Sexologin klärt auf
Können Sextoys bei Lustlosigkeit in der Beziehung helfen?

Sexspielzeug gilt längst nicht mehr als anstössig. Aber kann es auch Schwung in die Beziehung bringen und wie integriert man es als Paar, das noch keine Erfahrung damit hat? Die Basler Sexologin Amelie Boehm weiss Rat.
Publiziert: 06.01.2024 um 20:07 Uhr
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Aktualisiert: 10.01.2024 um 09:15 Uhr
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Jana GigerRedaktorin Service

Massageöl, Vibratoren, Liebeskugeln oder Penisringe – die Auswahl an Sextoys ist riesig, und es ist weitgehend kein Tabu mehr, die Partnerin oder den Partner mit einem erotischen Spielzeug zu überraschen. Sexologin Amelie Boehm (36) aus Basel hält das allerdings für keine gute Idee. Hier erklärt sie, weshalb und beantwortet die wichtigsten Fragen zum Umgang mit Sextoys in Beziehungen.

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Was erhöht die Chance, dass das Erlebnis für beide positiv wird?

«Bevor man ein Sextoy kauft, sollte man mit der Partnerin oder dem Partner darüber sprechen», sagt Boehm. Sonst bestehe die Gefahr, dass man sein Gegenüber überfordere oder verunsichere. «Manche Menschen befürchten, dass der Freundin oder dem Freund etwas fehlt im Bett, wenn sie oder er aus heiterem Himmel mit einem Sextoy nach Hause kommt.» In einem Gespräch kann man diese Aspekte gemäss Expertin klären und herausfinden, ob die Partnerin oder der Partner ebenfalls neugierig ist, ein Sextoy auszuprobieren. «Die ideale Voraussetzung ist, wenn beide Vorfreude verspüren und das Sextoy als eine zusätzliche Möglichkeit sehen, sich Genuss zu bescheren.»

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Inwiefern können Sextoys bei Lustlosigkeit helfen?

Boehm sagt: «In einer langjährigen Beziehung, in der man seine Routinen entwickelt hat und das Begehren nachlässt, können Sextoys frischen Wind in das Sexleben bringen.» Das Ausprobieren von erotischem Spielzeug sei mit einer gewissen Aufregung verbunden, die man vielleicht auch in der Anfangsphase der Beziehung verspürt habe. «Plötzlich kichert man wieder gemeinsam im Bett, wenn man versucht, einen Vibrator an die richtige Stelle zu halten oder einen Penisring anzuziehen.» Ausserdem erfüllt ein Vibrator gemäss Expertin besonders bei Frauen, die beim Sex nicht zum Orgasmus kommen können, mitunter eine wichtige Funktion. Zu viel Erwartung und Hoffnung in ein Sextoy zu stecken, wäre gemäss Expertin aber naiv. «Ein Toy kann keine tiefgehenden Sex- oder Beziehungsprobleme lösen, sondern ist nur eine Erweiterung dessen, was bereits schön ist.»

Während des Sex zu einem Spielzeug zu greifen, kann aufregend sein, ist aber auch mit Grenzen verbunden.
Foto: Getty Images/Westend61
Wer spielerisch und mit Neugier an das Thema Sextoys herangeht, macht gemäss Expertin bereits vieles richtig.
Foto: Getty Images/Blend Images
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Was sind typische Anfängerfehler, die Paare im Umgang mit Sextoys machen?

Oft seien Paare zu ambitioniert, sagt Boehm. «Sie wählen jenes Spielzeug aus, das bei anderen Paaren beliebt ist oder auf einer Webseite als Bestseller gilt.» Das bedeute nicht zwingend, dass es zu einem selbst passe. Deshalb rät die Expertin von Toys, die bei einer Person sehr grosse Veränderungen beim Sex darstellen – wie ein Anal Plug oder ein Strap-On-Dildo – am Anfang eher ab. «Sie können abschreckend wirken, sobald man sie selbst benutzen möchte.»

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Welche(s) Sextoy(s) eignen sich für Paare, die bisher noch keine Erfahrungen gemacht haben damit?

«Ich rate Paaren, ein Sextoy auszuwählen, bei dem sie direkt ein gutes Gefühl haben», sagt Boehm. Welches das sei, erkenne man am besten, wenn man nicht online ein Toy aussuche, sondern gemeinsam in den Laden gehe und verschiedene Gegenstände in die Hand nehme. «Zu spüren, welche Oberflächen oder Vibrationsstärken sich angenehm anfühlen, ist enorm hilfreich.» Die Expertin hat die Erfahrung gemacht, dass die Menschen bei der Wahl von Sextoys ziemlich schnell erkennen, was sie ausprobieren wollen und was nicht. Ob man sich als erstes Toy für Federn, Handschellen, einen Finger-Vibrator – mit dem man sämtliche Körperstellen des Partners stimulieren kann – oder einen vibrierenden Penisring entscheide, sei sehr individuell.

Nora Dal Cero
Sexologin und Psychologin

Amelie Boehm (36) unterstützt Menschen unter anderem bei Fragen zur eigenen Sexualität und Problemen in der Beziehung. Sie hat eine eigene Praxis in der Stadt Basel und spricht auch auf Instagram oder Tiktok über Themen rund um Sex. Boehm hat in London und Berlin Psychologie studiert und vor ihrer Ausbildung zur Sexologin als Personalleiterin gearbeitet. Sie ist Mutter von zwei Kindern und lebt mit ihrer Familie in Basel.

Nora Dal Cero

Amelie Boehm (36) unterstützt Menschen unter anderem bei Fragen zur eigenen Sexualität und Problemen in der Beziehung. Sie hat eine eigene Praxis in der Stadt Basel und spricht auch auf Instagram oder Tiktok über Themen rund um Sex. Boehm hat in London und Berlin Psychologie studiert und vor ihrer Ausbildung zur Sexologin als Personalleiterin gearbeitet. Sie ist Mutter von zwei Kindern und lebt mit ihrer Familie in Basel.

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Wie integriert man das Spielzeug ins Sexleben?

Im ersten Moment könne es sich seltsam anfühlen, den neuen Gegenstand beim Sex zu benutzen, sagt die Expertin. «Das Herantasten ist meist mit weniger Druck verbunden, wenn man das Sextoy ein paar Mal lediglich ins Vorspiel integriert.» Ausserdem sollte man gemäss Boehm nach dem Sex darüber sprechen, was einem gefallen hat und was weniger. «Kommt eine Person gar nicht zurecht mit dem Sextoy, plädiere ich dafür, diese Grenze zu akzeptieren und das Spielzeug vorerst beiseitezulassen.» Möglicherweise ergebe sich irgendwann wieder ein Moment, in dem man sich bereit fühle, dem Sextoy nochmals eine Chance zu geben.

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