Nur rohes Obst und Gemüse
Ist das wirklich gesund?

Bernhard Salomon (52) ernährte sich über ein Jahr lang nur von rohem Obst und Gemüse. Wir haben mit ihm über seinen irren Selbstversuch gesprochen.
Publiziert: 15.02.2019 um 11:17 Uhr
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Aktualisiert: 29.05.2019 um 10:24 Uhr

Die letzte warme Mahlzeit von Bernhard Salomon ist lange her. Begleitet von der Ernährungs­expertin Veronika Lichtner-Hoyer hat der Österreicher etwas ausprobiert, wofür es im deutschen Sprachraum noch nicht mal einen Begriff gibt: Er ernährte sich über ein Jahr lang nur von rohem Obst und Gemüse. Kein Fleisch, keinen Fisch, keine Eier, kein Reis, kein Brot, keine Milchprodukte, keinen Kaffee – nur unerhitzte und gänzlich unverarbeitete Rohkost. Pioniere aus Amerika nennen es «low fat raw vegan», zu Deutsch so viel wie: wenig fett, roh vegan. Was für die meisten ziemlich unappetitlich klingt, ist inzwischen Salomons täglich Brot.

Herr Salomon, bei allem Respekt, hält man Sie nicht dauernd für einen Spinner?

Mir war von Anfang an klar, dass das passiert. Menschen, die sich nicht mit ihrer Ernährung auseinandersetzen, stempeln einen schnell mal ab. In vielen steckt aber eine unbefriedigte Neugier. Und wer sich erst einmal mit der Materie befasst, kann viel Nützliches mitnehmen.

Fit dank Rohkost: Bernhard Salomon hat sein Leben komplett umgekrempelt.
Foto: Edition a/Lukas Beck

Was hat Sie dazu inspiriert, Ihre Ernährung derart drastisch umzustellen?

Die Pioniere dieser Ernährung sagen, dass sie schlanker, gesünder, glücklicher und geistig fitter macht. Das klingt doch ziemlich gut. Ausserdem wollte ich das Paradigma unseres Ernährungssystems, dass man eine warme Mahlzeit pro Tag braucht, auf die Probe stellen – evolutionstechnisch ist es absurd. Der Homo sapiens hat erst vor 40 000 Jahren gelernt, Feuer zu machen.

War die Umstellung schwierig?

Die ersten drei Monate waren brutal. Kaffee hat mir lange gefehlt. Zwar habe ich mich schon immer bewusst ernährt, dennoch war die Umstellung schwieriger, als ich dachte. Einmal hätte ich einem Kollegen fast sein Salamibrot aus der Hand gerissen. Inzwischen habe ich aber nicht mehr das Gefühl, auf etwas zu verzichten.

Was essen Sie an einem gewöhnlichen Tag?

Gestern hatte ich zum Frühstück einen Smoothie aus vier Mangos, acht Bananen und zwölf Datteln. Zu Mittag noch einmal vier Bananen und etwa ein Kilo spanische Erdbeeren, die im Angebot waren. Am Abend dann eine Salatschüssel mit einem Dressing aus Avocados, Orangensaft, Stangensellerie, Datteln und etwas Chili – und zwar eine Portion, die für eine ganze Reisegruppe reichen würde.

Klingt nicht gerade ökologisch.

Diesen Vorwurf bekomme ich oft zu hören, doch da gibt es viele Irrtümer. Der ökologische Fussabdruck von einem Kilogramm Mangos aus Übersee ist im Vergleich zur Umweltbelastung durch ein Huhn in Schweizer Haltung verschwindend klein.

Geben Sie mehr als früher für Essen aus?

Es ist entscheidend, wo und wie man einkauft. Wenn ich in eine Markthalle gehe oder mich nach Angeboten umsehe, komme ich mit rund vier Euro am Tag aus. Ansonsten können es auch mal 25 bis 30 Euro werden. Da ich aber aufgrund des fehlenden Angebots nicht mehr auswärts essen gehe, ist das immer noch viel weniger als früher.

Hatte die neue Ernährung auch negative Folgen?

Nur, dass ich viel mehr Zeit in der Küche verbringe, was viel Energie kostet. Ansonsten ist mein Leben insgesamt leichter geworden. Meine körperliche Leistungsfähigkeit und meine Konzentrationsfähigkeit sind stark gestiegen, meine Regenerationszeiten sind um 30 Prozent kürzer, meine Muttermale sind weniger geworden, ich kriege keinen Zahnstein mehr, habe eine bessere Verdauung, höre besser, habe weniger Ängste, schlafe viel besser und denke insgesamt positiver.

Was würden Sie jemandem raten, der ebenfalls auf Rohkost umsteigen will?

Einfach so viel essen, wie man will. Und sich wegen eines Rückfalls keine Vorwürfe zu machen, das gehört dazu. Nach acht bis zehn Wochen hat man das Schlimmste hinter sich. Sport ist ebenfalls wichtig, da es die Umstellung erleichtert. Übrigens habe ich diesbezüglich eine paradoxe Entdeckung gemacht: Während die meisten ins Fitnessstudio gehen, um abzunehmen, gehe ich hin, wenn ich zunehmen möchte – weil ich danach immer unglaublich viel esse.

Ziehen Sie Ihren Selbstversuch also weiter?

Essen ist für mich kein Dogma. Wenn ich also einen guten Grund finde, zu meinen alten Essgewohnheiten zurückzukehren, dann werde ich das tun. Im Moment ist das nicht der Fall.

Wer mehr über Bernhard Salomon, seinen Selbstversuch oder die Rohkost-Diät erfahren möchte, kann ihn direkt via Facebook oder die Homepage von «edition a» erreichen.

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