Medizinische Methoden gegen das Übel
Die besten Mittel gegen Krampfadern

Tausende Liter Blut pumpen die Venen täglich durch den Körper. Leiern sie aus, kommt es zu Krampfadern. Doch eine Operation ist nur mehr selten nötig. Im Kampf gegen Krampfadern siegen heute meist moderne, minimal-invasive Methoden.
Publiziert: 15.01.2017 um 15:34 Uhr
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Aktualisiert: 13.12.2019 um 15:26 Uhr
Mirjam Oertli

Richtige «Stampfer», beschreibt Maria Märki*, wie sich abends ihre Beine anfühlen. Am Abdruck der Socken stellt die 35-jährige Mutter zweier Kinder jeweils die Schwellungen fest: «Links ist es besonders schlimm.» Erstmals aufgefallen war ihr nach der ersten Schwangerschaft vor einigen Jahren, wie schwer und müde ihre Beine abends waren. Inzwischen schmerzen sie auch immer öfter.

Märki steht im Behandlungszimmer von Marion Kritikos, Venenspezialistin bei den Pallas Kliniken in Olten. Die Ärztin beobachtet per Ultraschall die Blutzirkulation in ihren Beinen: «Ich drücke an bestimmten Stellen und schaue, wohin es fliesst.» Im menschlichen Blutkreislauf herrscht klare Arbeitsteilung: Die Arterien bringen sauerstoffreiches Blut vom Herzen zu Organen und Geweben. Die Venen sind die Pipelines für den Rücktransport. Rund 7000 Liter Blut be­fördern sie täglich wieder zum Herzen. Schwerstarbeit, vor allem, wenn es nach oben geht. Nicht selten «leiern» sie mit der Zeit «aus». So schliessen die ventilartigen Venenklappen nicht mehr richtig. Blut fliesst zurück nach unten und staut sich in den Beinen. Die Folge: Krampfadern, im Fachjargon «Varizen»!

Krampfadern sind genetisch bedingt

«In 90 Prozent der Fälle ist eine Venenschwäche genetisch bedingt», so Kritikos. Bei Frauen können auch Schwangerschaften und hormonelle Veränderungen dazu beitragen. Wirklich verhindern lassen sich Varizen also nicht. Auch wenn Übergewicht, Berufe, in denen man viel sitzt oder steht und zu wenig Bewegung nicht eben förderlich sind. «Doch selbst Marathonläufer haben manchmal Krampfadern», so die Expertin.

Marion Kritikos bei der Untersuchung einer Patientin.
Foto: ZVG

Sind sie nah an der Oberfläche, sieht man sie als geschlängelte, knotige, blaue Stränge. Schön ist anders: Wie Besen­reiser, eine Unterform der Krampfadern, stören sie viele Menschen optisch. Im Gegensatz zu den feinen roten Linien haben Krampfadern aber Potenzial zum medizinischen Problem. «Neben Schwellungen und Schmerzen kann es auch zu offenen Beinen kommen», sagt Kritikos. Zudem hätten Leute mit Krampfadern ein erhöhtes Thrombose-Risiko, neigten also eher zu Blutgerinnseln.

Neue Behandlungsmethoden

Um sie loszuwerden, gab es früher nur die klassische Operation. Dabei wurde die kranke Vene komplett entfernt. Inzwischen hat sich einiges getan: «Es gibt heute eine grosse Auswahl an hervorragenden minimal-invasiven Möglichkeiten», sagt Béatrice Amann-Vesti, Direktorin der Klinik für Angiologie am Universitätsspital Zürich. So wird inzwischen auch mit Hitze, Schaum oder Kleber behandelt.

