Nicht einmal alle Veganer wissen es
Warum ist Seide nicht vegan?

Dass Seide nicht vegan ist – davon mag man als Fleischesser vielleicht schon gehört haben. Doch warum das so ist, wissen zum Teil nicht einmal Veganer. Die Sache ist auch nicht ganz einfach.
Publiziert: 01.06.2023 um 13:34 Uhr
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Aktualisiert: 02.06.2023 um 09:48 Uhr
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Jonas DreyfusService-Team

Es gibt nichts, das sich auf der Haut so angenehm kühl und glatt anfühlt wie eine Bluse, ein Pyjama oder ein Foulard aus Seide. Dass dieses Textil von Insekten hergestellt wird – dessen sind sich viele nicht bewusst.

Für die Produktion eines Kilogramms braucht es rund 5000 Raupen des Seiden- respektive Maulbeerspinners. Die Raupe ernährt sich von den Blättern einer bestimmten Sorte des Maulbeerbaums und wickelt sich – sobald sie genügend gefressen hat – mit einem 800 Meter langen Seidenfaden ein, den sie mithilfe einer Drüse selbst produziert. Dieser Faden wird für die Seidenproduktion von Menschenhand abgewickelt und weiterverarbeitet.

Der Nachtfalter muss am Schlüpfen gehindert werden

Dass es sich bei Seide um ein von einem Tier produziertes Produkt handle, sei aber nur einer der Gründe, warum Seide nicht vegan sei, sagt Renato Pichler (54) von Swissveg, der grössten Interessenvertretung vegan und vegetarisch lebender Menschen in der Schweiz. Ein weiterer Grund dafür sei das Tierleid, das die Seidenproduktion verursache.

Seidenfoulards sind seit jeher ein beliebtes Modestatement.
Foto: Getty Images
Die Metamorphose eines Maulbeerspinners auf dem Blatt eines Maulbeerbaums angeordnet: vom Ei, zur Raupe, zum Kokon (im Innern befindet sich eine Puppe), zum Falter. Für die Seidenproduktion wird der letzte Schritt unterbrochen.
Foto: Getty Images

Aus dem Ei des Maulbeerspinners schlüpft eine Raupe, die sich – sobald sie genügend gefressen hat – einspinnt und sich im Kokon zu einer Puppe verwandelt. Die Puppe entwickelt sich zu einem Nachtfalter. Dieser beschädigt beim Ausschlüpfen den Seidenfaden des Kokons, der ihn umgibt. Damit es nicht so weit kommt, gilt es, diesen Prozess schon früh zu unterbrechen. Dazu werden die Kokons heissem Dampf oder heisser Luft ausgesetzt, worauf die Puppen sterben. Veganer sehen darin Tierquälerei. Prozesse, bei denen die Puppen überleben, existieren, sind aber extrem aufwendig.

Viel Arbeit, wenig Ertrag

Damit sich die Raupen zu Faltern entwickeln und danach schlüpfen können, ohne dabei den Kokon zu zerstören, muss für sie ein Schlupfloch gemacht werden. Dazu ritzt jemand jeden einzelnen Kokon von Hand an. In Indien machen das oft Frauen aus Dorfgemeinschaften. Anders als bei der konventionellen Methode liefert der Kokon, da er perforiert ist, relativ kurze Fäden, die vor dem Verweben zuerst versponnen werden müssen.

Arbeiterinnen und Arbeiter einer herkömmlichen Seidenproduktion in Indien. In einem ähnlichen Setting werden bei tierfreundlichen Produktionen die Schlupflöcher in die Kokons geritzt.
Foto: imago images/Ardea

Tierfreundlich gewonnene Seide sei aus Sicht eines Veganers vergleichbar mit tierfreundlich gewonnener Milch, sagt Pichler. «Es ist das kleinere Übel. Am tierfreundlichsten ist immer noch, gar keine Seide zu produzieren.»

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Getty Images/Image Source

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