Eine Frage des Stils
Darf ich an der Weihnachtsfeier flirten?

Nun ist wieder die Zeit der Apéros, Weihnachtsessen und Betriebsfeiern – Anlässe, bei denen man viel falsch machen kann. Worauf ist zu achten?
Publiziert: 05.12.2023 um 11:58 Uhr
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Aktualisiert: 05.12.2023 um 12:18 Uhr
Vera Sohmer

Weihnachtsfeiern, speziell im beruflichen Rahmen, sind entweder als einschläfernde Pflichtveranstaltungen oder als feuchtfröhliche Partys bekannt – und es scheint kaum etwas dazwischen zu geben. Das ist auf jeden Fall eine Veranstaltung, an der man bestimmte Leute eher unfreiwillig trifft. Und auch der Alkohol, der meist in rauen Mengen fliesst, ist oft nicht unschuldig, wenn die Diskussion mit Arbeitskollegen wieder einmal aus dem Ruder läuft. Hier einige Fragen zu Weihnachtsfeier in der Firma:

Darf ich an der Weihnachtsfeier fehlen?

Betriebsfeiern erwecken zwar den Anschein von Freiwilligkeit. Aber das ist trügerisch. Es sind Geschäftsanlässe, die Teilnahme somit Pflicht, zumindest moralisch. Weil es zur Tradition des Betriebs gehört und es dem Chef ein Anliegen ist. Oder weil sich die Geschäftsleitung zum Jahresende erkenntlich zeigen will für die gute Zusammenarbeit. Wer nicht kommt, sagt damit: «Ist mir doch egal.» Das wirkt distanziert bis arrogant, drückt mangelnde Wertschätzung aus und kann sich schlecht aufs Betriebsklima auswirken. Daher gilt auch für Weihnachtsfeier-Muffel und Schüchterne: sich aufraffen und möglichst aufgeräumt erscheinen. Auch falls es Unstimmigkeiten gibt am Arbeitsplatz. Das Weihnachtsessen ist der falsche Ort, um Probleme zu wälzen.

Muss ich mich extra in Schale werfen?

Unter Umständen schon. Man sollte «angemessen gekleidet» erscheinen, also passend zum Anlass. Ein feiner Anzug oder hochhackige Abendschühchen wirken bei der rustikalen Hüttenparty ebenso deplatziert wie ausgewaschene Jeans und derbe Motorradstiefel im Gourmetrestaurant.

Betriebsfeiern erwecken zwar den Anschein von Freiwilligkeit. Aber das ist trügerisch.
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Ich gehe nur an die Betriebsfeier, weil unsere Controllerin auch geht. Die ist süss. Darf ich mit ihr flirten?

Eine grenzwertige Angelegenheit. Man sollte sich auch hier immer vergegenwärtigen: Das Weihnachtsessen ist ein beruflicher Anlass, es prägt den Ruf und das Image des Einzelnen. Wie man sich aufführt, kann im Betrieb noch lange für Gesprächsstoff sorgen. Jemanden gezielt «aufzureissen» geht zu weit. Ein diskreter Flirt ist hingegen erlaubt, aber nur, wenn beide ungebunden sind. Diskret heisst: Vermeidet zu engen Körperkontakt. Also keine erotischen Tanzeinlagen. Und es wäre befremdlich, wenn die Controllerin plötzlich auf dem Schoss des Buchhalters sässe. Auch Liierte sollten auf zu viel Zärtlichkeit verzichten: Ständiges Zusammenkleben wirkt ausschliessend auf andere. Der Abend ist dazu da, um ihn mit Arbeitskollegen zu geniessen.

Wenn schon Apéro, dann richtig: Es wird ja keinen stören, wenn ich ein paar Gläser mehr leere – oder doch?

Gesellige Runden verleiten dazu, mehr Alkohol zu trinken, als man verträgt. Im Geschäftsumfeld kann das einen fatalen Eindruck hinterlassen. Wer rechtzeitig aufhört, behält die Selbstkontrolle und verhindert, dass er Dinge sagt oder tut, die er am nächsten Tag bereut. Hat jemand über die Stränge geschlagen – ist beispielsweise am Tisch unflätig geworden –, bleibt nur eins: sich am nächsten Tag in aller Form entschuldigen. Und auf eine zweite Chance hoffen.

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