Nominiert für den Ingeborg-Bachmann-Preis – Autorin Silvia Tschui erlebt ihre Feuertaufe in Klagenfurt
«Zum Glück gibt es Marillenschnaps»

Unsere Kollegin ist für den Bachmann-Preis nominiert. Der Wettbewerb ist berüchtigt für seine erbarmungslose Jury. Das Vorlesen hat Silvia Tschui überstanden. Im Tagebuch erzählt sie von ihren Erlebnissen im österreichischen Klagenfurt.
Publiziert: 27.06.2019 um 23:36 Uhr
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Aktualisiert: 20.04.2021 um 15:23 Uhr
Silvia Tschui

Au Backe. Ich hab mir diesen Text so schön vorgestellt. Ich hab mir vorgestellt, wie ich die Angst vor der Jury und den Auftritt beschreibe, so als Pitbull, der sich in meinen Magen verbissen hat. Und zwar seit gestern Abend, als die Lesereihenfolge ausgelost wurde, in diesem klinisch weissen ORF-Studio, welches mit all den Lichtern an der Decke an einen Operationssaal erinnert. Oder an ein Labor eines verrückten Wissenschaftlers, der – natürlich – irgendwas seziert. Denn seziert wird ja hier, aber dazu später mehr.

Und dann hätte ich Ihnen gern erzählt, was man mit so einer Pitbull-Angst macht, die sich im Magen so festbeisst, dass es wehtut, dass man dem fiesen Ding einen leicht lächerlichen Namen gibt, Lumpi etwa, oder Waldi, und ihm in der Vorstellung so ein blödes rosa Regenmänteli anzieht, und wie das alles aber trotzdem nichts nützt, wie Lumpiwaldi trotz seines Namens den Magen fest im Griff hält. Und dann hätte ich nach erfolgreicher Lesung davon erzählt, wie Lumpi sich mit eingezogenem Schwanz verkrümelt hätte und sowieso eigentlich ein ganz lieber Dackel ist.

Aber vielleicht wissen Sie es ja mittlerweile, und sonst sag ich es Ihnen jetzt: Gewinnen werd ich diese Sache garantiert nicht mehr, zu doll wurde mein Text, der mir übrigens sehr am Herzen liegt, von zwei Juroren verrissen. Ausser natürlich, Sie stimmen jetzt alle noch beim Publikumspreis für mich (Wink mit dem Zaunpfahl!) Und so hockt Lumpiwaldi immer noch irgendwo in meinem Magen und kaut auf einer Darmzotte oder zwei rum. Immerhin gibt es hier Marillenschnaps. Und Tafelspitz. Vielleicht schreib ich dann morgen nicht über den Magenpitbull Waldilumpi, sondern über den Kater Schnurrli oder so.

Autorin Silvia Tschui tröstet sich mit Tafelspitz, nachdem zwei Juroren ihren Text verrissen haben.
Foto: Silvia Tschui
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Der Ingeborg-Bachmann-Preis ist eine der wichtigsten literarischen Auszeichnungen im deutschen Sprachraum. Ebenfalls vergeben wird am Sonntag in Klagenfurt der BKS-Publikumspreis. Stimmen Sie am Samstag zwischen 15 Uhr und 20 Uhr online auf bachmannpreis.orf.at für unsere Autorin Silvia Tschui!

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