Wenn alte Liebe rostet
Wie man mit einer Trennung im Alter umgeht

Viele Ehen oder Beziehungen halten heutzutage nicht mehr bis ans Lebensende. Wenn im Alter eine Trennung bevorsteht, bringt das grosse Veränderungen mit sich. Wie man mit so einer Situation umgeht, erklärt ein Paartherapeut.
Publiziert: 23.09.2021 um 17:07 Uhr
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Aktualisiert: 10.08.2022 um 17:07 Uhr
Sarah Riberzani

«Bis der Tod uns scheidet», so heisst es bei der Hochzeit am Altar. In der heutigen Zeit wird dieses Eheversprechen jedoch immer seltener eingehalten. Man ist mutiger – auch im fortgeschrittenen Alter –, nach einer langen Beziehung oder Ehe einen Schlussstrich zu ziehen.

Doch wie kommt es dazu, dass man nach so langer Zeit nicht mehr gemeinsam alt werden möchte? «Die Trennungsgründe von langfristigen Beziehungen sind in allen Altersgruppen die gleichen und lassen sich als Mangel an emotionaler Nähe und zu viel Distanz zusammenfassen», erklärt Paartherapeut, Single-Coach und Autor Eric Hegmann (55). Statistisch gesehen sei der Hauptgrund für Trennungen, das Gefühl, nicht geliebt zu werden. Weitere Gründe seien zum Beispiel ein Seitensprung des Partners, unterschiedliche Zukunftsvorstellungen, der Mangel an Gemeinsamkeiten und überwiegender Streit.

Mit der Trennung besser umgehen

Jede Trennung stellt einen gewaltigen Verlust dar. «Liebeskummer sollte nicht unterschätzt werden und kann sich bis hin zu einer Anpassungsstörung mit depressiver Reaktion entwickeln», warnt der Paartherapeut. Verlust könne mit Unterstützung leichter zu bewältigt werden – sei es in Form einer Trennungsbegleitung oder von Hilfe bei Liebeskummer. «Es lohnt sich, weil du dadurch schneller zurück ins Leben zurückfinden wirst. So können die Beziehung und die Trennungsgründe aufgearbeitet werden», so Hegmann.

Wenn es im Alter zu einer Trennung kommt, kann das den Alltag ganz schön durcheinander bringen.
Foto: Getty Images/Westend61
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Solch eine Unterstützung soll die Beziehung der Partner nach der Trennung verbessern und den Schritt in eine neue Partnerschaft erleichtern. Hegmann rät zudem, sich selbst keine Vorwürfe zu machen und zu versuchen, über die Trennung hinwegzukommen. «Blick auf deine zerbrochene Beziehung zurück und versuche, für die Zukunft daraus zu lernen. Konzentriere dich auf dich selbst und fokussiere dich auf die Ziele, die du im Leben erreichen willst», sagt der Beziehungsexperte. Ausserdem solle man den Schmerz des Verlusts in etwas Neues umwandeln, wie beispielsweise in Kreativität oder Exploration.

Kann man eine Trennung verhindern?

Wie man den Bruch einer Beziehung verhindern kann, ist von Paar zu Paar unterschiedlich. Es heisst aber nicht umsonst, dass die meisten Ehen nicht am Mangel an Liebe zerbrechen, sondern am Mangel an Freundschaft. «Wenn man Langzeitpaare fragt, was ihr Geheimnis ist, dann sagen die meisten: Tiefe Freundschaft, die geholfen hat, auch die schlechten Zeiten zu überstehen», so Hegmann.

Insofern gehe es immer um emotionale Nähe, eine sichere Verbindung und einen optimistischen Blick auf die eigene und die gemeinsame Zukunft. Sehr stabilisierend ist laut dem Experten auch, wenn Paare eine Vision teilen, wie sie sich das gemeinsame Alter vorstellen. Er ist sich sicher: «Partner, die konkrete Pläne haben, auf die sich freuen können, bleiben zusammen.»

Um die Beziehung kämpfen oder aufgeben?

Ab wann es sich nicht mehr lohnt, zu versuchen, eine Beziehung zu retten, ist in jeder Partnerschaft individuell. Sehr verallgemeinert lässt sich laut Hegmann sagen: Wenn du häufiger traurig und verletzt als glücklich und zufrieden bist, dann solltest du einen Blick darauf werfen, wie du deine Beziehung verbessern kannst. «Leider kommen viele Paare zu spät in die Paartherapie. Oft hat dann ein Partner bereits innerlich die Beziehung aufgekündigt», sagt Hegmann.

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