Ein Glas Kokosmilch steht auf einem Holztisch, daneben liegen eine halbe Kokosnuss, zwei Röhrchen und ein Minzezweig.
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Ist die Kokosnuss ein Superfood?
Wundermittel Kokosnuss – was sie kann, was nicht

Die Kokosnuss ist ein hochgelobtes Superfood. Doch was ist dran an dem Hype? Vor einigen Tagen sorgte Prof. Dr. Karin Michels mit dem Vortrag zum Thema «Ernährungsirrtümer»  im Netz für Aufsehen. Sie behauptet: «Kokosöl ist das reine Gift».
Publiziert: 23.08.2018 um 10:52 Uhr
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Aktualisiert: 15.05.2020 um 10:34 Uhr

Wenn Stars wie Rihanna auf Kokoswasser schwören, dann ist der Weg nicht weit, dass Kokosprodukte zum Superfood werden. Unbestritten ist, dass die Kokosnuss einiges hergibt. Das Fett eignet sich zum Braten, oder es kommt als Haut- und Haarpflegemittel zum Einsatz, Veganer benutzen die cremige Kokosmilch als Ersatz für Sahne – und Kokosöl soll sogar gegen Alzheimer wirken.

Tatsache ist: Kokosmilch hat ein Drittel weniger Kalorien als Sahne (230 Kalorien pro 100 Gramm). Und Kokoswasser, die klare Flüssigkeit aus der unreifen, grünen Kokosnuss, hat fast keine Kalorien – nur 15 und 20 pro Deziliter. Eine Studie der Indiana University Southeast in New Albany zeigte, dass Kokoswasser einen hohen Kaliumgehalt hat und mit üblichen Sportgetränken mithalten kann – immerhin eignet es sich als Fitness-Drink und Durstlöscher. Bei lang anhaltenden Aktivitäten allerdings ist der Natriumgehalt nicht mehr hoch genug, und bei Calcium, Magnesium und Natrium ist Kokoswasser mit mineralisiertem Mineralwasser oder Apfelsaft zu vergleichen.

Wirkung nicht belegt

Zum Abnehmen taugt Kokoswasser gar nicht, denn ein Stoffwechsel anregender Effekt ist nicht belegt. Auch seine angeblichen gesundheitlichen Wunderwirkungen – Anti-Aging- und Zellschutz-Effekt, Anti-Alzheimereffekt – werden zwar diskutiert, nachgewiesen ist aber bisher nichts.

Ein Touch Exotik – Kokoswasser ist eine hippe sommerliche Erfrischung.
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Immerhin ist in den Herkunftsländern Südamerika, Thailand oder Sri Lanka die Kokosnuss eine Wunderfrucht, da von A bis Z verwendbar. Aus dem Inneren gewinnt man das Kokoswasser, danach Fruchtfleisch. Das kann roh verzehrt werden oder wird zu Kopra getrocknet. Aus der Kopra lassen sich Kokosöl, Kokosmilch, Kokosmehl und Kokosflocken bzw. -raspeln gewinnen. Eventuelle Überreste werden als Tierfutter verwendet. Aus der Schale werden Gefässe oder Löffeln.

Ist Kokosöl ein reines Gift?

Kokosöl galt als gesund, sollte schlank machen und wurde als Superfood angepriesen. Doch immer wieder wurden auch negative Wirkungen von Kokosöl betont. Das pflanzliche Öl besteht zu 82 Prozent aus gesättigten Fettsäuren. Diese stehen im Verdacht, Cholesterin zu erhöhen und schlimmstenfalls Herzprobleme auszulösen. Olivenöl hat beispielsweise nur 14 Prozent, Butter um die 60 und Sonnenblumenöl gerade mal sechs Prozent gesättigte Fettsäuren. Die in Kokosöl ungesunden Fette lassen die schlechten Cholesterinwerte ansteigen und fördern so Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, schreiben die Forscher der American Heart Association. Laut dieser Studie Kokosöl ist so ungesund wie Butter.

Glaubensfrage Superfood

Der weltweite Hype um bestimmte, ultra­gesunde Lebensmittel, die den Alterungsprozess aufhalten und vor freien Radikalen schützen sollen, ist auch in der Schweiz angekommen.

Exotische Superfoods sind im Trend.
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Regenwälder weichen Plantagen

Das Problem für uns als Konsument sind die Plantagen und der Transport. Bis die Kokosnuss-Erzeugnisse ihren Weg zu uns gefunden haben, sind erhebliche CO²-Emissionen entstanden. Auch die Arbeitsbedingungen der Kleinbauern auf den Kokosplantagen entsprechen selten dem, was wir als fair bezeichnen würden. Auch für Kokos-Produkte müssen Regenwälder gerodet werden. Abgesehen davon, dass wir einheimische Produkte haben, die ähnlich wirksam sind: Raps- oder Sonnenblumenöl. Auch Apfelsaft enthält Kalium und Magnesium, und ob Kokospflegemittel besser als Niveacreme sind, darüber gibt es keine Erkenntnisse. Kokosnuss-Produkte sind also exotischer Luxus – kann man teuer kaufen, muss es aber nicht.

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