die die letzten Zaren Alexander III. (1845–1894) und Nikolaus II. (1868–1918) einst ihren Gattinnen und Müttern schenkten. Es gibt von ihnen circa fünfzig Stück, die Königin von England besitzt drei, der russische Milliardär Viktor Vekselberg neun (!), eines wurde einst auf einem Flohmarkt wiedergefunden. Experten schätzen den Wert eines Imperial- Fabergé-Eis, also eines der knapp 50, die für die Zaren hergestellt wurden, heute auf circa 33 Millionen Franken.

Das sprichwörtliche goldene Ei ...

Diesen realen «goldenen Eiern» gehen Fabeln und Sagen voraus: Sowohl bei Oscar de la Fontaine wie auch bei den Gebrüdern Grimm gibt es Geschichten von Vögeln, die goldene Eier legen. Allerdings ist das Schlachten derselben keine gute Idee, wie auch heutzutage noch das Sprichwort zeigt: «Man schlachtet doch nicht die Gans, die goldene Eier legt» – und damit meint, dass man sich nicht selbst wissentlich wirtschaftlichen Schaden zufügt.

… zieht noch heute in der Kunst

Wirtschaftlich lohnt sich jedenfalls die künstlerische Beschäftigung mit Eiern – das zeigt sich bei weiteren Künstlern, deren Werke bis heute Spitzenpreise erzielen. Bei Salvador Dalí etwa, dem heutzutage wohl bekanntesten Surrealisten. Oder bei dem Maler, bei dem er abgeschaut hat: Hieronymus Bosch (ca. 1450–1516), dem holländischen Renaissance-Meister, der bis heute ein unerreicht seltsames Werk hinterlässt. Seine Eier haben Füsse, beherbergen ganze Orchester oder gebären unheimliche Dämonen. Eier in der Kunst ziehen bis heute. So hat etwa der in New York lebende, international äusserst erfolgreiche Schweizer Künstler Urs Fischer letzthin mit Eierköpfen einen Volltreffer gelandet: 2013 präsentiert er Köpfe aus der Weltgeschichte – mit Ei. Und sorgt damit in der gesamten Kunstwelt bis heute für Lacher.

Die schönsten Ostereier der Welt

Letztes Jahr hat BLICK seine Leser dazu aufgerufen, Bilder von ihren Ostereiern einzusenden, um die schönsten zu küren. Solche mit Lach-Smileys waren darunter oder traditionell gefärbte mit Naturfarben und Blütenblättchen im Neonstrumpf, die nach dem Färben einen weissen Abdruck hinterlassen. Schön waren sie alle. In anderen Ländern würden wir trotzdem ausgelacht. Das wird klar, sobald man den Blick nach Osteuropa, ins Baltikum oder nach Russland richtet. Kunsthandwerker ritzen, vergolden, bemalen oder blasen Eier dort sogar aus, um schliesslich solch filigrane Muster auszuschnitzen, dass Lochmuster entstehen, von deren Qualität sich sogar die Textilhersteller unserer berühmten St. Galler Spitze eine dicke Scheibe abschneiden könnten. Die Motive sind so vielfältig wie die Techniken: Russische Ikonografie ist genauso vertreten wie Folklore-Kunst.

Das alles soll niemanden vom Tütschen unserer bescheidener gestalteten Eier abhalten – einfach keine Litauer, Russen oder Ukrainer ans Osterfest einladen, wenn man sich angesichts unserer doch eher bescheiden dekorierten Eier nicht schämen will!

Das steckt im Frühstücksei

«Got an egg, got a meal», also: «Hast Du ein Ei, hast Du eine Mahlzeit» lautet ein englisches geflügeltes Wort. Kein Wunder: Im Ei, insbesondere im Eigelb, steckt eine ganze Reihe an Vitalstoffen und Vitaminen. Ob viele Eiermahlzeiten aber gesund sind, sorgt oft für Unsicherheit. Stéphanie Bieler, Fachexpertin bei der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung, erklärt: «Eine Eigenschaft von Eiern, die lange als ungesund galt, ist ihr hoher Cholesteringehalt. Pro Ei beträgt dieser zwischen 200-300 Milligramm». Gemäss Bieler gibt es jedoch keinen direkten Zusammenhang zwischen dem Konsum cholesterinreicher Lebensmittel und dem Cholesterin im Blut. Diverse Studien bestätigen, dass der Einfluss des Eierverzehrs auf den Cholesterinspiegel gering ist. «Eine Obergrenze beim Eierkonsum gilt mittlerweile als überholt», sagt Bieler. Man kann an Ostern also getrost mehrfach tütschen.