Amann-Vesti therapiert am häufigsten mit Hitze. «Diese Behandlungsform hat eine grosse Entwicklung durchgemacht und ist gut etabliert.» Ein dünner Katheter wird in die Vene eingeführt. Dieser erhitzt mit Laser oder Radiowellen die Venenwände. Auf rund 110 Grad mit Radiowellen, auf bis zu 400 Grad mit Laser. Dabei kommt es zum Verschluss der Vene von innen. Bei der Verödung, einer weiteren minimal-invasiven Methode, wird eine alkoholhaltige Substanz, flüssig oder als Schaum, in die Vene gespritzt, die die Venenwand mechanisch schädigt. «Der Schaum dehnt sich auch in kleinere Äste aus, was die Methode effektiv macht», so Amann-Vesti. Je nachdem können Hitze und Schaum auch kombiniert werden. «Die neuen Verfahren entwickeln sich stetig weiter. So wird die Krampfadern-Therapie hoffentlich immer einfacher», so Amann-Vesti. Allerdings: «Der Erfolg hängt bei jeder Art des Eingriffs stark von der Erfahrung des Arztes ab.» Eine ganz neue Methode kam vor wenigen Jahren hinzu: Die Vene wird dabei mit einem acrylhaltigen Klebstoff verklebt. Amann-Vesti wendet dieses Verfahren bisher jedoch selten an, auch wenn es gut funk­tioniere. Es fehlten Langzeiterfahrungen, und der Eingriff werde nicht von der Krankenkasse bezahlt.

Hier finden Sie Tipps wie man Krampfadern vorbeugen kann.

Nicht jede Behandlung wird von der Krankenkasse übernommen

Die Hitze-Therapie wurde Anfang 2016 neu in die Grundversicherung aufgenommen. Doch noch nicht alle Kassen haben einen gesetzeskonformen Tarifvertrag. Nicolas Diehm, Gefässspezialist am Zentrum für Gefässmedizin Mittelland in Aarau, rät Patienten daher, die Finanzierung mit der Kasse vorab zu klären. Gerade die Hitzetherapie sieht er als gute Alternative zur Operation: «Sie ist dieser mindestens ebenbürtig.» Die teurere OP sei nur noch in etwa 10 Prozent der Fälle nötig, z. B. bei sehr geschlängelten Venen. Da sei es schwierig, den Katheter einzuführen. Allerdings warnt der Belegarzt der Hirslanden Klinik Aarau davor, jede Krampfader zu therapieren. «30 Prozent der Leute sind in ihrem Leben von Varizen betroffen. Nicht immer sind diese ein relevantes medizinisches Problem.» Nicht so bei Maria Märki. In Olten ist der Blick der Ärztin noch immer auf den Bildschirm gerichtet. Ihr Urteil: «Das linke Bein muss behandelt werden. Da ist eine Vene defekt, das Blut fliesst zurück ins Bein.» Weil die kranke Vene zudem stark verschlungen ist und oberflächlich liegt, sei eine minimal-invasive Methode nicht ideal. Märki brauche deshalb eine OP. «Ich hatte gehofft, dass es nicht so schlimm ist», sagt sie. Dennoch sei sie froh, nun Gewissheit zu haben.

* Name geändert

Vier medizinische Methoden

1. Operation: Venen-Stripping


Sie ist die Klassische: Bei der Operation – dem ältesten Verfahren zur Behandlung von Krampfadern – wird die kranke Vene komplett entfernt. Das Verfahren ist langjährig bewährt und kann auch bei stark geschlängelten Venen angewendet werden. Danach sind die Patienten je nach Beruf einige Tage bis zu zwei Wochen krankgeschrieben und müssen mehrere Wochen Kom­pressionsstrümpfe tragen.

2. Hitze-Therapie: Endovenöse thermische Ablation


Hier wird es heiss: Bei der Therapie mit Hitze wird ein Katheter in die kranke Vene eingeführt. Danach folgen mehrere Spritzen zur örtlichen Betäubung (Tumeszenzanästhesie). Über den Katheter wird die Wand der Vene nun mit Laser oder Radiowellen Abschnitt um Abschnitt stark erhitzt. So kommt es zur Blutgerinnung, zur Schrumpfung und somit zum Verschluss der Vene. Diese wird vom Körper mit der Zeit abgebaut. Das minimal-invasive Verfahren gibt es seit rund 15 Jahren. Es ist ambulant durchführbar, die Patienten sind am Folgetag meist wieder vollständig einsatzfähig.

