Expertenkongress in Basel
So retten Ärzte heute Gelenke

Ersatz aus dem 3D-Drucker, schonende OP-Techniken, vorbeugende Therapien: In Basel diskutieren Ärzte neue Wege, um bei Gelenk-Problemen zu helfen.
Publiziert: 16.09.2016 um 16:01 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 23:42 Uhr
Attila Albert

Massgeschneiderte Ersatzgelenke aus dem 3D-Drucker, neuartige schonende OP-Techniken, Hilfe auch bei kleinsten Gelenkschäden: Spezialisten aus ganz Europa diskutieren bis Sonntag in Basel neue Hilfen für Patienten mit Gelenkproblemen.

Dr. Michael Hirschmann (42) vom Kantonsspital Baselland, Vorstand der AGA Gesellschaft für Arthroskopie und Gelenkchirurgie, nennt die aktuellen Trends:

  • Diagnosen setzen heute teilweise Jahre früher an. Neue Scan-Verfahren zeigen z. B. überlastete Gelenke wegen einer Fehlstellung der Beine. Eine OP kann diese Ursache beseitigen, verhindert den drohenden Gelenkschaden damit schon vorab.

  • In den Sprechstunden sitzen Experten verschiedener Fachrichtungen, z. B. ein Arzt und ein Physiotherapeut, bei Bedarf ein Radiologe oder Nuklearmediziner. Hirschmann: «Das verhilft zu ganzheitlichen Therapieansätzen, spart dem Patienten Zeit.»

  • Statt komplette Gelenke auszuwechseln, reparieren Ärzte zunehmend nur noch die beschädigte Bereiche darin. Hirschmann: «Wir versuchen heute, das natürliche Gelenk so lange wie möglich erhalten.» Teilweise genügt eine knopfgrosse Teilprothese.

  • Gelenkersatz wird individuell, kann so z. B. feinste Krümmungen der Oberfläche im Gelenk nachbilden. Hirschmann: «So passen sie wie ein Puzzleteil zum Körper des Patienten, sitzen optimal.» Es laufen auch erste Tests mit 3D-Druckern.

  • Beschädigten behandeln Ärzte heute offensiver, z. B. mit Kollagen-Ersatz oder einer eingesetzten Membran mit Knochenzellen des Patienten. Hirschmann: «Früher beliess man es oft bei Physio- und Schmerztherapie.» Folge: Gesündere Gelenke.

  • Ersatz auch für kleinste Gelenke, z. B. in den Fingern. Früher wurden sie oft versteift, um zumindest Entzündungen und Schmerzen zu stoppen. Heute gibt es kleinste Kunstgelenke, die einen Grossteil der natürlichen Beweglichkeit erhalten können.

Die Ernährung ist ebenfalls als wichtiger Faktor erkannt. Hirschmann: «Landwirte haben tatsächlich die härtesten Knochen, weil sie viel Milch trinken.» Auch alternative Konzepte, etwa «basische» Ernährung, daher werden heute offen diskutiert.

Statt herkömmlicher Total-Knieprothesen (Bild) gibt es heute individuell angepassten Gelenkersatz.
Foto: ZVG
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Das kann jeder selbst für gesunde Gelenke tun

  • Bevorzugen Sie Sportarten ohne starke Stösse auf den Körper: Schwimmen, Velofahren, Gehen, Laufen auf weichen Böden (Wald). Laufen auf Beton oder Asphalt, Sportarten mit vielen Drehungen und Stössen, z. B. Tennis oder Handball, nur in Massen.

  • Achten Sie auf passende, gut sitzende Schuhe. Freizeitsportler sollten Sportschuhe nur nach einer professionellen Laufberatung kaufen, die auch technische Unsauberkeiten wie falsches Aufsetzen der Füsse oder eine ungünstige Beinhaltung aufzeigen kann.

  • Schmerzen nicht ignorieren oder als Beleg für hartes Training umdeuten, sondern vom Arzt die Ursache feststellen lassen. Wenn empfohlen, weniger trainieren, die Sportart wechseln oder geplante Wettbewerbe (z. B. Marathon) wieder absagen.

  • Ausgewogene Mischkost bevorzugen, für über 40-jährige mit ausreichend Kalzium (z. B. in Käse, Sesam) und Vitamin D3 (z. B. in Eiern, Öl). Bei Übergewicht abnehmen, Normalgewicht ist bereits eine enorme Entlastung für die Gelenke.

  • Im Alter: Kraft-Ausdauersport, um Muskeln um die Gelenke herum aufzubauen und sie so zu entlasten, die Koordination zu schulen - verhindert oder lindert Stürze. Balance-Übungen, etwa einbeinig mit geschlossenen Augen die Zähne putzen.

Arthroskopie: das müssen Sie wissen

Mithilfe der Arthroskopie können Gelenke untersucht und Gelenkschäden aufgedeckt werden. Dafür wird eine kleine Sonde über einen Hautschnitt in das betroffene Gelenk eingeführt.

Arthroskopie, was ist das?


Die Arthroskopie, auch als Gelenkspiegelung bekannt, ist ein Untersuchungsverfahren, das zur Diagnose von Gelenkerkrankungen und -schädigungen eingesetzt wird. Dafür macht der behandelnde Chirurg einen kleinen Hautschnitt und führt über diesen das Arthroskop in das Gelenk ein. Die kleine Sonde besitzt eine Kamera, die Echtzeitaufnahmen an einen Bildschirm sendet. Werden bei der Untersuchung Gelenkschäden entdeckt, können diese direkt im Rahmen der Arthroskopie mithilfe weiterer Instrumente behandelt werden.

Wie lange dauert eine Arthroskopie?


Die genaue Dauer hängt von der Art des Eingriffs ab. In der Regel dauert eine Arthroskopie am Knie aber weniger als 30 Minuten.

Wann ist eine Arthroskopie notwendig?


Bei unfallbedingten Verletzungen oder Gelenkveränderungen, Gelenkabnutzung (Arthrose) oder entzündlichen Veränderungen im Bereich der Gelenke kann eine Arthroskopie erforderlich sein. Zu den Indikationen gehören zum Beispiel Schleimbeutelentzündungen und Knorpelschäden.
 

Mithilfe der Arthroskopie können Gelenke untersucht und Gelenkschäden aufgedeckt werden. Dafür wird eine kleine Sonde über einen Hautschnitt in das betroffene Gelenk eingeführt.

Arthroskopie, was ist das?


Die Arthroskopie, auch als Gelenkspiegelung bekannt, ist ein Untersuchungsverfahren, das zur Diagnose von Gelenkerkrankungen und -schädigungen eingesetzt wird. Dafür macht der behandelnde Chirurg einen kleinen Hautschnitt und führt über diesen das Arthroskop in das Gelenk ein. Die kleine Sonde besitzt eine Kamera, die Echtzeitaufnahmen an einen Bildschirm sendet. Werden bei der Untersuchung Gelenkschäden entdeckt, können diese direkt im Rahmen der Arthroskopie mithilfe weiterer Instrumente behandelt werden.

Wie lange dauert eine Arthroskopie?


Die genaue Dauer hängt von der Art des Eingriffs ab. In der Regel dauert eine Arthroskopie am Knie aber weniger als 30 Minuten.

Wann ist eine Arthroskopie notwendig?


Bei unfallbedingten Verletzungen oder Gelenkveränderungen, Gelenkabnutzung (Arthrose) oder entzündlichen Veränderungen im Bereich der Gelenke kann eine Arthroskopie erforderlich sein. Zu den Indikationen gehören zum Beispiel Schleimbeutelentzündungen und Knorpelschäden.
 

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