L. ist ratlos
«Sind Frauenprobleme unantastbar?»

Publiziert: 29.04.2021 um 09:47 Uhr
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Aktualisiert: 29.04.2021 um 10:51 Uhr
Caroline Fux

Mir fällt immer wieder auf, dass Frauen eine Art «Aura des Unantastbaren» umgibt. Seien es nun prämenstruelle Syndrome, irgendwelche Rückfälle von Pfeifferschem Drüsenfieber oder Spontandepressionen, wenn es irgendetwas zu erledigen gäbe. Dabei wissen alle, dass es keinen echten Grund gibt. Warum sagen die dann nicht einfach, dass sie auf etwas keine Lust haben? L. (48, m)

Lieber L.

Am konstruktivsten lässt sich dieses spannende Thema besprechen, wenn man es zuerst vom Aspekt mit den Geschlechtern befreit. Denn im Kern geht es bei der Problematik weniger um eine Frage «Was dürfen Frauen? Was Männer?», sondern vielmehr um die Art und Weise, wie Menschen auf Probleme eingehen, die sie selbst nicht haben.

Caroline Fux, Psychologin und Sexologin.
Foto: Aissa Tripodi

Nicht alle erfassen gleich gut das Ausmass von Schwierigkeiten, von denen sie selbst nie in die Knie gezwungen worden sind. Denn Probleme, die man selbst nicht hat, stehen immer in einem anderen Licht da, als das, was man selbst bewältigen muss. Egal, ob das nun Menstruationsprobleme oder erektile Dysfunktionen sind.

Niemand erwartet von dir, dass du alle und alles gut findest. Drückeberger gibt es überall, und sie können nerven. Wer genau in diese Kategorie fällt, ist aber schwer abzuschätzen, weil man niemals die ganze Geschichte einer anderen Person kennt.

Offenbar trifft es bei dir einen wunden Punkt, wenn sich andere abgrenzen oder wenn sie sich Freiheiten nehmen, die du für nicht gerechtfertigt hältst. Hast du diesbezüglich vielleicht besonders hohe Ansprüche an dich selbst? Oder würdest du auch mal unangetastet Nein sagen oder «schwach» sein zu dürfen? Falls da etwas dran ist, hast du viel mehr davon, wenn du dir selbst Grosszügigkeit und Liebe schenkst, statt dich daran aufzureiben, dass du diese Dinge anderen in gewissen Situationen nicht geben kannst oder willst.

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Weiss, was die Menschen bewegt: Caroline Fux.
Aissa Tripodi

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