3. Veröden: Sklerosierung


Die chemische Alternative: Zur Sklerosierung wird ein alkoholhaltiges Verödungsmittel in die Krampfader gespritzt. Dieses führt zu einer künstlichen Entzündung an den Venenwänden: Die Vene verklebt sich und wird vom Körper mit der Zeit abgebaut. Diese minimal-invasive Methode gibt es bereits länger, erstmals erwähnt wurde sie 1944. Sie erfolgt ambulant. Das Verfahren kann auch bei grossen Krampfadern eingesetzt werden, eignet sich allerdings besser für kleinere Venen-Nebenäste. Selten kann es danach zu allergischen Reaktionen kommen.

4. Verkleben: Venaseal


Die ganz Neue: Ein Acrylklebstoff wird in die kranke Vene gespritzt und verklebt dort die Wände. Auch diese Therapie ist minimal-invasiv und kann ambulant durchgeführt werden. Allerdings verbleibt der Klebstoff als Fremdstoff im Körper – die Folgen davon sind noch nicht abschliessend erforscht. Daten zu Langzeitwirkungen fehlen bisher. Die Methode wird erst seit wenigen Jahren durchgeführt und ist nicht kassenpflichtig.

1. Operation: Venen-Stripping


Sie ist die Klassische: Bei der Operation – dem ältesten Verfahren zur Behandlung von Krampfadern – wird die kranke Vene komplett entfernt. Das Verfahren ist langjährig bewährt und kann auch bei stark geschlängelten Venen angewendet werden. Danach sind die Patienten je nach Beruf einige Tage bis zu zwei Wochen krankgeschrieben und müssen mehrere Wochen Kom­pressionsstrümpfe tragen.

2. Hitze-Therapie: Endovenöse thermische Ablation


Hier wird es heiss: Bei der Therapie mit Hitze wird ein Katheter in die kranke Vene eingeführt. Danach folgen mehrere Spritzen zur örtlichen Betäubung (Tumeszenzanästhesie). Über den Katheter wird die Wand der Vene nun mit Laser oder Radiowellen Abschnitt um Abschnitt stark erhitzt. So kommt es zur Blutgerinnung, zur Schrumpfung und somit zum Verschluss der Vene. Diese wird vom Körper mit der Zeit abgebaut. Das minimal-invasive Verfahren gibt es seit rund 15 Jahren. Es ist ambulant durchführbar, die Patienten sind am Folgetag meist wieder vollständig einsatzfähig.

3. Veröden: Sklerosierung


Die chemische Alternative: Zur Sklerosierung wird ein alkoholhaltiges Verödungsmittel in die Krampfader gespritzt. Dieses führt zu einer künstlichen Entzündung an den Venenwänden: Die Vene verklebt sich und wird vom Körper mit der Zeit abgebaut. Diese minimal-invasive Methode gibt es bereits länger, erstmals erwähnt wurde sie 1944. Sie erfolgt ambulant. Das Verfahren kann auch bei grossen Krampfadern eingesetzt werden, eignet sich allerdings besser für kleinere Venen-Nebenäste. Selten kann es danach zu allergischen Reaktionen kommen.

4. Verkleben: Venaseal


Die ganz Neue: Ein Acrylklebstoff wird in die kranke Vene gespritzt und verklebt dort die Wände. Auch diese Therapie ist minimal-invasiv und kann ambulant durchgeführt werden. Allerdings verbleibt der Klebstoff als Fremdstoff im Körper – die Folgen davon sind noch nicht abschliessend erforscht. Daten zu Langzeitwirkungen fehlen bisher. Die Methode wird erst seit wenigen Jahren durchgeführt und ist nicht kassenpflichtig.

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