Bei Wetterumschwung aktiv
Es gibt nur einen Weg, Ameisen wirksam zu bekämpfen

Bei wechselhaftem Wetter machen sie sich auf Nahrungssuche – auch in Wohnbereichen von Menschen. Was Folgen eines Ameisenbefalls sein können und welche Methoden, sie loszuwerden, eher kontraproduktiv sind. Ein Experte gibt Auskunft.
Publiziert: 30.08.2023 um 13:06 Uhr
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Aktualisiert: 24.10.2023 um 09:36 Uhr
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Jana GigerRedaktorin Service
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Wann ist das Risiko einer Ameisenplage besonders gross?

«Etwa zwei Tage, bevor das Wetter umschlägt, sind Ameisen sehr aktiv», sagt Melvin Belli (48), Geschäftsführer der Schweizer Firma abc-Schädlingsbekämpfung. Die Insekten registrieren im Frühling und Sommer den bevorstehenden Regen und machen sich auf die Suche nach Nahrung, um für das schlechte Wetter gewappnet zu sein. «Je nach Ameisenart bevorzugen die Tiere eiweisshaltige oder süsse Lebensmittel», sagt der Experte. Kompost- oder Abfallbehälter seien für Ameisen besonders attraktiv.

Herumliegende Essensreste wie eine süsse Wassermelone locken Ameisen an.
Foto: pixabay
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Welche Schäden können die Insekten anrichten?

Ameisen bauen ihre Nester in Wänden, unter Fussbodenbelägen oder in Hohlräumen. «Wenn das Volk wächst und der Platz nicht mehr reicht, tragen sie Baumaterialien wie Isolationen ab, um sich auszubreiten», sagt Belli. Das kann dazu führen, dass Kältebrücken entstehen. Das sind Stellen, an denen die Wärme schneller nach draussen dringt. Solche Kältebrücken begünstigen die Entstehung von Schimmel.

Der Schädlingsbekämpfer

Melvin Belli (48) ist seit fast zehn Jahren Geschäftsführer der abc-Schädlingsbekämpfung. Als Mitglied des Verbands Schweizerischer Schädlingsbekämpfer unterstützt und berät das Team Betriebe und private Haushalte in der Deutschschweiz bei Problemen mit Ameisen, Bettwanzen oder Wespen.

zVg

Melvin Belli (48) ist seit fast zehn Jahren Geschäftsführer der abc-Schädlingsbekämpfung. Als Mitglied des Verbands Schweizerischer Schädlingsbekämpfer unterstützt und berät das Team Betriebe und private Haushalte in der Deutschschweiz bei Problemen mit Ameisen, Bettwanzen oder Wespen.

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Ein Tropfen Honig ist für Ameisen ein gefundenes Fressen.
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Was muss man tun, wenn man eine Ameisenstrasse entdeckt?

«In einem ersten Schritt sollte man den Weg der Ameisen zurückverfolgen», sagt Belli. Also prüfen, woher die Sechsbeiner kommen und wohin sie gehen. «Dabei stösst man oft auf die Futterquelle, die es zu beseitigen oder verschliessen gilt», sagt der Experte. Das können offene Guezlipackungen, ein angebissener Apfel oder andere Essensreste sein. In entgegengesetzter Richtung verschwinden die Ameisen mehrheitlich in Rissen, Fugen oder Spalten. Diese Stellen mit Silikon oder Bauschaum abzudichten, sei ein Fehler, sagt Belli. «Die Ameisen leben hinter den Schlupflöchern weiter und vergrössern ihr Nest.»

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Wie bekämpft man die Schädlinge richtig?

Es gelingt laut Belli nur, die Ameisen nachhaltig zu beseitigen, indem man die Königin im Nest eliminiert. «Wenn sie keine Nachkommen mehr produzieren kann, stirbt das Volk aus.» Für die Bekämpfung sei ein Ameisen-Gel, das man tröpfchenweise entlang der Ameisenstrasse verteilt, am besten geeignet. «Die Tiere transportieren den Köder ins Nest, wo sie ihn an die Königin verfüttern», sagt der Experte. Das Ameisenvolk werde so innerhalb von wenigen Tagen oder Wochen vernichtet, weil die Tiere langsam daran verenden.

Backpulver kann im Haushalt vielseitig eingesetzt werden. Zur Bekämpfung von Ameisen ist es aber wenig sinnvoll.
Foto: Shutterstock
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Welche Mittel sind kontraproduktiv?

Insektizide in Sprühform oder Backpulver würden zwar einige Arbeiter des Ameisenvolks töten, aber nicht die Plage beenden, sagt Belli. «Die Königin merkt, dass ihr Volk schrumpft, und legt einfach neue Eier.» Eine Ameisenkönigin wird einmal in ihrem Leben begattet und bewahrt Millionen von Samenzellen mehrere Jahre lang in ihrer Samentasche auf. So kann sie laufend neue Nachkommen produzieren.

Die bernsteinfarbene Pharaoameise sollte man nicht auf eigene Faust bekämpfen, da sie besonders aggressiv ist und Krankheiten übertragen kann.
Foto: imago images/imagebroker
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Wann muss man professionelle Hilfe in Anspruch nehmen?

Wenn das Entfernen der Futterquelle und die ergriffenen Massnahmen nach ein paar Wochen noch keine Wirkung gezeigt haben, ist gemäss Belli eine professionelle Schädlingsbekämpfung notwendig. «So lässt sich ein Massenbefall vermeiden, der die Wohnung oder das Haus unbewohnbar macht», sagt der Experte. Auch falls man zu Hause die aus den Tropen eingeschleppten Pharaoameisen entdeckt, sollte man die Bekämpfung nicht selbst in die Hand nehmen, sondern einen Spezialisten rufen. Die circa zwei Millimeter kleinen, bernsteinfarbenen Ameisen können Krankheiten übertragen und ganze Häuserblocks befallen.

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