So machen wir Schluss mit Corona
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6 Fakten zum Pandemie-Ende:So machen wir Schluss mit Corona

6 Fakten, die für ein baldiges Ende der Pandemie in der Schweiz sprechen
So machen wir Schluss mit Corona

Daten aus den schnell impfenden USA, vom Impf-Weltmeister Israel und aus anderen Ländern machen Hoffnung. Auch in der Schweiz könnte man schon bald über den Berg sein.
Publiziert: 04.05.2021 um 06:39 Uhr
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Aktualisiert: 11.01.2022 um 11:54 Uhr
Fabienne Kinzelmann

Die USA haben die Kurve gekriegt. Ende März rollte wegen B117 schon die vierte Welle heran. Während die ansteckendere britische Variante in Europa (wo die Impfkampagne lange schleppend verlief) für die höchsten Corona-Fallzahlen seit Pandemiebeginn sorgte, erreichten die USA dank der Impfungen schnell den Wendepunkt. Zwar dominiert auch hier mittlerweile B117, und viele Bundesstaaten haben grosszügig gelockert. Trotzdem sinken die Zahlen. Der R-Wert liegt bei 0,87 – ein Infizierter steckt also im Schnitt weniger als einen anderen Menschen an.

«Eine riesige Leistung», lobt sogar der stets kritische deutsche Gesundheitsexperte Karl Lauterbach (58). Aktuell haben rund 45 Prozent der Amerikaner die erste Impfdosis erhalten, knapp ein Drittel ist vollständig geimpft. Voraussichtlich fällt die vierte Welle in den USA sogar besser aus als die zweite Welle und natürlich massiv harmloser als die in den USA extrem problematische dritte Welle Ende vergangenen Jahres.

Foto: Blick Grafik

Damit dürfen sich die USA zu den Ländern zählen, welche die Pandemie im Griff haben. Was können wir von den Impf-Vorbildern lernen?

US-Präsident Joe Biden und seine Regierung haben erfolgreich gegen B117 angeimpft.
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1. Die Schweiz hat auf die richtigen Impfstoffe gesetzt

Die gute Nachricht: Keines der globalen Top-Vakzine ist bislang ein Totalausfall. Auch in der Schweiz nicht angewandte Impfstoffe wie Astrazeneca (GB/Schweden), Johnson & Johnson (USA) oder Sinovac (China), die auf bekannten Impftechnologien aufbauen, bieten einen gewissen Schutz gegen die bekannten Varianten.

Doch mit den neuartigen mRNA-Impfstoffen von Pfizer/Biontech und Moderna hat die Schweiz wie auch die USA definitiv aufs richtige Pferd gesetzt. Hier zeigen nicht nur Studien, sondern auch empirische Daten (etwa aus Israel) die beste Wirksamkeit gegen Mutanten. Zudem sind die Impfstoffe am leichtesten auf neue Varianten anpassbar. Entsprechend hat auch die EU gerade erst einen Mega-Deal über 1,8 Milliarden neue Impfdosen mit Biontech/Pfizer abgeschlossen.

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An Bedeutung gewinnt zudem eine Kombination vom Vektor-Impfstoff Astrazeneca als Erstimpfung und einem mRNA-Impfstoff als Zweitimpfung. Experten glauben, dass dies aktuell sogar den höchsten Schutz bieten könnte – die Datenlage ist jedoch noch dünn.

2. Ab 50 Prozent Geimpften wird es besser

Daten aus Israel und Grossbritannien zeigen: Bei mehr als 50 Prozent Erstgeimpften in der Bevölkerung sanken die schweren Verläufe und Todesfälle massiv. Genau zu diesem Zeitpunkt lockerte Israel auch das erste Mal grosszügig. Ab dem 21. Februar durften Geimpfte wieder ins Fitnessstudio, ins Theater, in Hotels und an Konzerte gehen – zu diesem Zeitpunkt hatten 50,35 Prozent der Israelis mindestens die erste Impfung erhalten.

Bereut hat Israel die Lockerungen nicht. Bei aktuell rund 60 Prozent Erstgeimpften gibt es weniger als einen Fall pro 100'000 Einwohner und Tag, selbst die Todesrate – die natürlicherweise etwas hinter der Fallkurve hinterherhinkt – liegt mittlerweile bei 0,03 Toten pro 100'000 Einwohnern und Tag. Dasselbe Bild zeigt sich dank 51 Prozent Erstgeimpften auch bereits in Grossbritannien, obwohl dort die Fallzahlen noch dreimal so hoch sind.

