Was kann man tun, wenn man nach rund 15 Jahren feststellt, dass einen die eigene Frau nicht mehr liebt? Ich (48) habe, auch wenn das lächerlich klingen mag, seit rund drei Jahren nie mehr Sex gehabt. Ich finde Sex nicht das Wichtigste, aber er fehlt mir, und ich fühle mich wie ein peinliches Klischee. Soll ich weiterhin versuchen, mir nichts anmerken zu lassen? Oder wie kann ich meiner Frau vermitteln, dass mir das wichtig ist, ohne wie ein Sexproll dazustehen? Jonas
Lieber Jonas
Für dich scheinen die Dinge «Sex haben» und «sich lieben» unzertrennlich verknüpft. Guter und regelmässiger Sex ist in dieser Denkweise eine Folge und somit ein Beweis für Liebe und Zuneigung. Dass er bei euch fehlt, interpretierst du so, dass deine Frau dich offenbar nicht mehr liebt. Ganz so einfach ist es aber nicht.
Wenn einem Menschen das Gefühl beschleicht, dass sein Partner ihn nicht mehr liebt, dann kann man davon ausgehen, dass es auf der Beziehungsebene Arbeit zu leisten gibt. Und diese muss zuerst passieren, bevor die Sexualität in den Fokus der Veränderung kommt. Diese Reihenfolge entsteht nicht dadurch, dass Sex ein zweitklassiges Anliegen wäre. Aber an der Sexualität zu arbeiten, ist ein echtes Abenteuer. Und wer zusammen auf ein Abenteuer gehen will, muss als Team funktionieren.
Du schreibst, dass du dir bisher nichts hast anmerken lassen. Diese «Warten und Hoffen»-Taktik wird kaum zu einer wünschenswerten Veränderung führen. Legt eure Beziehung deshalb liebevoll als Ganzes auf den Prüfstand. Fragt euch, wo ihr als Team Veränderungsbedarf seht und ob ihr noch immer bereit seid, beide in diese Beziehung zu investieren. Definiert dann euer Projekt, allenfalls mit professioneller Hilfe.
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