Anwalt Antoine F. Goetschel gibt Fischen, Schweinen oder Hunden eine Stimme
Der für die Tiere spricht

Er gibt Fischen, Schweinen oder Hunden eine Stimme, und zwar weltweit: Der Zürcher Anwalt Antoine F. Goetschel setzt sich global für den Schutz und die Gesundheit der Tiere durch das Recht ein – jetzt will er damit an die Uno.
Publiziert: 04.09.2018 um 14:21 Uhr
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Aktualisiert: 15.10.2018 um 15:13 Uhr
Katja Richard

Er nennt sie Marlon und Miss Piggy. «Eigentlich ein unspektakulärer Fall», so Antoine F. Goetschel (59). Aber einer, der den Anwalt besonders berührt hat. Zwei namenlose Schweine, die den Transport zum Schlachthof nicht überlebt haben. Statt den erlaubten 30 Säuen wurden 35 Tiere geladen.

«Das Tragische ist, dass die Schweine von zwei verschiedenen Höfen stammten – weil sie sich nicht kannten, entstand eine Riesenpanik», erzählt der Anwalt. Zwei Schweine wurden zu Tode gedrückt, drei weitere waren so schwer verletzt, dass man sie notschlachten musste.

Einer der 700 Fälle, die Goetschel in seiner Funktion als Tieranwalt des Kantons Zürich von 2007 bis 2010 vertreten hat. «Was mich schockierte, war die Kaltschnäuzigkeit des Fahrers gegenüber dem Leid dieser Tiere», erinnert sich Goetschel kopfschüttelnd. Der Verurteilte war sich vor dem Statthalter keiner Schuld bewusst, schliesslich hatte er ja 30 Stück Schlachtvieh korrekt abgeliefert.

Weltweit engagierter Tierschutzrechtler: Antoine F. Goetschel mit Nachbarskatze Wuschel.
Foto: Jessica Keller
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Ernstes Engagement trotz ironischem Ton

Jetzt setzt Goetschel den beiden Schweinen ein Andenken, in seinem neusten Buch «Animal Spa». Dort erholen sich Marlon und Miss Piggy zusammen mit 30 weiteren Tieren von ihrem strapaziösen Leben. Hier kommen gequälte Tiere auf fabelhafte Weise zu Wort: etwa Princess Wonne von Wannsee, eine Pudeldame, die unter erbämlichsten Bedingungen neben 70 weiteren Pudeln «produziert» wurde.

Der ironische Ton soll nicht über das ernsthafte Engagement Goetschels hinwegtäuschen. Er ist mehr als ein fabulierender Jurist, dank ihm ist die Schweiz das einzige Land weltweit, in dem die Würde des Tieres seit 1992 in der Verfassung verankert ist. Und er hat durchgesetzt, dass der Ständerat 2008 ein Verbot für sexuelle Praktiken mit Tieren erliess. 

Tierliebe sei bei all dem, was Goetschel in den letzten 30 Jahren gesehen hat, ein heikler Begriff. «Mit diesen Worten wird manches Tierleid schöngeredet», so Goetschel, der selber kein Haustier hat. «Ich lebe in einer kleinen Stadtwohnung und bin viel auf Reisen. Da zeige ich ohne Vierbeiner mehr Tierliebe.»

Goetschel ist seit 30 Jahren Vegetarier, das sei aber nicht ausschlaggebend. «Solange 90 Prozent der Bevölkerung Fleisch und Fisch essen, finde ich es wichtiger, mich um das Wohl der Nutztiere zu kümmern und echte, praktische Fortschritte zu erzielen.»

«Was alle angeht, können nur alle lösen»

Darum ist Goetschel gegen Grabenkämpfe und setzt sich mit dem obersten Jäger an einen Tisch. «Was alle angeht, können nur alle lösen», zitiert er Dürrenmatt. Das plant Goetschel im grossen Stil, mit dem Verein Global Animal Law (GAL) hat er einen Entwurf für eine UN-Konvention erarbeitet. Ziel ist, Gesundheit und Schutz des Tieres durch das Recht in der Uno und damit in 193 Staaten zu verankern. GAL ist mit über 70 Rechtsprofessoren und Anwälten von Argentinien, Kenia, der Ukraine bis China aktiv.

«Man kann den Chinesen nicht verbieten, Tiere zu nutzen, das ist eine Utopie. Wenn mir aber ein Abgeordneter des chinesischen Parlaments nach einer Tagung erzählt, dass man ernsthaft ein Gesetz gegen Tierquälerei erwägt, dann ist das ein grosser Schritt nach vorne.»

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