Fit oder fett
Was esse ich zuerst?

Wichtig ist nicht nur, was man isst, sondern auch wie und in welcher Reihenfolge. Hier sind die fünf Grundregeln.
Publiziert: 23.05.2015 um 15:23 Uhr
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Aktualisiert: 08.09.2018 um 22:32 Uhr
Von Werner Vontobel

Die Systemsoftware unserer Verdauung ist unendlich komplex, die Benutzeroberfläche zum Glück nicht. Wer sich an die folgenden fünf Regeln hält, bleibt funktionstüchtig. Wir halten uns hier an die Vorgaben der russischen Ärztin und Ernährungsforscherin Galina Schatalowa († 2011), doch viele andere haben praktisch dasselbe gesagt.

Fünf Regel für gesunde Ernährung

  1. Regel Nr. 1: Gründlich kauen, erst schlucken, wenn der Bissen zu Brei geworden ist. Der amerikanische Arzt und Naturheiler Stanley Bass geht sogar noch ein wenig weiter: Volle Aufmerksamkeit, mit allen Sinnen geniessen, keine Ablenkung, keine Unterhaltung. Bei mindestens einer Mahlzeit pro Tag sollte man das durchhalten.
     
  2. Regel Nr. 2: Mund nie zu voll nehmen. Sonst ist es nämlich praktisch unmöglich, Regel Nr. 1 einzuhalten.
     
  3. Regel Nr. 3: Nicht trinken beim, oder unmittelbar vor oder nach dem Essen. Nippen an einem Weinglas ist erlaubt.
     
  4. Regel Nr. 4: Zwischen den Mahlzeiten mindestens vier Stunden Pause einlegen. Nach Metabolic Balance sollten es sogar fünf Stunden sein.
     
  5. Regel Nr. 5: Im Verlaufe einer Mahlzeit sollte das Leichtverdauliche wie Gemüse zuerst kommen, Eiweisse und Fette erst am Schluss. Keine Früchte als Nachspeise. Laut Schatalowa sollte man bei gesundheitlichen Beschwerden pro Mahlzeit nur eine Sorte Nahrungsmittel zu sich nehmen.

Verdauung programmieren

So viel zu den Regeln. Jetzt zur Begründung: Zunächst muss man verstehen, dass der Mund zwei Funktionen hat. Erstens ist er eine Art Aufnahmestation. Hier werden die Informationen gesammelt, mit denen das Hirn das Verdauungsprogramm schreibt und festlegt, in welcher Reihenfolge welche Drüsen wie viel Verdauungsenzyme ausschütten müssen. Dazu gehören auch die für das Sättigungsgefühl zuständigen Hormone Insulin und Lep­tin. Zweitens wird im Mund mit Hilfe des Speichelenzyms Amylase Stärke in Zucker umgewandelt. Geschieht dies unvollständig, werden Magen und Darm zusätzlich belastet.

Die Speiseröhre drückt den Nahrungsbrei anschliessend in den Magen, dessen wichtigste Aufgabe darin besteht, das Eiweiss (Fleisch, Eier etc.) in Peptide zu zerteilen und verdaulich zu machen. Das erfordert ein sehr saures Milieu mit einem PH-Wert von rund 1. Wasser hat einen PH-Wert von rund 6,5, verdünnt also den Magen­inhalt. Deshalb sollte man auf vollen Magen kein Wasser trinken. Die Magenschleimhaut schützt die Magenwände gegen die Säure.

Die Reihenfolge ist wichtig: Gemüse zuerst, Fett und Eiweiss am Schluss.
Foto: AFP

Keine Zwischenmahlzeiten

Zwischen Magen und Zwölffingerdarm liegt der Magenpförtner. Er lässt den Speisebrei erst durch, wenn dieser nicht mehr sauer ist, denn das würde den Zwölffingerdarm beschädigen. Der PH-Wert des Magens verändert sich im Verlauf des Verdauungsvorgangs. Das ist laut Schatalowa der Grund, warum man zwischen den Hauptmahlzeiten nichts essen soll, weil neue Speisen den pH-Wert des Magens wieder sinken lassen. Nach Ori Hofmeker sind lange Essenspausen auch nötig, damit der Körper das Hungerhormon Ghrelin produziert, das für unseren Hormonhaushalt wichtig ist. Im Dickdarm übernehmen die Bakterien die restliche Verdauungsarbeit. Sie sind auch für die Produktion von Abwehrstoffen zuständig. Gelangen unverdaute Zucker und Eiweisse in den Dickdarm, kann dies die Darmflora schädigen. Ein Grund mehr, das Betriebsprogramm von Mund, Magen und Darm wenigstens ansatzweise zu kennen und die Regeln zu befolgen.

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