Bikinis waren gestern
Mehr Stoff am Strand

Über Burkinis wird momentan heiss diskutiert. Auch manche westliche Frauen gehen inzwischen lieber mit mehr Stoff baden.
Publiziert: 08.09.2016 um 11:34 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 21:45 Uhr
Silvia Tschui

Ein Stück Stoff entzweit die Badewelt: Sollen Frauen in westlichen Ländern im Burkini schwimmen dürfen oder nicht? In Frankreich erlassen Gemeinden Burkini-Verbote und entschleiern Frauen am Strand.

Dabei geht der Trend auch bei westlichen Frauen in Richtung mehr Stoff am Strand. Die Jeunesse dorée macht es vor: Bei stilmässig so einflussreichen Damen wie Sängerin Taylor Swift (26), Model Kendall Jenner (20) und Reality­-TV­-Königin Kim Kardashian (35) sind Badekleider und Tankinis, Badeanzüge mit Höschen und shirtartigem, engem Oberteil, schwer im Kommen. Der Bikini wird zum Auslaufmodell.

25 Prozent weniger Bikinis verkauft

Das bestätigt eine, die es wissen muss: Brigitte Bachmann (62) verkauft seit 24 Jahren im Traditionsgeschäft Ta­Bou in der Zürcher Altstadt Luxusbademode. «Seit ungefähr drei Jahren verkaufen wir vermehrt Einteiler und Tankinis an junge Frauen», sagt die Filialleiterin. «Vor vier Jahren verlangten die Kundinnen noch zu 75 Prozent Bikinis. Mittlerweile sind es maximal noch knapp 50 Prozent.» Das Warenhaus Jelmoli ­bestätigt den Trend: «Vor allem junge Frauen kaufen vermehrt Einteiler», sagt Marketingleiter Marc Huber.

Michelle Hunziker: Sexy trotz mehr Stoff auf der Haut.
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Verweigerung als Zeichen gegen den Schlankheitswahn

Der ikonische Zweiteiler steht seit den 1960er-Jahren für Sommer, Sonne, Strand und unbeschwerte Sexyness. Dafür, dass junge Frauen nun wieder weniger Haut zeigen, gibt es mehrere Gründe, erklärt die deutsche Literaturprofessorin und Modetheoretikern Barbara Vinken (56): «Jedes Frauenmagazin hat heutzutage Anfang Sommer die Optimierung des Bikinikörpers auf dem Titelblatt. Junge Frauen haben schlicht keine Lust mehr auf diesen normierten Schlankheits­terror.»

Gleichzeitig werde der Körper junger Frauen in der Werbung dafür benutzt, «vom Auto bis zu Spülmaschinentabs alles zu verkaufen. Dem entziehen sich junge Frauen», erklärt Vinken. Weniger nackte Haut zu zeigen, sei eine logische Verweigerung.

Schutz vor Hautkrebs

Nicht zuletzt ist auch die viel gefürchtete Schädlichkeit von zu viel Sonne ein Grund, den Körper am Strand zu verhüllen. Die Erfinderin des Burkinis, Aheda Zanetti, lebt in Australien – dem Kontinent des Ozonlochs und der besonders schädlichen Sonneneinstrahlung. Dort kaufen Frauen einen Burkini, die sich vor Hautkrebs schützen wollen. 40 Prozent von Zanettis Kundinnen sind keine Musliminnen.

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