«Got an egg, got a meal», also: «Hast Du ein Ei, hast Du eine Mahlzeit» lautet ein englisches geflügeltes Wort. Kein Wunder: Im Ei, insbesondere im Eigelb, steckt eine ganze Reihe an Vitalstoffen und Vitaminen. Ob viele Eiermahlzeiten aber gesund sind, sorgt oft für Unsicherheit. Stéphanie Bieler, Fachexpertin bei der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung, erklärt: «Eine Eigenschaft von Eiern, die lange als ungesund galt, ist ihr hoher Cholesteringehalt. Pro Ei beträgt dieser zwischen 200-300 Milligramm». Gemäss Bieler gibt es jedoch keinen direkten Zusammenhang zwischen dem Konsum cholesterinreicher Lebensmittel und dem Cholesterin im Blut. Diverse Studien bestätigen, dass der Einfluss des Eierverzehrs auf den Cholesterinspiegel gering ist. «Eine Obergrenze beim Eierkonsum gilt mittlerweile als überholt», sagt Bieler. Man kann an Ostern also getrost mehrfach tütschen.

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So entsteht ein Hühnerei

Was war zuerst, das Huhn oder das Ei? Oder doch umgekehrt? Worüber sich Philosophen seit Jahrhunderten den Kopf zerbrechen, können auch wir nicht beantworten. Dafür weiss aber Vera Hofer vom Geflügel-Kompetenzzentrum Aviforum in Zollikofen BE, wie das Ei überhaupt ins und aus dem Huhn kommt.

Rund 24 Stunden nur dauert die Entstehung eines Eis, die im Eierstock der Henne ihren Anfang nimmt: Ein Follikel springt aus den Eierstöcken in den Eileitertrichter – genau wie bei Säugetieren. Dort würde beim Vorhandensein von Spermien die Befruchtung stattfinden. Bei der Wanderung durch den Eileiter lagert sich das Eiklar um die Dotterkugel. An der sogenannten Eileiterenge werden die Schalenhäute gebildet und an diesen, erklärt Vera Hofer, «lagert sich bei der Schalenbildung im Eihalter während ca. 20 Stunden Kalk ab». Den Kalk muss der Hühnerhalter durchs Futter zugeben.

Aus dem Huhn kommt das Ei schliesslich über die sogenannte Kloake – ja, das ist dort, wo auch Kot und Harnstoff ausgeschieden werden. «Wäh!», muss man jetzt aber trotzdem nicht denken, dank eines sehr ausgeklügelten Mechanismus: «Um das Ei sauber ablegen zu können, stülpt sich die Scheide durch die Kloake nach aussen», sagt Hofer. Der Zugang von Kot und Urin zum Ei ist also versperrt, und das frische Ei erscheint sauber – wie, nun ja, aus dem Ei gepellt.

Was war zuerst, das Huhn oder das Ei? Oder doch umgekehrt? Worüber sich Philosophen seit Jahrhunderten den Kopf zerbrechen, können auch wir nicht beantworten. Dafür weiss aber Vera Hofer vom Geflügel-Kompetenzzentrum Aviforum in Zollikofen BE, wie das Ei überhaupt ins und aus dem Huhn kommt.

Rund 24 Stunden nur dauert die Entstehung eines Eis, die im Eierstock der Henne ihren Anfang nimmt: Ein Follikel springt aus den Eierstöcken in den Eileitertrichter – genau wie bei Säugetieren. Dort würde beim Vorhandensein von Spermien die Befruchtung stattfinden. Bei der Wanderung durch den Eileiter lagert sich das Eiklar um die Dotterkugel. An der sogenannten Eileiterenge werden die Schalenhäute gebildet und an diesen, erklärt Vera Hofer, «lagert sich bei der Schalenbildung im Eihalter während ca. 20 Stunden Kalk ab». Den Kalk muss der Hühnerhalter durchs Futter zugeben.

Aus dem Huhn kommt das Ei schliesslich über die sogenannte Kloake – ja, das ist dort, wo auch Kot und Harnstoff ausgeschieden werden. «Wäh!», muss man jetzt aber trotzdem nicht denken, dank eines sehr ausgeklügelten Mechanismus: «Um das Ei sauber ablegen zu können, stülpt sich die Scheide durch die Kloake nach aussen», sagt Hofer. Der Zugang von Kot und Urin zum Ei ist also versperrt, und das frische Ei erscheint sauber – wie, nun ja, aus dem Ei gepellt.

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