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In der Schweiz sind Stand Montag rund 20 Prozent erstgeimpft. Die kritische Schwelle von 50 Prozent Erstgeimpften dürfte unter Berücksichtigung verschiedener Szenarien Mitte bis Ende Juni erreicht sein.

3. Die Fallzahlen werden sinken – und stagnieren

Schon nach Ostern hat die Impfkampagne kräftig Fahrt aufgenommen, im Schnitt werden pro Tag 50'000 Impfdosen verteilt. Mitte Mai soll das Impfen für die breite Bevölkerung starten, dann impfen etwa auch Apotheken. Die Fallzahlen dürften dann stark zurückgehen.

Allerdings gibt es voraussichtlich Ende Mai, spätestens Anfang Juni wieder Lockerungen, bevor mehr als die Hälfte der Bevölkerung eine Erstimpfung erhalten hat. Dann werden die Fälle vermutlich über einen längeren Zeitraum stagnieren – oder wieder leicht ansteigen.

Dieses Muster ist in den USA bereits aufgetreten, wie eine Analyse der «New York Times» zeigt: In nur 22 Tagen fielen die täglichen Fälle vom Höchststand von rund 250'000 (8. Januar) um 100'000 – aber es dauerte mehr als dreimal so lange, bis die täglichen Fälle um weitere 100'000 fielen. Ähnlich war es auch bei älteren Menschen, die frühzeitig Zugang zu Impfungen hatten, sowie beim Impf-Weltmeister Israel.

4. Jede Impfung ist eine gute Impfung

Der Schreck seit Pandemie-Beginn: exponentieller Anstieg. Innerhalb von Tagen können Fallzahlen dadurch explodieren – weswegen Regierungen von Anfang an darauf abzielten, den R-Wert unter 1 zu halten. Stand Montag liegt er in der Schweiz bei 0,93. So, wie sich Corona-Fälle exponentiell vermehren können, können sie auch exponentiell sinken. Und jede Impfung trägt zum exponentiellen Zerfall bei.

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Je höher die Fallzahlen sind, desto mehr und schneller wirken sich drastische Massnahmen aus. Das hat man zum Beispiel in Portugal gesehen, wo die Fälle Anfang Jahr in nur 33 Tagen um 98 (!) Prozent reduziert wurden. Einen ähnlichen Effekt kann eine extrem schnelle Impfkampagne haben. Grundsätzlich gilt: Jede verhinderte Infektion unterbricht die Übertragungskette – was wiederum viele weitere Fälle verhindert.

5. Wenn Ausbrüche, dann kleinere

Corona wird uns noch sehr lange begleiten. Selbst bei Herdenimmunität – wenn also ein Grossteil der Bevölkerung durch Impfungen und Infektionen immun ist – wird es noch Corona-Ausbrüche geben. Sie werden allerdings kleiner sein, weil das Virus weniger Personen findet, die ansteckbar sind. Und: Durch die Impfungen wird es leichter sein, die Fälle niedrig zu halten.

Natürlich besteht das Risiko von Mutanten. Deswegen bereitet der Biden-Regierung auch Sorgen, dass viele Amerikaner ihre Zweitimpfung schwänzen. Dadurch könnten resistentere Varianten entstehen und sich ausbreiten. Durch die steigende Anzahl an Sequenzierungen, erprobte Test- und Massnahmenstrategien und die schnell anpassbaren mRNA-Impfstoffe sollten aber auch solche Ausbrüche künftig besser identifizierbar und in den Griff zu bekommen sein.

6. Das Schlimmste könnte bald vorbei sein

Zwar ist die Schweiz von einer Herdenimmunität noch weit entfernt. Aber für Deutschland, das in Sachen Corona-Dynamik ähnlich dasteht, schrieb Karl Lauterbach am Sonntag optimistisch auf Instagram: «Wir sind auf der letzten Runde der Schlussgeraden.»

Schon jetzt sind die Todesfälle in der Schweiz stabil niedrig. Und selbst in einem Szenario mit einer hohen Impfbereitschaft von 75 Prozent der Bevölkerung, Impfstoff-Lieferengpässen und einer geringen Impfrate sollten spätestens Anfang Juli 50 Prozent erstgeimpft sein.


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