Diese Muschel bedroht die Schweizer Seen
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Fischbestand in Gefahr:Diese Muschel bedroht die Schweizer Seen

Sie kann Leitungen verstopfen und andere Arten in Schweizer Seen zurückdrängen
Diese Muschel bringt Experten zum Verzweifeln

Sie ist nur drei Zentimeter gross, doch Experten beobachten die Ausbreitung der Quaggamuschel in Schweizer Seen mit grosser Sorge. Jetzt wird eine Bootsreinigungspflicht diskutiert, um da rasante Vermehrung zu stoppen.
Publiziert: 30.03.2022 um 11:10 Uhr
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Aktualisiert: 30.03.2022 um 12:05 Uhr

Die invasive, ursprünglich aus dem Schwarzmeergebiet stammende Quaggamuschel breitet sich in Schweizer Seen rasant aus. Experten des Wasserforschungsinstituts Eawag befürchten jetzt, dass die invasive Art das Schweizer Seeökosystem durcheinanderbringen könnte.

Entdeckt wurde die Quaggamuschel erstmals im Jahr 2014 im Rhein bei Basel. Sie besiedelt bereits zahlreiche Seen in der Schweiz, wie zum Beispiel den Bodensee, Genfersee, Neuenburgersee oder auch den Bielersee. Die Quaggamuschel zähle zusammen mit der Zebramuschel, die sich seit den 1960er-Jahren in Schweizer Seen ausgebreitet hat, zu den aggressivsten invasiven Muschelarten, berichtet das Wasserforschungsinstitut Eawag aus Dübendorf ZH.

Quaggamuschel drängt andere Arten zurück

Denn habe sich die Muschel einmal in einem Gewässer festgesetzt, dominiere sie das Ökosystem mit «einschneidenden Folgen»: So drohen etwa Fischbestände einzubrechen, und auch das Nahrungsnetz könnte sich tiefgreifend verändern. Hinzu kommt ein enormer Wartungs- und Reinigungsaufwand, da sich die Quaggamuscheln etwa an Rohren festsetzen und Leitungen verstopfen können.

In Schweizer Gewässern breitet sich die Quaggamuschel rasant aus.
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Das Problem zeigt sich unter anderem im Bodensee, wo sich das bis zu 40 Millimeter grosse Tier innert kürzester Zeit massenhaft ausgebreitet hat. Die Quaggamuschel habe das Potenzial, andere Arten zurückzudrängen, auch andere gebietsfremde Arten wie die Zebramuschel. Diese habe die Quaggamuschel innerhalb von nur drei Jahren in der Uferzone weitestgehend ersetzt, wie die Eawag festhält.

Im Fachmagazin «Aquatic Invasions» geben die Forschenden um Linda Haltiner von der Eawag einen Überblick, wie die Ausbreitung der Quaggamuschel überwacht und eingedämmt werden könnte. Demnach seien nationale und internationale Kooperationen wichtig. Für die Überwachung schlagen sie beispielsweise die Analyse von Umwelt-DNA in Planktonproben vor sowie eine Beobachtung der Larven der Quaggamuschel, der sogenannten Veliger-Larven.

«Idealfall wäre ein Verbot»

Noch nicht befallene Gewässer, wie zum Beispiel der Vierwaldstättersee, sollten gemäss den Experten bestmöglich vor einer Einschleppung der Muschelart geschützt werden. So sollten Boote, die zuvor auf einem anderen See verwendet wurden, pflichtgemäss gründlich gereinigt werden. Sogar ein Verbot steht im Raum: «Der Idealfall wäre ein Verbot, Boote von einem See in einen anderen zu transportieren», erklärt Eawag-Gewässerökologe Piet Spaak gegenüber dem «Boten der Urschweiz».

Welche Konsequenzen die Quaggamuscheln für die Schweizer Seen letztendlich haben werden, ist noch unklar. Spaak sagt jedoch, dass man anhand von Beobachtungen aus Nordamerika befürchten müsse, dass die invasive Art die Seeökosysteme aus dem Gleichgewicht bringen könnte. Deshalb haben zahlreiche Zentralschweizer Kantone jetzt eine Kampagne mit Plakaten und Merkblättern umgesetzt, um auf das Problem aufmerksam zu machen. (obf/SDA)

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